Von Europa ins Venedig des Ostens

Die Schienenverbindung Europa-Manzhouli-Suzhou als Transportalternative: Der Containertransport zwischen Europa und China gilt in Logistikerkreisen immer noch als die «grosse Rennstrecke». Als Alternative zum kostenintensiven Luft- oder dem zeitaufwändigen Seetransport bietet sich inzwischen die Schiene an. Seit 2014 haben Blockzüge im Auftrag von Far East Land Bridge in Spitzenzeiten von 14 Tagen die Strecke von Ostchina bis Westeuropa bewältigt.

Seit etwa fünf Jahren ist der Schienentransport die Alternative zum langsamen Schiffs- und dem teuren Luftverkehr. Das Hauptgeschäft des in Zypern registrierten Unternehmens Far East Land Bridge mit Büros in Wien, Schanghai und Peking ist der Containertransport von China nach Europa und zurück. Die Zahl der Verbindungen hat sich zunehmend erhöht, heutzutage fährt fast ein Zug pro Tag. Von China kommend (Kennung WB) wird der Zug an der Grenze in Manzhouli/Zabaikalsk abgefertigt. Von Europa aus (Kennung EB) sind die entsprechenden Übergänge Brest/Malaszewicze oder Chop/Dobra.

Suzhou_China

Transitzeit: Künftig 13 statt 20 Tage

Am 30. November des vergangenen Jahres startete der erste EB-Blockzug mit Fracht aus Hamburg, Duisburg, Berlin und Warschau und erreichte über Malaszewicze, Moskau und Manzhouli den Hub Suzhou in 16 Tagen. Für den Rückweg sind nur 14 Tage nötig. Doch das ist erst der Anfang.

2015 geht ein 60-Stunden-Express über den gesamten chinesischen Teil der Route mit der Geschwindigkeit eines Personenzugs von 120 km/h an den Start. Die Laufzeit wird sich damit noch einmal deutlich auf 13 Tage reduzieren. Xu Ming, stellvertretender Bürgermeister von Suzhou, lobte kürzlich die Flexibilität des Schienentransports im Vergleich zu Luft- und Seeverbindungen. Zum Erfolg haben die siebenjährige Erfahrung des russisch-geführten Teams für Bahntransporte, das chinesische Partnerunternehmen Express International Freight Forwarding und die Unterstützung der Stadtregierung von Suzhou beigetragen.

Suzhou im innerchinesischen Vergleich

Der Hub Suzhou ist eines der entwik-keltsten Industriezentren im Südosten Chinas und vor allem für seine elektronischen Produkte wie Laptops, Tablets, LCD-Displays und andere Highend-Produkte bekannt. 2013 wurden von hier aus Güter im Wert von 45,1 Mrd. USD nach Europa exportiert, was 15% des Warenaustauschs von Suzhou entspricht.

Zu den Gründen, die für Suzhou sprechen, gehört auch, dass im Vergleich zu den Zügen aus Zhengzhou, Chongqing und Chengdu die wöchentlichen Blockzüge nach Europa ohne Subventionen gewährleistet sind. Zudem setzt das Nachbarland Russland auf diese Handelsverbindung und fördert den Schienen-verkehr. Ausserdem hat der Standort geografische Vorteile, denn das Einzugsgebiet der Stadt ist von Lkw in bis zu vier Tagen abzudecken. Schliesslich führt die zentral gelegene Zollabfertigung zu einer Effizienz von fast 98% der für den Hub Suzhou bestimmten Güter.

Diese Bahnverbindung bietet ebenfalls Vorteile, denn dank der gegebenen Infrastruktur in Manzhouli/Zabaikalsk und Brest/Malaszewicze kann der Wechsel von Breit- auf Normalspur einschliesslich Zollabfertigung in 24 Stunden abgewickelt werden.

Weitere Zukunftspläne

Angesichts der Aussichten dieses Projekts wird Suzhou nach der Aussage von Ming sein Bahnteam von 30 auf 200 Personen aufstocken und die Zusammenarbeit mit den an dem neuen Service interessierten Paketdiensten DHL, Pony Express und TNT forcieren. Ein Postamt befindet sich bereits innerhalb des Eisenbahn-Logistikzentrums von Suzhou.

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