«Wir werden die Kosten weiter senken müssen»

Nach zwei Jahren in Folge mit einem Gewinn muss SBB Cargo im ersten Halbjahr 2015 einen Rückschlag einstecken. Leiter Nicolas Perrin nimmt im Interview dazu Stellung. Für 2017 strebt er wieder schwarze Zahlen an.

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Im ersten Halbjahr 2015 erzielte SBB Cargo ein Defizit von 25 Millionen Franken. Warum dieser Einbruch?
Die Ausgangslage für die Jahre 2015 und 2016 war schon härter. Kostensteigerungen waren budgetiert, und unsere grösseren Optimierungsprogramme wirken erst ab 2017. Hinzu kam dann zusätzlich der starke Franken: Mitte Januar gab die Schweizer Nationalbank ja den Mindestkurs von Fr 1.20 auf. Diese beiden Faktoren belasten SBB Cargo massiv.

Warum wirkt sich der starke Franken so massiv auf das Güterverkehrsgeschäft in der Schweiz aus?
Ein Drittel unserer Verkehre ist international und wird in Euro abgerechnet. Zusätzlich leiden auch unsere Kunden unter dem starken Franken. Dadurch gehen zum Beispiel beim Handel wegen des Einkaufstourismus die Mengen zurück.

Werden die Transportvolumen steigen, wenn sich der Franken wieder abschwächt? In welcher Frist?
Nicht sofort. Ich denke, dass die Schweizer Wirtschaft aber so robust ist, dass sich die Verluste langfristig wieder ausgleichen werden.

Besser siehts bei der Tochterfirma SBB Cargo International aus, dort stiegen die transportierten Volumen. Warum?
Volumenmässig haben wir bei SBB Cargo International eigentlich ein Superjahr, weil die norditalienische und die deutsche Wirtschaft recht gut laufen. Leider wirkt sich das nicht auf das Ergebnis aus, weil die Erträge in Euro erzielt werden.

Im Inland ist vor allem der Wagenladungsverkehr von dem Volumenrückgang betroffen. Droht erneut ein Abbau von Bedienpunkten?
Das Bedienpunktnetz hat eine gewisse Dynamik, die den Bedürfnissen der Kunden folgt. Ich kann Anpassungen daran nicht ausschliessen. Einen Kahlschlag wird es aber nicht geben.

Kann der kombinierte Verkehr den Umsatzrückgang im Wagenladungsverkehr auffangen?
Nein, das ist nicht der Fall, weil der kombinierte Verkehr sehr stark auf dem Handel basiert, der rückläufig ist.

Gibt es im Güterverkehrsgeschäft generell einen Preisdruck?
Ja, der ist gross. Einerseits profitiert der Strassenverkehr von einem niedrigen Dieselpreis. Andererseits drängen immer mehr günstige Transporteure aus Osteuropa auf den Markt.

Welche Erwartungen haben Sie für die zweite Jahreshälfte?
Sie ist erfahrungsgemäss besser. Ich gehe davon aus, dass wir von Juli bis Dezember nur knapp unter der schwarzen Null bleiben werden.

Steht bei SBB Cargo eine neue Sanierung an?
Wir werden unsere Kosten weiter senken müssen, daraus habe ich nie einen Hehl gemacht. Wir haben aber Massnahmen eingeleitet wie der Einstellungsstopp im Verwaltungsbereich oder die Anpassungen im Unterhalt des Rollmaterials, bei den Serviceanlagen.

Was denken Sie: Kommt es zu einem weiteren Stellenabbau?
Unser Plan ist immer von einer Personalreduktion ausgegangen. Diesen Weg werden wir konsequent gehen müssen.

Bis wann kann SBB Cargo wieder ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen?
Ich strebe an, dass dies wenn möglich 2017 wieder der Fall sein wird.

Hand aufs Herz: Macht Ihnen der Job derzeit noch Spass?
Im Güterverkehr Geld zu verdienen ist und bleibt schwierig, Güterverkehr zu betreiben ist aber trotzdem eine spannende Aufgabe. Ich bin überzeugt, dass wir es gemeinsam schaffen, wieder ein positives Ergebnis zu erzielen.

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