Die Schiene bietet beste Voraussetzungen für die Digitalisierung

In einer der zahllosen Forenveranstaltungen auf der transport logistic beleuchtete der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV) gestern Nachmittag die Frage, wie «die Schiene produktiver und umweltfreundlicher» werden kann. Mit im Podium: Michail Stahlhut, CEO von SBB Cargo International.

«Kein Verkehrsträger hat mehr Erfahrung mit Elektromobilität als die Schiene», wies Moderator Joachim Berends, Vorstand Bentheimer Eisenbahn AG und VDV-Vizepräsident, gleich zu Beginn der Diskussion hin. Ausserdem biete die Spurgebundenheit der Bahn beste Voraussetzungen für eine Automatisierung im Sinne eines Platooning-Systems, wie es jetzt die Strasse von der Schiene kopiere.

Mit Hilfe der Digitalisierung produktiver werden

Michail Stahlhut, CEO von SBB Cargo International und begeisterter Eisenbahner, machte deutlich, dass «das Steinzeitsystem Güterbahn produktiver werden muss» und schlug drei Ansatzpunkte dafür vor: Einfacher machen, benutzerfreundlicher werden, internationaler denken. «Dann haben wir eine Riesenchance, mehr Kapazität auf die Schiene zu bringen und den Kostenwettbewerb mit der Strasse erfolgreich zu bestehen», so Stahlhut. Die Digitalisierung schaffe dafür die Voraussetzungen. Aber es gebe auch noch eine Reihe anderer Hürden in Europa, die überwunden werden müssten. Etwa bei den Zuglängen oder bei kürzeren Zugabständen, die dank ECTS technisch möglich seien.

Dr. Thorsten Bieker, Vice President Rail & Site Services beim Chemiekonzern BASF in Ludwigshafen, forderte als Verlader «eine stärkere Aufbruchsstimmung für neue Technologien bei der Güterbahn», die im eigenen Unternehmen bereits realisiert wird. Etwa bei der Zugbildung und der Reduktion der Rangierarbeiten. Selbstentwickelte Tankcontainer dienen der Trennung von Bahnwagen und Tank – während die grossen Entfernungen auf der Schiene zurückgelegt werden, soll in Zukunft der Vor- und der Nachlauf auf dem riesigen Werksgelände mit Hilfe autonomer Transportfahrzeuge erfolgen.

Ein entsprechender Prototyp ist bereits im Einsatz. Nur ein Drittel seiner häufig flüssigen Fracht befördert BASF heute auf der Strasse, den Rest auf der Schiene und per Schiff. «Wir wollen den  Anteil der Schiene weiter ausbauen, dabei die Transportzeiten um vier bis fünf Tage verkürzen und die Kosten um ein Viertel reduzieren», beschrieb Dr. Bieker das Ziel der Digitalisierungs- und Automatisierungsbemühungen.

Bahntrassen künftig mit dem Smartphone bestellen

Heiko Rumfeld, Director Business Unit NETLOG, bei der Spedition HOYER, wies darauf hin, dass «Online-Buchungsplattformen und automatisierte Statusmeldungen von den Bahnkunden heute erwartet werden». Bis in fünf Jahren will der Logistiker, der auch am BASF-Projekt beteiligt ist, deshalb seine Flotte von 40 000 Tankcontainern mit GPS und Sensorik ausgestattet haben.

«Es ist notwendig, das komplizierte Gesamtsystem Bahn mit Hilfe digitaler Instrumente zu vereinfachen», betonte Dr. Thomas Schaffer, Vorstand Vertrieb und Fahrplan bei der DB Netz AG. Vor allem an der Schnittstelle zum Kunden bestehe hier noch grosser Nachholbedarf. Ziel sei deshalb beispielsweise ein digitaler Fahrplan, über den künftig in Echtzeit per Smartphone die Trassen in Deutschland bestellt werden können. Bis Ende 2018 – so Dr. Schaffer optimistisch – soll dieses komplexe Projekt fertig sein.

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