Schienengüterverkehr in Europa erholt sich nur langsam

Die aktuellen Studie «Schienengüterverkehrsmarkt Europas 2014» der Marktforscher von SCI Verkehr zeigt: Bei den Güterbahnen in Europa ist die Verkehrsleistung weiter zurückgegangen. Anders ist die Lage in der Schweiz und in Deutschland.

Maschen Rangierbahnhof bei HamburgDie vielfältigen Restrukturierungsprogramme der Schienengüterverkehrsunternehmen konnten der Studie zufolge in den meisten Ländern noch keinen signifikanten Wandel hin zu mehr Verkehrsleistung und besseren Ergebnissen erzielen. Die Ursachen hierfür liegen laut SCI Verkehr teilweise ausserhalb des Einflussbereichs der Unternehmen: Die konjunkturelle Abkühlung in Europa und der harte intermodale Wettbewerb mit oftmals ruinös agierenden Strassenverkehrsunternehmen sind wesentliche externe Störgrössen. Diese bedürften der politischen Rahmensetzung.

Allerdings sieht SCI Verkehr auch Einflussgrössen, die Europas Güterbahnen selbst gestalten können. Hierzu gehört vor allem die grundsätzliche Modernisierung der internen Abläufe, Strukturen und Prozesse, aber auch die Grössenoptimierung durch Unternehmenszusammenschlüsse und Allianzen. «Hier liegen erhebliche Effizienzpotenziale brach, mit deren Erschliessung eine Rückkehr in die Profitabilität gelingen kann», heisst es in der Studie.

Das Marktvolumen für den Schienengüterverkehr in Europa betrug im Jahr 2012 nach SCI-Berechnungen ca. 17 Mrd. Euro. Dieser Wert lag 5 % unter dem Niveau von 2011. Für 2013 liegen zwar noch keine vollständigen Statistiken vor, doch bleiben die SCI-Experten kritisch. «Weit entfernt ist man derzeit von dem ambitionierten Ziel der Politik und der Unternehmen, den Transport per Schiene deutlich zu erhöhen», konstatiert die Studie. Der Modal-Split-Anteil der Eisenbahn sinke seit 2000 im Trend weiter. Bis zum Jahr 2020 erwartet SCI Verkehr allerdings für ganz Europa langfristig eine Wiederbelebung des Güterverkehrs auf der Schiene mit einem jährlichen Durchschnittswachstum von 1 ,3 %.

In Deutschland hat sich der Eisenbahngüterverkehr mengenmässig bereits 2013 erholt. Hier transportierten laut der jüngsten Statistik in- und ausländische Eisenbahngesellschaften Güter im Umfang von 373,7 Mio. Tonnen. Das waren 2,1 % mehr als noch 2012. Allerdings reicht dieser Zuwachs – so das Statistische Bundesamt –nicht aus, um das deutliche Minus von 8,9 Mio. Tonnen 2012 gegenüber 2011 auszugleichen.

Auch in der Schweiz hat 2013 der Anteil der mit der Bahn transportierten Güter durch die Alpen wieder zugenommen. Der Zuwachs betrug 25,2 Mio. Tonnen, ein Plus von 6,2 %. Unter Mitberücksichtigung der Sondereffekte des Jahres 2012 (der Felssturz von Gurtnellen und Sanierung des Simplontunnels) resultiert daraus ein Wachstum von über 4 %. Der Marktanteil der Schiene im alpenquerenden Güterverkehr stieg damit von zuletzt 63,4 % auf gut 66 %, wenn man Kombinierten Verkehr und Wagenladungsverkehre zusammenzählt. Zuletzt war 2006 ein ähnlich hoher Marktanteil erreicht worden.

Quelle: SCI Verkehr
Quelle: SCI Verkehr

Anteil der einzelnen Segmente des Schienengüterverkehrs in den europäischen Ländern (in % der Transportleistung)

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