Töchtertag

Sollten Mädchen mehr mit der Eisenbahn spielen?

Frauen sind im Schienensektor stark unterrepräsentiert – insbesondere bei den technischen Berufsgruppen. Das zeigt eine neue Studie. Die SBB gibt mit vielfältigen Aktivitäten Gegensteuer.

Lokführerin unterwegs im Führerstand eines DTZDer Anteil weiblicher Arbeitskräfte im Schienensektor liegt in Europa konstant bei rund 20 Prozent. Die Schweiz bewegt sich mit 16,4 % Frauen nur im Mittelfeld. Speziell in den technischen Berufsgruppen sind Frauen noch immer stark unterrepräsentiert. Das zeigt die kürzlich veröffentlichte Studie* zur Entwicklung der Berufstätigkeit von Frauen in europäischen Eisenbahnverkehrsunternehmen sehr deutlich.

Der europäische Durchschnittswert von 20% ist allerdings nur bedingt aussagekräftig. Die Zahl der weiblichen Beschäftigten bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen in den untersuchten osteuropäischen Ländern liegt nämlich deutlich höher. Beispiel Ingenieurinnen: 40 % beträgt der Frauen-Anteil im Osten, im Westen sind es gerade einmal 11 %. Die Ausreisser nach oben: Lettland mit 48,9 % und das Gegenstück Belgien mit nur 2 %. Je nach Position liegt auch im Management von Eisenbahnverkehrsunternehmen der Frauenanteil europaweit lediglich zwischen 16,3 % und 19,8 %.

Um an diesem Zustand etwas zu ändern, werden laut der Studie als Mittel der Personalentwicklung und der Unterstützung der Work-Life Balance vor allem flexible Arbeitszeiten, Teilzeitangebote, Sabbaticals und Telearbeit angeboten. So liegt der Anteil der teilzeitarbeitenden Managerinnen etwa in Italien bei 79,8 % – der Spitzenwert in Europa.

Auch die SBB bietet nach Möglichkeit unternehmensweit Teilzeitarbeit an. So arbeiteten im Jahr 2012 50,5 % der Frauen bei der SBB in Teilzeitpensen. «Seit einigen Jahren schreiben viele Geschäftsbereiche Stellen gezielt zu einem 80 bis 100 %-Pensum aus», berichtet Regula Rütti, Leiterin Diversity. Dies erweise sich als eine sehr effiziente personalstrategische Massnahme – mit dem Nebeneffekt, dass seit mehreren Jahren auch die Teilzeitquote bei Männern steige, was wiederum mehr Frauen ermöglicht, berufstätig zu sein.

Gezielte Unterstützungsmassnahmen wie Mentoring-Programme oder Kaderfrauen-Netzwerk-Anlässe unterstützen ausserdem Mitarbeiterinnen dabei, sich in Kaderposition zu etablieren. Um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu fördern, werden auch Kinderbetreuung, Beratung bei der Angehörigenpflege sowie flexible Arbeitsformen (Work at Home) angeboten. Im Management stiegen seit Beginn der Genderstrategie im Jahr 2008 die Anteile der Frauen von zuvor 7,6 % auf 10,2 % (Kader insgesamt), bzw. von 7,8 % auf 17 % (Topkader). Auch in der Ausbildung bestimmt die neue Orientierung das Angebot: Seit 2011 werden mehr Berufe, so auch Lokführer, in Teilzeitklassen ausgebildet. So ist es beispielsweise jungen Müttern möglich, eine solche Ausbildung zu machen.

Doch um weitere Erfolge erzielen zu können, müssen die gesellschaftlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Auch im Bewusstsein der Mädchen und jungen Frauen, damit sie überhaupt einen technischen Beruf ergreifen wollen. Denn wenn Jungs mit Eisenbahnen und Mädchen mit Puppen spielen, werden traditionelle Rollen schon sehr früh festgelegt. Um hier etwas zu ändern, nutzt die SBB viele Wege: Beim national organisierten Zukunftstag etwa können Schülerinnen und Schüler hautnah die Berufsmöglichkeiten bei der Bahn kennenlernen. Letztes Jahr nahm immerhin eine Rekordzahl von über 1000 Kindern an dieser Aktion teil. Aber es gibt noch weitere Projekte, mit denen Kindern und Jugendlichen die Berufsvielfalt bei der SBB nahe gebracht wird. So zum Beispiel:

• Der Schul- und Erlebniszug der SBB

• Die Internet-Plattform für Kinder „Magic Ticket

• Das „Wimmelbuch für Kinder

• Das Projekt AVANTI, welches Schulkindern Einblick in Cross-Gender-Berufe vermittelt Und:

Die SBB-Beschäftigten können ihre 11- bis 12-jährigen Töchter und Söhne mindestens einmal pro Jahr zum «Schnuppern» an den eigenen Arbeitsplatz einladen. «Auch das zeigt Wirkung», sagt Regula Rütti. Nicht selten treten Kinder –Töchter und Söhne – in die Fuss-Stapfen ihrer Eltern und planen ihre Laufbahn bei der SBB.

* Die Studie wurde veröffentlicht von den Europäischen Eisenbahn- und Infrastrukturunternehmen (CER) sowie der Europäischen Föderation der Transportarbeiter (ETF). Sie ist nur in Englisch erhältlich.

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