«Bei Frauen werden kleine Fehler sofort bemerkt»

Anstatt zu studieren hat sie sich entschieden, möglichst viele Erfahrungen in verschiedenen Jobs zu sammeln: Aline Rohrbach leitet in Neuenburg ein Regionales Cargo Produktionsteam – sie ist eine von wenigen Frauen in dieser Funktion.

Aline Rohrbach

Sie erwartet uns unter der grossen Uhr in der Bahnhofshalle von Neuenburg in offenen Sandalen. Aline Rohrbach ist es als Leiterin der Regionalen Cargo Produktionsteams (RCP) Neuenburg aber gewohnt, Sicherheitsschuhe zu tragen, die bis über die Fussknöchel ragen Und sie schlüpft auch regelmässig in Trekkingschuhe, um in der Freizeit durch die Gegend zu streifen.

«Ich bin eine leidenschaftliche Wanderin, deshalb kenne ich die Region Neuenburg sehr gut», sagt Rohrbach, nachdem wir in einem Bahnhofskaffee mit dezenter Musik Platz genommen haben. Dies kommt ihr in ihrem Job, den sie erst seit Anfang Jahr ausübt, zugut. Sie ist mit ihrem Team von 14 Männern zuständig für das Zustellen und Abholen der Güterwagen in der Region Neuenburg. Die wichtigsten Kunden sind die Erdölraffinerie in Cressier (die vor zwei Jahren von Petroplus an Varo Energy überging), die Migros-Filiale in Marin und Vigier Rail in Müntschemier. Letztere ist auf Fahrbahnbau spezialisiert und fertigt zum Beispiel Bahnschwellen an.

Die Romande Rohrbach ist 32 Jahre alt und hat nach ihrer Lehre als kaufmännische Angestellte schon verschiedenste Jobs ausgeübt. Sie war verantwortlich für ein Schiffsrestaurant auf dem Neuenburgersee, Leiterin eines Modegeschäfts in La Chaux-de-Fonds – und sie kennt die Eisenbahn. Vor acht Jahren kam sie zur SBB, war unter anderem Fahrdienstleiterin in den Bahnhöfen Neuenburg und Yverdon, war Stellvertreterin des Bahnhofsvorstands in Vevey und zuletzt stellvertretende Produktionsleiterin bei transN, den öffentlichen Verkehrsbetrieben Neuenburg. «Anstatt ein Studium zu machen, habe ich mich entschieden, viele Erfahrungen in verschiedenen Jobs zu sammeln.»

Sie ist einer der wenigen Frauen, die ein Regionales Cargo Produktionsteam leiten, und ihre Mannschaften in Neuenburg und in Biel (seit Mai leitet sie auch dort ein Team) sind effektiv Mann-schaften, das heisst sie haben keine weiblichen Mitglieder. «Bei Frauen werden kleine Fehler sofort bemerkt, deshalb bereite ich mich immer sehr gut vor.» Sie bezeichnet sich als offen und gesprächsbereit. «Ich habe aber auch eine klare Linie und lasse mir nicht auf der Nase herum tanzen.»

Dann gehen wir noch kurz in ihr Büro, das ein paar Schritte weiter gleich gegenüber dem markanten Bau des Bundesamtes für Statistik liegt. Es ist sonst niemand da an diesem Nachmittag – alle RCP-Mitarbeitenden sind im Einsatz. Als sie im Januar ihre neue Stelle antrat, musste sie gleich den Einzug an die neue Adresse organisieren. Im Aufenthaltsraum steht eine moderne Kaffeemaschine. «Die habe ich selbst gekauft, weil es mir zu lange dauerte, bis ich das Einverständnis erhielt», meint sie lachend.

Wie haben Lokführerinnen, Zuverkehrsleiterinnen und Reisezugbegleiterinnen den Einstieg in die Bahnberufe erlebt, die einmal Männern vorbehalten waren? In der SBB-Broschüre «Weichenstellung Zukunft – Pionierinnen der SBB erzählen» schildern sie es. Ein kurzer historischer Abriss rundet die Publikation ab, die vor zwei Jahren erschienen ist. Es gibt sie auf Deutsch und Französisch, und sie kann kostenlos bestellt werden bei: diversity@sbb.ch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert