«Ärzte ohne Grenzen»: Wie Logistik Menschenleben retten kann

Sie helfen weltweit bei Naturkatastrophen oder wenn tödliche Krankheiten ausbrechen, so wie jetzt bei der Ebola-Epidemie in Westafrika, die ausser Kontrolle geraten ist und immer mehr Opfer fordert. Ohne eine ausgeklügelte Logistik hätte die Hilfsorganisation «Ärzte ohne Grenzen» keine Chance.

Dank ausgeklügelter Logistik  ist es möglich, Medikamente binnen kurzer Zeit vor Ort einzusetzen (Quelle: Ärzte ohne Grenzen).
Dank ausgeklügelter Logistik ist es möglich, Medikamente binnen kurzer Zeit vor Ort einzusetzen (Quelle: Ärzte ohne Grenzen).

Das tödliche Ebola-Fieber in Westafrika breitet sich weiter aus. Nach Guinea, Sierra Leone und Liberia ist das tückische Virus nun auch in Nigeria ausgebrochen, dem bevölkerungsreichsten Land des Kontinents. Für die Gesundheitsbehörden der betroffenen Staaten und die internationalen Hilfsorganisationen wird es immer schwieriger, die Krankheit einzudämmen. Die internationale Organisation «Ärzte ohne Grenzen» weitet deshalb gegenwärtig ihre Aktivitäten massiv aus und richtet in den am schlimmsten betroffenen Gebieten Ebola-Behandlungszentren ein.

Welche riesigen logistischen Herausforderungen solche humanitären Katastrophen bedeuten, beschreiben die ehrenamtlichen Helfer in der jüngsten Ausgabe des Magazins Diagnose. «Damit innerhalb weniger Tage die Noteinsätze in Gang kommen können, müssen die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Diese Aufgabe leisten unsere Logistiker und Logistikerinnen, die oft weniger beachtet werden als die medizinischen Teams – doch ohne sie würden unsere Ärztinnen, Chirurgen, Krankenschwestern und Psychologen keinen einzigen Patienten behandeln können», erläutert Dr. Reinhard Dörflinger, Präsident der Hilfsorganisation in Österreich.

Denn bevor das medizinische Personal zu arbeiten beginnen kann, müssen provisorische Kliniken eingerichtet, Arzneimittel und Instrumente angeliefert, Unterkünfte bereitgestellt und Autos organisiert werden. Logistik ist die treibende Kraft hinter allen Noteinsätzen: Sie ist es, die dafür sorgt, dass mit Hilfsgütern beladene Flugzeuge, Schiffe und Lastwagen sofort losgeschickt werden können. Da in solchen Situationen jede Stunde zählt, hat «Ärzte ohne Grenzen» ein effizientes Nachschubsystem aufgebaut.

In den beiden Logistikzentren in Bordeaux und Brüssel lagern fertig verpackte, bereits vom Zoll abgefertigte Nothilfe-Kits für die unterschiedlichsten Situationen. Es gibt rund 500 unterschiedliche Pakete. Sie reichen von Chirurgie-Kits, die Instrumente für Notoperationen enthalten, über Wasser- und Hygiene-Kits bis hin zu Paketen mit Büromaterial. Sie ermöglichen es den Einsatzteams, innerhalb kürzester Zeit tätig zu werden. Allein von Bordeaux aus wurden im Jahr 2013 mehr als 3.600 Tonnen an Hilfsgütern in rund 70 Länder verschickt.

Eine besondere Herausforderung für die Logistik-Teams ist die Durchführung von Impfkampagnen. Denn wenn die Impfstoffe nicht bei einer Temperatur von zwei bis acht Grad Celsius gelagert werden, sind sie unbrauchbar. Dazu muss die Kühlkette über dem gesamten Transportweg stabil bleiben. Keine einfache Aufgabe in heissen Ländern wie in Afrika oder Asien, in denen Stromausfälle an der Tagesordnung sind. Deshalb muss in solchen Fällen ein eigenes «Kühlteam» die Impfstoffe bei Temperatur halten.

Die Kühlkette von Impfstoffen auf dem Weg in ein Hilfsprojekt (Grossansicht mit Klick), Quelle: Ärzte ohne Grenzen.
Die Kühlkette von Impfstoffen auf dem Weg in ein Hilfsprojekt (Grossansicht mit Klick), Quelle: Ärzte ohne Grenzen.

Im Falle der aktuellen Ebola-Epidemie nützt diese ausgeklügelte Logistik allerdings nichts. Denn bedauerlicherweise gibt es weder wirksame Impfstoffe noch Therapien gegen das Virus. Die Ärzte können im Moment nichts anderes tun, als das Immunsystem der Patienten zu unterstützen, indem sie Körperflüssigkeiten, Sauerstofflevel und Blutdruck regulieren und andere Infektionen behandeln, um den Betroffenen im Kampf gegen die Krankheit so gut es geht beizustehen. Und mit Hilfe von Quarantänemassnahmen und Aufklärung eine weitere Ausbreitung zu stoppen.

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