Zukunft der Logistik (7): Werden Turnschuhe in Zukunft vom 3D-Drucker ausgespuckt?

Ist künftig die physische Beförderung von Gütern noch notwendig oder kann man diese zu Hause mit dem 3D-Drucker selbst anfertigen? Zum Abschluss der Serie zu Innovation im Güterverkehr soll noch ein komplett anderer Ansatz vorgestellt werden.

3D Drucker
Foto: Fotolia/Chesky

«Additive Manufacturing» – auf Deutsch etwa mit generativer Fertigung zu übersetzen – hat laut den Zukunftsforschern das Potenzial, die Logistikbranche komplett umzukrempeln. Basis dafür ist das dreidimensionale Drucken, bei dem der Aufbau von Bauteilen computergesteuert aus einem oder mehreren flüssigen oder festen Werkstoffen erfolgt. Dabei finden physikalische oder chemische Härtungs- oder Schmelzprozesse statt. Typische Werkstoffe für das 3D-Drucken sind Kunststoffe, Kunstharze, Keramiken und mittlerweile auch Metalle.

Das Verfahren hat inzwischen bereits eine gewisse Marktreife erlangt und hält in der Industrie Einzug. Die Palette der Anwendungen reicht von Prototypen bis zur kleinen Serienfertigung. So verwendet zum Beispiel der Flugzeughersteller Boeing im Kampfjet F-18 über 80 Lasersinter-Teile. Die Euphorie ist gross und die Fantasie scheinbar unbegrenzt. In einem neuen Zeitalter der industriellen Produktion sollen physische Warentransporte durch digitale Datenströme und 3D-Drucker ersetzt werden.

Die klassische Idee von Warenherstellung, Transport, Lagerung und Weiterverarbeitung verändert sich dadurch grundlegend. Etwa wenn Bauteile und Halbfabrikate von einem europäischen Hersteller direkt von seinem asiatischen Kunden ausgedruckt werden und nicht mehr über die Ozeane verschifft werden müssen. Oder wenn ein Konsument die neuen Sportschuhe nicht mehr im Detailhandel einkauft oder im Online-Shop bestellen muss, sondern nur noch die Druckdaten erwirbt, diese online herunterlädt und das Produkt bei sich zu Hause ausdruckt – so wie wir es heute schon mit Kinotickets oder dem Boarding-Pass für den Flug tun.

«Noch müssen sich Logistikkonzerne keine Sorgen um ihre Arbeit machen, aber in mutigen Szenarien zu denken, kann der Branche nicht schaden», sagt Christoph Wolleb, Leiter Supply Chain Management beim Beratungsunternehmen KPMG Schweiz in Zürich. Inzwischen seien verschiedene Studien auf internationaler Ebene gestartet worden, die versuchen, eine Ahnung der möglichen Konsequenzen und Abläufe der Zukunft zu bekommen. «Bisher liegen erst wenige aussagekräftige Resultate vor und es herrscht eine gewisse Ohnmacht und Ratlosigkeit», hat der Experte festgestellt.

Doch viel stärker als die Unsicherheit sollte seiner Meinung nach die Gewissheit über neue Möglichkeiten in allen Bereichen der Wertschöpfungsketten dominieren. Christoph Wolleb: «Wer sich auf neue Gedanken- und Geschäftsmodelle einlässt und eben nicht nur Effizienz, sondern auch Flexibilität spielen lässt, wird am Ende gewinnen. Egal, was die Entwicklung mit sich bringt.»

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