Ein dicker Brocken unterwegs am Gotthard

Bruno Lämmli, der seit 1991 als Lokführer bei SBB Cargo die Gotthard-Bahnstrecke durch die Alpen beinahe täglich befährt und unter http://www.lokifahrer.ch eine vielgelesene Webseite betreibt, hat mit seinen Erlebnissen bereits 2007 zum erfolgreichen Start des Cargo-Blogs beigetragen. Jetzt schreibt er wieder mehrere Gastbeiträge. Hier ist der Erste:

Als ich in den Medien las, dass die Strassentransporteure forderten, dass auf der Gotthardstrecke der 4-Meter-Korridor eingeführt werde, staunte ich nicht schlecht. In der rollenden Landstrasse von Lugano nach Basel konnte ich immer wieder hohe Lastwagen beobachten und so viel ich wusste, waren das beinahe 4 Meter. Klar, das ist nichts gegen den Transport, über den ich Sie nun informieren will.

In der Presse und im TV wurde sogar darüber berichtet, so speziell war der Transport. Ein Schwertransport sollte die Gotthardstrecke befahren. Darunter stellte ich mir viele LKW, mit einem speziellen Fahrzeug dazwischen vor. Solche Gefährte zwängen sich ja immer wieder durch die Strassen der Dörfer. Nur diesmal sollte ein solcher Schwertransport auf der Bahn erfolgen.

Beim Nachlesen erfuhr ich dann, dass ein mehrere hundert Tonnen schwerer Transformator durch den Gotthard gezwängt werden soll. Jetzt war klar, ein Transformator, nur schwer..? Bei Zügen, die weit über 1000 Tonnen schwer sein können, ist so ein Transport sogar noch leicht. Vielmehr würden die Abmessungen vermutlich zum Problem werden. Alles passt ja nicht durch die Tunnel, wie wir seit der Forderung der Verlader wissen.

Fachchinesisch bezeichnen wir das als Lademassüberschreitung. Eisenbahnen besitzen eine Umgrenzung. Die es ermöglicht Signale und Bahnsteige zu bauen. Dort passen Züge, die diese Umgrenzung nicht verletzen durch. Nur der Transformator tat das nicht. So dass daraus eine Lü-Sendung wurde.

Das führt dazu, dass der Transformator, der mit einem speziellen Wagen transportiert wurde, nicht überall ohne Probleme durch gehen würde. Diesellokomotiven sollten für ausreichend Zugkraft bei der ausgeschalteten Fahrleitung sorgen. Gefahren wurde dann, wenn es keine anderen Züge gibt. Klar, das waren die Nächte Sonntag/Montag, denn dann ruht auch am Gotthard der Güterverkehr.

So ging der Transport über den Gotthard. Die Ladung konnte seitlich verschoben werden. Bis zu 40 Zentimeter seitliche Verschiebung, damit dieser Transformator durch die Tunnel passte. Wie auf der Strasse, kann auch dann die Eisenbahn nicht schnell fahren. Die Arbeiten für das Personal waren sicher schwer, mussten doch alle Beteiligten harmonisch zusammenarbeiten.

Das Ziel war Lavorgo. Dort sollte der Transformator entladen werden. Ein Sondertransport, der noch dreimal wiederholt werden sollte. Immer mehr kannten die Leute so die Ecken, die kritisch sind. Nur, einfach drauflos ging natürlich nicht, denn jede Fahrt musste genau kontrolliert werden. So erreichte aber auch der letzte Transformator, Lavorgo und so sein Ziel, ganz.

Zum Schluss noch eine Verspätungsmeldung. Der Transport erfolgte mit wochenlanger Verspätung. Nicht, weil der Gotthard nicht bereit war, sondern einfach, weil die Schiffe nicht nach Basel fahren konnten. Blockierter Rhein und Eis auf dem Wasser behinderten das, was auf der Bahn pünktlich erledigt wurde. Den sicheren Transport einer ungewöhnlichen Last.

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