Der längste Tunnel der Welt steht noch in Japan

Nächstes Jahr wird der Gotthardbasistunnel eröffnet, mit 57 Kilometer der längste Eisenbahntunnel der Welt. Zurzeit hält noch der Seikan-Tunnel in Japan mit 54 Kilometer diesen Rekord. Was hat es mit diesem Tunnel auf sich?

Japan ist ein Inselreich und besteht aus vier grossen und Tausenden von kleineren Inseln. Deshalb kam man schon früh auf die Idee, das Reisen durch den Bau von Eisenbahntunneln unter dem Meeresboden zu vereinfachen. 1939 entwickelte man Pläne, die vier japanischen Hauptinseln durch einen Tunnel zu verbinden: ein erster kurzer Tunnel zwischen Honshu und Kyushu wurde 1942 fertiggestellt.

Karte Japan
Der Seikantunnel verbindet die Inseln Honshu und Hokkaido.

Erst lange nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1964, begannen aber die Probebohrungen für den Seikan-Tunnel, der die beiden Inseln Honshu (mit der Hauptstadt Tokio) und Hokkaido (im Norden Japans mit der Stadt Sapporo) verbinden sollte. Die Bauarbeiten für die 54 Kilometer lange Röhre starteten im Jahr 1971. Ein Abschnitt von 23 Kilometern führt dabei unter dem Meer hindurch, der Strasse von Tsugaru. Die Idee war ursprünglich, den Tunnel ans Hochgeschwindigkeitsnetz Shinkansen anzuschliessen, deshalb wurde er auch gleich mit dem Lichtraumprofil für die japanischen Prestige-Züge gebaut. Die Fahrzeit von Tokio nach Sapporo sollte sich von 17 auf 6 Stunden reduzieren.

Die Bauarbeiten erwiesen sich aber als viel schwieriger, als zunächst angenommen. Deshalb kam es zu massiven Kostenüberschreitungen und Verzögerungen. Zudem verloren bei den Arbeiten, die zum Teil 100 Meter unter dem Meeresboden erfolgten, bis kurz vor Abschluss 34 Arbeiter ihr Leben, wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel im Jahr 1985 berichtete.

 

Bild Seikan-Tunnel
Ab April 2016 wird der Seikan ans Shinkansen-Netz angeschlossen.

Anpassungen für Shinkansen
Im Jahr 1988 erfolgte endlich die feierliche Eröffnung des Eisenbahntunnels. Allerdings wurde im Tunnel zunächst nur die in Japan übliche Kapspur von 1067 Millimeter verlegt, und nicht die Regelspur von 1435 Millimeter: Der Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszug konnte deshalb noch nicht auf der Strecke fahren, wohl aber reguläre Personen- und Güterzüge.

Zurzeit werden aber die nötigen Vorbereitungsarbeiten gemacht, und ab April nächsten Jahres soll der Hochgeschwindigkeitszug doch noch durch den Tunnel brausen. Zunächst wird nur der Abschnitt zwischen Shin-Aomori und Shin-Hakodate in Betrieb gehen. Damit wird die Fahrzeit zwischen Tokio und Sapporo, die zurzeit rund 9 Stunden beträgt, weiter reduziert. Ab 2035 soll schliesslich der letzte Abschnitt bis Sapporo folgen. Die Strecke sollte dann laut dem Onlineportal Asienspiegel in rund 5 Stunden zu schaffen sein. Damit würde der alte Traum doch noch wahr.

2 Kommentare zu “Der längste Tunnel der Welt steht noch in Japan

  1. Wenn man bedenkt , dass dieser Tunnel ~ im gleichen Erdbebenraum wie Fukushima und unter Wasser liegt, dann kann man sich das Horror-Szenario leicht ausmalen das früher oder später blüht.

    1. Besten Dank für Ihren Kommentar, Aldo Bertozzi. Ein gewisses Risiko kann man nie ganz ausschliessen. Allerdings liegt der Tunnel tief unter dem Meeresboden, und das schwere Erdbeben vom März 2011, das zur Reaktorkatastrophe in Fukushima führte, hat der Tunnel jedenfalls überstanden.

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