Ramsauer: "Wir wollen keinen Verkehrsträger gegen einen anderen ausspielen"

„Zwischen Ökogewissen und Ökonomiezwang – wie viel Grün kann (sich) die Logistik leisten?“ lautet das Thema der Auftaktveranstaltung der diesjährigen transport logistic am 10. Mai 2011. Der deutsche Verkehrsminister Michael Ramsauer diskutiert dann mit namhaften Branchenvertretern wie dem DB-Chef Grube und Lufthansa-Cargo-Vorstandsvorsitzenden Garnadt. Vorab äußerte sich der Minister in einem Interview zu den Herausforderungen der grünen Logistik.

Die transport logistic steht dieses Jahr im Zeichen von „Green Logistics“, welche ökologischen Vorgaben sollen bis wann umgesetzt werden und in welchen Bereichen?

Ramsauer: Grüne Logistik ist ein wichtiges Thema für den Transportbereich. Ihre Bedeutung nimmt ständig weiter zu. Wir müssen trotz des prognostizierten Wachstums von bis zu  80 Prozent im Güterfernverkehr bis 2050 dem Klima- und Umweltschutz gerecht werden. Denn die Reduzierung der Klimabelastung bietet auch große Effizienzpotenziale für Unternehmen, die zu Kosteneinsparungen beitragen können. Mit unserem „Aktionsplan Güterverkehr und Logistik“ haben wir ein Strategiepapier, das auf die Vereinbarkeit von Verkehrswachstum mit Umwelt- und Klimaschutz zielt. Wir setzen aber nicht auf Zwangsmaßnahmen, sondern auf das Engagement der Wirtschaft.

Welche Anreize und Rahmenbedingungen schafft Ihr Ministerium dafür?

Ramsauer: Grüne Logistik heißt für die deutsche Bundesregierung, Schnittstellen zu optimieren, das Gesamtnetz effizienter zu gestalten und intermodale Verkehre zu ermöglichen. Zahlreiche Maßnahmen des „Aktionsplans Güterverkehr und Logistik“ leisten hierzu konkrete Beiträge. Wir unterstützen z.B. die Entwicklung einheitlicher Standards zur Berechnung von CO2-Emissionen logistischer Dienstleistungen sowie die umweltfreundliche Gestaltung der Lieferverkehre insbesondere auf der „letzten Meile“. Ein besonderes Augenmerk legen wir auf die Förderung des Kombinierten Verkehrs als intermodalem Transport. Hier tragen die umweltfreundlichen Verkehrsträger Schiene und Wasserstraße zur Verkehrsverlagerung und zu einer Reduktion des CO2-Ausstoßes im Güterverkehr bei.

Wird der Gigaliner zum Konkurrenten des Güterzugs? Welches Konzept ist der Sieger im zunehmenden Güterverkehr hinsichtlich Effizienz, CO2-Bilanz, Energieverbrauch und Schadstoffemissionen?

Ramsauer: Wir wollen keinen Verkehrsträger gegen einen anderen ausspielen oder bestimmte bevorzugen. Um das prognostizierte Verkehrswachstum insbesondere im Güterverkehr bewältigen zu können, brauchen wir alle Verkehrsträger. Jeder soll seine spezifischen Stärken profilieren. Zugleich müssen wir die Voraussetzungen dafür schaffen, dass unsere Verkehrsträger, und das gilt insbesondere für den Verkehrsträger Nr. 1, die Straße, auch effizienter werden. Hierzu können größere Transporteinheiten einen Beitrag leisten. Und vor diesem Hintergrund wollen wir den bundesweiten Feldversuch mit Lang-Lkw durchführen und dabei auch untersuchen, ob wir durch diese Fahrzeuge Fahrten und CO2-Emissionen einsparen können.

Das Interview führte Anja Behringer

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