Gotthard: Licht am Ende des Tunnels

SBB Cargo hatte gestern Nachmittag bei strahlend blauem Himmel über München zum «Tunnelblick» auf den Stand der «SwissMovers» eingeladen. Neben dem Einführungsreferat von Michail Stahlhut, CEO von SBB Cargo International, beantworteten in einer Diskussionsrunde zwei Kunden der Schweizer Güterbahn die Frage nach dem Nutzen des Jahrhundertbauwerks.

GBT
v.l.n.r.: Michail Stahlhut, Bernhard Kunz, Thorsten Klaas-Wissing, Bernhard Metzger, Nicolas Perrin

«Eine dramatische Ausweitung der Kapazitäten, die in Zukunft bei einer stärkeren Verlagerung von der Strasse auf die Schiene auch benötigt werden», nannte Michail Stahlhut in seiner Eröffnung den Hauptvorteil. Wenn nur zehn Prozent des künftigen Strassengüterverkehrs im Nord-Süd-Korridor auf die Bahn wechseln, dann seien die Kapazitäten ausgelastet.

Unter der Diskussionsleitung von Dr. Thorsten Klaas-Wissing von der Universität St. Gallen brachten dann neben Michail Stahlhut auch Nicolas Perrin, CEO von SBB Cargo, die Position der Güterbahn zum Ausdruck. Bernhard Metzger, Leiter Direktion Logistik Transport beim Migros-Genossenschafts-Bund, und Hupac-Direktor Bernhard Kunz vertraten die Kundenseite.

«Wir setzen sehr stark auf den Schienengüterverkehr innerhalb der Schweiz», berichtete Bernhard Metzger. Die Migros sehe durch den Tunnel grosses Potenzial, die Deutschschweiz mit dem Tessin enger zu verbinden. Auch Güter aus Italien und Frachten aus italienischen Seehäfen könnten nun effizienter über die Alpen befördert werden.

«Die Stunde Zeitgewinn im Binnenverkehr wirkt sich zum Beispiel für unsere Kunden im Tessin sehr positiv aus», zeigte sich Nicolas Perrin überzeugt. Die Verlängerung der Züge auf 750 Meter und die Erhöhung des zu transportierenden Gewichts führe ebenfalls zu deutlichen Effizienzsteigerungen. «Es geht nicht nur um die 57 Kilometer im Tunnel selbst, sondern um alles, was davor und danach kommt», betonte Bernhard Metzger. Aus dem Infrastrukturprojekt müsse nun eine funktionsfähige Logistikkette werden.

Dabei sind noch etliche Herausforderungen zu lösen, auch in der letzten Phase vor der Inbetriebnahme. «Die Anpassung der Loks an die neue Sicherheitsleittechnik ETCS Level 2 ist recht aufwändig», nannte Nicolas Perrin ein konkretes Beispiel dafür. Ebenso die Schulung des Personals. Aber er sei optimistisch, dass all diese Aufgaben fristgerecht gelöst werden können.

Zum Abschluss kündigte Dr. Thorsten Klaas-Wissing noch einen Überraschungsgast an: Prof. Leo Wundergut, Doktor der Gebirgssoziologie und Professor für Inter-Oper-Abiliät. Mit seiner kritischen Rede zum Thema Tunnelbau sorgte der Kabarettist für manchen lauten Lacher. Etwa wenn er statt der «Zähmung der Alpen» verlangte, das Gebirge in die Flucht zu schlagen, «damit es sich in Norddeutschland ansiedelt». Anschliessend wurde das Thema im persönlichen Gespräch beim traditionellen Apéro auf der sonnigen Aussenterrasse des SwissMovers-Stand aber dann doch noch ganz ernsthaft vertieft.

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