Die Gütereisenbahn ist sexy

Die Schiene wurde durch die Wirtschaftskrise im Jahr 2009 erheblich getroffen. „Erfreulicherweise brachte das Jahr 2010 schon wieder eine Wende und das aktuelle Verkehrsaufkommen nähert sich wieder dem Rekordjahr 2008“, begeisterte sich Prof. Dr. Paul Wittenbrink von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Lörrach, Studiengang Transport und Logistik. Der Moderator der Diskussionsrunde mit „Schwung aus der Krise – der Schienengüterverkehr wieder auf Erfolgskurs?“ im VDV-Cafe in Halle 6 begrüsste dazu eine Reihe von Eisenbahnverkehrsunternehmen – von der Bentheimer Eisenbahn AG über die Mittelweserbahn bis hin zu DB Schenker Rail und SBB Cargo International. Übereinstimmend berichteten sie, dass nach dem tiefsten Einbruch in der Geschichte der meisten Firmen die Auftragslage wieder hervorragend sei. „Wir fahren inzwischen sogar schon wieder an unseren Kapazitätsgrenzen“, verriet Hans-Peter Kempf, Geschäftsführer der niedersächsischen MWB Mittelweserbahn GmbH. Neben fehlenden Gleisen und Rollmaterial macht auch der Personalmangel den Unternehmen zu schaffen.

„Die Gütereisenbahn ist sexy“, rührte Michail Stahlhut, CEO von SBB Cargo International, die Werbetrommel für die Branche. Natürlich gebe es viele Probleme, aber auch jede Menge Chancen. So könne das Netz effizienter gemacht werden, etwa bei der Zugfolge oder den Zuglängen, und von der heutigen „Manufaktur-Produktionsweise“ auf eine industrielle Produktion umgestellt werden. SBB Cargo International gehe diesen Weg konsequent auf der Nord-Süd-Achse als effizientes und schlankes Unternehmen. Gleichzeitg sei ein vernetztes Denken und eine stärkere Zusammenarbeit der Güterbahnen gefordert.

Am Beispiel der Xrail-Allianz zeigte Dr. Jörg Hilker, Marktbereichsleiter Industry Sector Chemicals/ Mineral Oil/ Fertilizers bei der DB Schenker Rail GmbH, wie solch eine Kooperation im Wagenladungsverkehr aussehen kann: „Auch wenn noch nicht alle Bahnen in Europa dabei sind, sind einheitliche grenzüberschreitende Qualitätsstandards der richtige Weg.“ Allerdings sei auch dieses Geschäft sehr kapitalintensiv und nach wie vor „verdient der gesamte Sektor nicht seine Kapitalkosten.“ SBB Cargo International hat zudem noch mit einem Sonderproblem zu kämpfen: Dem Wechselkurs des Schweizer Franken zum Euro, der sich in den letzten Monaten sehr stark zuungunsten des neu gegründeten Carriers verschlechtert hat. Trotzdem zeigte sich Michail Stahlhut optimistisch, dass sein als mittelständischer Betrieb agierendes Unternehmen auch diese Herausforderung bewältigen wird: „Wir haben aus der Krise gelernt und arbeiten weiter an unseren Stärken.“

 

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