Fit für den grossen Berg

Der Countdown zur Eröffnung des Gotthard-Basistunnels läuft. Mit einer intensiven Schulung werden rund 3900 Angestellte auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet. Mit dabei sind über 300 Mitarbeitende von SBB Cargo und SBB Cargo International.

Gotthard-CountdownDer Berg ruft. Am 1. Juni 2016 wird der längste Eisenbahntunnel der Welt eröffnet: der 57 Kilometer lange Gotthard- Basistunnel, intern GBT genannt. Damit gehen nicht einfach zwei mit Schienen und Fahrleitung ausgestattete Röhren in Betrieb, es wird vielmehr ein komplexes und hochmodernes System eröffnet. Stollen, Nothaltestellen, Lüftungsanlagen, Beleuchtung, Stromversorgung, Steuerungsanlagen und vieles mehr zählen dazu.

Sie bilden die bauliche und technische Grundlage für die sichere, pünktliche und auch schnelle Durchfahrt der bis zu 260 Güterzüge und 65 Personenzüge, die den Tunnel täglich durchqueren können. Doch die beste Infrastruktur nützt wenig, wenn sie nicht professionell bedient wird. Um sie fit für den Gotthard zu machen, erhalten die involvierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SBB und anderer Unternehmen gegenwärtig die nötige Ausbildung.

«Insgesamt bilden wir rund 3900 Personen aus», sagt Christian Pugliese, Projektleiter Bildung Neat bei der SBB AG. Nebst 2900 Mitarbeitenden der SBB profitieren etwa 1000 Personen von Drittfirmen von der Schulung. Darunter das Personal der Feuerwehren, der Sanität und der Polizei, die im Ereignisfall Bescheid wissen müssen. Auch 200 Lokführer anderer im Güterverkehr tätiger Bahnunternehmen werden ausgebildet, die den Tunnel befahren werden.

SBB Cargo gehört zu den ersten, die den Tunnel kommerziell nutzen werden. Ab Juni 2016, wenn der Probebetrieb beginnt, werden zunächst vorwiegend Güterzüge durch den Tunnel rollen. Die fahrplanmässigen Personenzüge folgen mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2016. Alle 156 Lokführer von SBB Cargo und die 100 Lokführer von SBB Cargo International, die für den Einsatz auf der Gotthardachse vorgesehen sind, sollen bereits bis Ende Mai 2016 ausgebildet sein, erklärt Attilio Albertini, Leiter Projekte Ausbildung SBB Cargo. Dazu kommen gut 50 Mitarbeitende der Abteilung «Operations», die für die Zugsteuerung zuständig sind. Zu den ersten Lokführern, die ab August ausgebildet werden, zählen jene, die während des Testbetriebs im Einsatz stehen werden. Dieser startet Anfang Oktober 2015 noch ohne kommerzielle Züge. Mit dabei sind dann bereits 21 Lokführer von SBB Cargo.

3-D-Simulation des Gotthards
Das umfangreiche Schulungsprogramm der SBB ist individuell nach den Bedürfnissen der einzelnen Berufskategorien ausgerichtet. Die Lokführer und das Zugpersonal der Personenzüge befassen sich an drei Tagen mit der Funktionsweise und den Eigenschaften des Jahrhundertbauwerks. Eine besonders intensive Ausbildung erhalten die 570 Personen, welche den neuen Tunnel warten werden, sowie die 350 Mitarbeitenden, die den Zug verkehr von der neuen Betriebszentrale in Pollegio aus steuern. Für alle gilt das Prinzip, dass sie mindestens einmal den Tunnel von innen sehen und die eindrückliche Atmosphäre sinnlich erfahren können.

«Die Ausbildung ist ein absolut zentrales Element der Inbetriebnahme», unterstreicht Pugliese. Einerseits könnten sich die Mitarbeiter die nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten aneignen, andererseits springe ein Funke der Begeisterung auf sie über. «Je besser die Leute ausgebildet sind, desto motivierter sind sie», so Pugliese. Ein weiterer Grund ist entscheidend: Wollen die den Tunnel benutzenden Unternehmen vom Bundesamt für Verkehr (BAV) die Betriebsbewilligung erhalten, müssen sie nachweisen, dass ihr Personal über die nötigen Kenntnisse verfügt.

Cargo Magazin 2/15

 Das neue Cargo Magazin ist ab dem 24. August 2015 erhältlich. Im aktuellen Heft dreht sich alles um das Miteinander von Strasse und Schiene.
Das neue Cargo Magazin ist ab dem 24. August 2015 erhältlich. Im aktuellen Heft dreht sich alles um das Miteinander von Strasse und Schiene.

Einen bedeutenden Beitrag an die Ausbildung und später an die Weiterbildung der Mitarbeitenden erwartet die SBB von der völlig neuartigen 3-D-Simulation, die seit Juli 2015 vorerst als Prototyp eingesetzt wird. Das von der SBB mit finanzieller Unterstützung des BAV entwickelte Lehrmittel bildet Basistunnel und Zulaufstrecken wirklichkeitsnah ab. Projektleiter Michael Bruderer spricht von einer «riesigen virtuellen Lern- und Trainingswelt», in der sich die Lernenden einzeln oder auch als Gruppen bewegen können. So sei es zum Beispiel möglich, eine Evakuierungsübung in Echtzeit und mit verschiedenen Rollen zu simulieren. «So etwas kommt in dieser Form und in dieser Komplexität noch nirgendwo sonst zum Einsatz.» Die Simulation am Bildschirm und mit 3-D-Brille vermittelt mehr als Wissen. Sie ermöglicht es, Prozesse und situationsgerechtes Handeln zu üben. Ausserdem schafft sie eine praxisnahe Ergänzung zur Ausbildung vor Ort, die nur noch eingeschränkt möglich sein wird, wenn der Tunnel in Betrieb ist.

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