«Gotthard»: Der Tunnel wird in Köln nachgebaut

Weil die Innenaufnahmen für das grösste TV-Projekt in der Schweizer Fernsehgeschichte nicht am Original-Schauplatz gedreht werden können, entsteht ein Teil des historischen Gotthard-Tunnels in einem Kölner Filmstudio. Dort werden Wassereinbrüche und Explosionen dramatisch in Szene gesetzt.

Über das genaue Budget bei diesem Mammut-Projekt schweigen sich die Produzenten noch aus. Insider rechnen jedoch mit schätzungsweise 11 Millionen Franken Produktionskosten. Eine halbe Million Euro steuert die Zürcher Filmstiftung bei, weitere Fördermittel kommen von der Film- und Medienstiftung NRW, der Filmförderung Baden-Württemberg sowie den Zentralschweizer Kantonen und dem Bundesamt für Kultur.

«Der Gotthard-Tunnel steht für die erste grosse Verbindung zwischen Nord- und Südeuropa: seinerzeit ein Jahrhundert-Bauwerk mit allen Chancen und Risiken, dann das Synonym für die ewige Sehnsucht des Nordens nach dem Süden», sagt Reinhold Elschot, Fernsehfilmchef beim Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF). Der historische Riesenbau sei damals die grösste Baustelle Europas gewesen und in der unberührten Schweizer Landschaft entstand «eine ganz neue, chaotische Ansiedlung mit Tausenden Arbeitern aus vielen Ländern».

Der Kampf gegen die Natur und brutale Arbeitsverhältnisse forderten viele Opfer, seuchenartige Krankheiten, Katastrophen bei der gefährlichen Arbeit im tiefen Berg ebenso wie Arbeiterrevolten und deren Niederschlagung. Die Bergwerksgesellschaft war ständig von der Pleite bedroht. «Aber alle Beteiligten einten Leidenschaft und zähes Engagement, um das eine grosse Ziel zu erreichen: den Berg zu bezwingen und den Tunnel zu vollenden», so Elschot. Mit seinem Bau hätten sich unzählige menschliche Schicksale, Aufstieg und Fall, Höhen und Tiefen verbunden – genug Stoff für einen umfangreichen TV-Zweiteiler.

Weil die dramatischen Szenen im Berg nicht am Originalschauplatz gedreht werden können, wird in den Kölner MMC Studios ein Teil des Gotthard-Tunnels aus dem Jahr 1873 nachgebaut. In der 100 Meter langen Konstruktion lassen sich dann Explosionen und Wassereinbrüche filmen. Die MMC Studios Köln GmbH verfügt mit dem Coloneum in Köln-Ossendorf über eine der grössten und modernsten Studiolandschaften Europas mit einer Nutzfläche von insgesamt 157 000 Quadratmetern.

2013 hat das Unternehmen zusammen mit der Zodiac Pictures Ltd in Zürich das Joint-Venture MMC Zodiac zur Entwicklung und Herstellung von Kinospielfilmen gegründet. Zur Zeit sind bei Zodiac neben der Doku-Fiktion «Gotthard» auch die Filme «Heidi», «Die göttliche Ordnung» und «Der Anfang vom Ende» in Arbeit oder in Vorbereitung.

 

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