Schweizer Bahn fährt bereits mit 75 Prozent Öko-Strom

Die neue „Energiebeschaffungsstrategie“ der Schweizer Bundesbahnen hat klar zum Ziel, den Atomstromanteil von heute 25 Prozent kontinuierlich zu reduzieren und den Anteil der erneuerbaren Energien weiter auszubauen.

Die SBB ist bereits heute die grösste Stromkonsumentin der Schweiz und benötigt auch in Zukunft mehr Energie. Denn das Bahnnetz wird ausgebaut, die Güterzüge werden schwerer und länger und auch der Gotthard-Basistunnel verbraucht mehr Energie als der bisherige Streckenverlauf, weil bei höheren Geschwindigkeiten der Züge auch der Luftwiderstand zunimmt. Die Folge: Es werden auch mehr Treibhausgase ausgestossen. Um ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, haben die Schweizer Bundesbahnen deshalb eine neue „Energiebeschaffungsstrategie“ beschlossen. „Sie hat klar zum Ziel, den Atomstromanteil von heute 25 Prozent kontinuierlich zu reduzieren“, sagte SBB-Konzernchef Andreas Meyer bereits im Mai in einem Interview mit dem „Sonntag“.  Einen Grossteil seinerr Beförderungsenergie beziehe das Unternehmen bereits heute aus erneuerbarer Quelle.

Um den grossen Strombedarf zu decken, bezieht die SBB Strom von über 200 Energieversorgungsunternehmen in der gesamten Schweiz. Mehr als 20.000 Niederspannungsinstallationen transportieren diese Energie zu den verschiedenen Verbrauchern.

So stammten  2010 über 75 Prozent des Stroms aus der Wasserkraft, produziert in eigenen Wasserkraftwerken oder von Partnern. Die Eigenproduktion garantiert einen hohen Grad an Versorgungssicherheit und macht die SBB relativ unabhängig von Preisschwankungen auf dem Strommarkt. Um den Restbedarf an Strom zu decken, hält die SBB über eine Beteiligungsgesellschaft Anteile an den beiden französischen Atomkraftwerken Cattenom (1%) und Haut Bugey (2.5%) sowie ist am AKW Leibstadt (2%) beteiligt und kauft bei Bedarf Strom auf dem freien Markt ein. Im Unterschied zu anderen grossen Bahnen muss die SBB so kaum auf fossile Treibstoffe zurückgreifen.

Ein weiterer Vorteil der Wasserkraft liegt in den geringen Verlusten bei der Stromerzeugung. Im Vergleich zur Energieversorgung mit fossilen Energieträgern ist der Primärenergieverbrauch der SBB deshalb gering. Ein Problem dabei: Wasserkraftwerke sind zwar sauber, ihre Leistung hängt aber vom Wetter ab. Zu Zeiten mit vielen Niederschlägen produzieren die Kraftwerke mehr Strom als für den Bahnbetrieb nötig. In trockenen Perioden reicht die Wassermenge dagegen nicht aus, um den Strombedarf der SBB vollständig zu decken. In den kommenden Jahren rechnet die SBB aufgrund höherer gesetzlicher Restwassermengen deshalb mit einem leichten Rückgang der Energieproduktion aus Wasserkraft.

Deshalb engagiert sich die SBB beim Bau des Pumpspeicherwerkes Nant de Drance zwischen den Stauseen Emosson und Vieux Emosson im Wallis, um zukünftige Bedarfsspitzen abzudecken. Wenn das Kraftwerk 2017 den vollen Betrieb aufnimmt, wird es 1500 Gigawattstunden pro Jahr liefern. Auch bei anderen Wasserkraftwerken plant die SBB Erneuerungen, um mehr Energie aus den bestehenden Anlagen zu gewinnen. „Wie der zukünftige Energiemix der SBB aussehen wird, wird im Rahmen der Energieversorgungs- und Beschaffungsstrategie zurzeit erarbeitet“, so Andreas Meyer.

Auch der Wind könne möglicherweise in Zukunft einen Beitrag zur Stromversorgung der SBB leisten. Die beste Massnahme sei aber das Energiesparen. „Wir wollen bis 2015 10 Prozent weniger Strom verbrauchen, als es unsere Verbrauchsprognosen für dieses Jahr vorsehen“, kündigte Meyer an. 2010 hätten die SBB durch ihr Effizienzprogramm bereits 119 Gigawattstunden Strom gespart. Dies entspreche dem Jahresverbrauch von 30.000 Haushalten.

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