Der Weg zum neuen Güterwagen ist lang

Der «Technische Innovationskreis Schienengüterverkehr», dem neben zahlreichen Verladern, Betreibern und Fahrzeugherstellern auch SBB Cargo angehört, sucht mit seiner 5 L-Zukunftsinitiative gemeinsam nach neuen Wegen für mehr Markterfolg.

Innovation beimj Güterwagen

Die Erfolgsfaktoren des wettbewerbsfähigen Schienengüterverkehrs lassen sich mit «5 L» beschreiben: Leise, leicht, laufstark sollen die Wagen werden, zudem logistikfähig und orientiert auf die Lebenszykluskosten. «Dazu brauchen wir entsprechende Basisinnovationen und Standards», sagt Jürgen Hüllen, Sprecher des «Technischen Innovationskreises Schienengüterverkehr» (TIS). Mit seiner «5 L-Zukunftsinitiative» will der Zusammenschluss die Grundlagen für den «Eisenbahn-Güterwagen 2030» schaffen.

Die Ziele des Gemeinschaftsprojekts: Hörbare Senkung der Lärmemissionen, höhere Ladekapazität durch geringeres Fahrzeuggewicht und weniger Ausfall und Stillstand bei höheren jährlichen Laufleistungen. Zudem geht es um eine problemlose Integration in Transportketten und eine höhere Wirtschaftlichkeit des Fahrzeugeinsatzes über die gesamte Lebensdauer. Doch auf dem langen Weg dorthin warten zahlreiche Hindernisse. «Wir haben ein grundsätzliches Problem, das uns von den anderen Verkehrsträgern unterscheidet: Die Kapitalkraft unserer Akteure reicht nicht aus, um Innovationen wirklich voranzutreiben», nennt Hüllen die entscheidende Herausforderung.

Zudem sei der Schienengüterverkehr gegenüber der Strasse nur eine sehr kleine Branche, die sich jedes Jahr in entsprechend geringen Stückzahlen erneuert. In Europa sind es zwischen 7000 und 15000 Güterwagen im Jahr – bei einem Bestand von etwa einer halben Million Waggons. Das bedeute, dass die Investitionen für Innovationen über sehr kleine Stückzahlen refinanziert werden müssen. Dies mache die Waggons teuer und mindere folglich die Marktchancen des Schienengüterverkehrs. Hinzu komme die Lebensdauer der Neufahrzeuge von 30 bis 40 Jahren, was einen sehr langen Innovationszyklus mit sich bringe. Ausserdem müssten alle technischen Neuerungen so beschaffen sein, dass sie einen Einsatz der Flotten in ganz Europa ermöglichen.

Der TIS will diese Hürden durch seinen «Sektor-Ansatz» nehmen, bei dem möglichst viele Akteure im europäischen Schienengüterverkehr an einem Strang ziehen. Jürgen Mues, Leiter Asset Management von SBB Cargo und Mitglied des TIS-Lenkungskreises, erläutert: «Wir haben den Innovationsprozess neu ausgerichtet und den Bedarf des Marktes und der Halter an dessen Anfang gesetzt. Anforderungen an die Basisinnovationen werden nun gemeinsam definiert und im Dialog mit der Industrie weiter entwickelt».

Dazu zählen beispielweise neuartige Drehgestelle und Kupplungssysteme, der Einsatz von Sensorik und Telematik sowie von Leichtbau-Materialien und weiterführenden Konzepten für den Wagenaufbau. Ein Querschnittsprojekt betrachtet übergreifend die Wirtschaftlichkeit und den Nutzen der einzelnen Basisentwicklungen für die jeweiligen Akteure und das System des Schienengüterverkehrs in Europa insgesamt. «Unser Innovationskreis finanziert sich bisher aus der Kraft seiner Mitglieder, aber auch die Politik wird durch Förderprogramme und Anreizsysteme den Weg von neuen Entwicklungen in die Märkte mit unterstützen», so Mues.

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