Für Häfen gewinnt die Anbindung des Hinterlands an Bedeutung

150 Jahre sind für ein Jubiläum eine stolze Ziffer. Noch besser ist es, wenn sich im Rückblick die jüngste Vergangenheit als eine Phase der Neuerungen und Investitionen herausstellt. Das ist bei der Hamburger Hafenbahn der Fall, die heute in der Zusammenarbeit mit 124 Eisenbahnverkehrsunternehmen täglich 5500 Waggons mit Containern und Massengut bewegt. Und «Fridolin» bewegt das Herz.

Photo: HHLA / hamburger-fotoarchiv.deJubiläen können Wohlfühl-Veranstaltungen sein – oder aber Momente der Besinnung auf Konzeption und Strategie eines Unternehmens. Dass die Chancen der Hamburger Hafenbahn vor zehn Jahren erkannt und Investitionen veranlasst wurden, lässt sich zum Anlass des 150. Geburtstags an Resultaten ablesen.

Ganz ohne Nostalgie geht es nicht. Ein besonderes Schmuckstück hat das Team um Sebastian Doderer, der als Vertriebsleiter der Hafenbahn auch für ihre Werkstatt verantwortlich ist, in Gestalt eines MAN-Triebwagens von 1956 auf Hochglanz gebracht. «Fridolin» im Volksmund hat seinen Platz im Herzen der Hamburger gefunden.

Die Schiene wächst
Der gesamte Seegüterumschlag des Hafens Hamburg hat im ersten Halbjahr 2016 mit 70,2 Mio. t an Gütern das Vorjahresergebnis nur knapp eingestellt. Besonders hohe Wachstumsraten zeigen aber die auf die Schienen umgeschlagenen Volumina, die mit 23,8 Mio. t ein sattes Plus von 3,9% erzielten.

Photo: HHLA
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Ingo Egloff, Vorstand des Hafen Hamburg Marketings, ist im Vergleich der europäischen Nordhäfen in diesem Segment die Zufriedenheit anzumerken: «Von den 4,68 Mio. Teu, die in den Häfen über die Schiene umgeschlagen werden, haben Antwerpen und Rotterdam einen Anteil von 9% bzw. 19%, Bremen Ports  von 19% – in Hamburg sind es 49%.» Im Containerverkehr auf der Schiene hatte Hamburg zwar im direkten Vergleich schon immer die Nase vorn, konnte aber seinen Umschlag von 2006 bis 2015 von ca. 1,6 Mio. Teu auf 2,3 Mio. Teu steigern. Von den Nordhäfen hat nur Bremen Ports den Umschlag über 1 Mio. Teu gebracht.

Im Herzen der Organisation
Die Verkehrslenkung auf 300 km Schienenstrecke, zu denen noch etwa 160 km Gleisanschlüsse Dritter hinzukommen, erfordert naturgemäss viel Organisation. Als «Herz des Westhafens» und «echt futuristisch» bezeichnet Harald Kreft, Geschäftsführer der Hamburger Hafenbahn, deswegen nicht zu Unrecht sein Stellwerk und die Dispozentrale, die sich im Tower oberhalb des Bahnhofs Alte Süderelbe befinden. Es sind derzeit etwa 130 Züge  im West- und 80 im Osthafen, die  täglich über die Gleise rollen. «Jeden Tag gehen 5000 bis 5500 Waggons rein und raus», bilanziert Kreft.

Die Komplexität des Bahnbetriebs wird an der Entwicklung der vor Ort aktiven Eisenbahnverkehrsunternehmen noch deutlicher, deren Anzahl in den letzten zehn Jahren von 38 auf 124 gestiegen ist. Hamburg kommt als Metropolregion ein weites Einzugsgebiet zugute und die Hafenbahn wird 2017 mit der endgültigen Implementierung des Train Information System (TIS) ihre gesamteuropäische Ausrichtung erweitern.

Die Digitalisierung ist Teil der Strategie, denn 2017 geht das «Rail Data Gate» in Betrieb, eine OCR-gestützte Datenerfassung ein- und ausgehender Züge. Kreft: «So lassen sich Be- und Entladevorgänge effizienter  planen und gestalten.» Die durchschnittliche Auslastung der Züge konnte bereits  analog von 67 Teu in 2011 auf 72 Teu in 2015 gesteigert werden.

Bedeutende Volumina
Mit ähnlichen Neuerungen wie die Hafenbahn kann der Containerterminal Altenwerder (CTA) aufwarten. Geschäftsführer Oliver Dux berichtet von der erfolgreichen Einführung der achten und neunten Gleisstrecke im Terminalgelände, die bis August 2016 bei laufendem Betrieb umgesetzt wurde. Sein «Rail Data Gate» heisst «Traingate» und ersetzt die Mobileinheiten, die bislang zwischen den Gleisen fuhren. Damit erhöht sich die Umschlagskapazität des CTA auf 900 000 Teu im Jahr.

Am Container hängt, zum Container drängt alles? Keineswegs. Die Bahn hat auch für den oft hinten angestellten Schüttgutbereich ihre Bedeutung. Im Hansaport, wo der bedeutendste  Massengutumschlag Deutschlands stattfindet, werden täglich 14 Züge abgefertigt. «Die neun Erz- und fünf Kohlezüge benötigen bei bis zu 5400 t Bremsgewicht Doppeltraktion», erläutert Betriebsleiter Hartmut Buß. Am hiesigen In- und Outbound-Verkehr von jährlich 30 Mio. t hat die Bahn einen grossen Anteil.

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