Güterverkehr soll mehr zum Klimaschutz beitragen

Bis zum Jahr 2050 könnte in Deutschland der gesamte Gütertransport CO2-neutral gestaltet werden. Zwei Studien, die das deutsche Umweltbundesamt kürzlich vorgestellt hat, halten dies für machbar.

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Ein Container-Zug unterwegs in Deutschland.

Richtige Rahmenbedingungen vorausgesetzt, könnte in Deutschland der Anteil des Schienengüterverkehrs bis 2050 im Vergleich zu heute auf mehr als das Zweieinhalbfache gesteigert werden. Dies geht aus der Studie «Klimaschutzbeitrag des Verkehrs bis 2050 des deutschen Umweltbundesamts (UBA) hervor. Maria Krautzberger, die Präsidentin dieses Amts, hält das auch für dringend notwendig: «Der Verkehr ist der einzige Wirtschaftssektor, der seine Treibhausgasemissionen seit 1990 nicht mindern konnte. Um unsere Klimaziele auch mit einem wachsenden Güterverkehr zu erreichen, brauchen wir deutlich mehr Transporte auf der Schiene und gleichzeitig ein Ende der fossilen Kraftstoffe im LKW-Verkehr».

Kernelement der in der Studie anhand zweier Szenarien berechneten Strategie ist eine Verkehrswende mit der Verlagerung von Transporten von der Strasse auf die Schiene sowie eine Energiewende innerhalb des Verkehrs selbst: Wo möglich, sollen alle Fahrzeuge mit Elektromotoren und Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Dort wo dies nicht möglich ist, zum Beispiel beim Flugzeug oder bei Schiffen, müssten aus regenerativem Strom hergestellte Treibstoffe eingesetzt werden. Dabei wird zu viel produzierter Strom aus Windkraft oder Sonnenenergie in einer Elektrolyse eingesetzt, um Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff zu zerlegen. Durch die anschliessende sogenannte Methanisierung des Wasserstoffs entsteht synthetisches Erdgas, das verflüssigt werden kann.

«Beim Schienenverkehr ist die oberleitungsgebundene Elektrotraktion die Standardtechnik, die zukünftig noch weiter ausgebaut wird, so dass nur noch ein kleiner Rest nicht oberleitungsgebundener Verkehr verbleibt», heisst es in dem Klimaschutz-Szenario der Studie. Das UBA-Klimaschutzszenario setzt für 2050 auf einen völlig treibhausgasneutralen Schienengüterverkehr mit Hilfe von «grünem Strom». In der Schweiz will die SBB ihren Strom bereits bis 2025 zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie gewinnen. Zudem gibt es bei SBB Cargo schon jetzt die Möglichkeit, die durch den Transport verursachten Treibhausgasemissionen durch freiwillige Massnahmen vollständig zu kompensieren.

Für den Strassengüterfernverkehr untersuchte die Studie den Einsatz von umweltfreundlich erzeugtem Sprit in Diesel-Lkw und den weitestgehend elektrisch betriebenen Oberleitungs-Hybrid-Lastwagen. Das Ergebnis: Beide Optionen ermöglichen im Jahr 2050 null Emissionen im Strassentransport. Die Lösung mit Oberleitungs-Hybrid-Lkw benötigt dabei deutlich weniger erneuerbaren Strom. Insgesamt ist es jedoch erheblich kostengünstiger, so die Autoren der Studie, wenn durch eine vorherige Verlagerung der Güter auf die Schiene bereits spürbar weniger Energie im Verkehrsbereich insgesamt benötigt wird.

Die ergänzende Studie «Finanzierung einer nachhaltigen Güterverkehrsinfrastruktur» empfiehlt deshalb, die Infrastruktur für Schiene und Kombinierten Verkehr in Deutschland schneller auszubauen als bisher geplant. Vor allem die Nutzerfinanzierung der Verkehrsinfrastruktur solle eine grössere Rolle spielen: Die LKW-Maut sei auf das gesamte Strassennetz und alle Lastwagen-Klassen auszuweiten, externe Kosten wie Treibhausgase und Lärm seien in die Berechnungen mit einzubeziehen. Es gelte auch, die Trassenpreise der Bahn entsprechend der jeweiligen Lärmbelastung zu differenzieren.

Mit solch ambitionierten Massnahmen – so die Studie – liesse sich der Anteil des Güterverkehrs auf der Schiene bis 2030 von derzeit 18 Prozent auf 23 Prozent steigern. Das Beispiel der Schweiz – die neben Frankreich und Schweden in der Studie als Vergleich untersucht wurde – zeige, dass sich der Anteil der Schiene am gesamten Güterverkehr weiter steigern lasse und so wirksam zum Klimaschutz beitrage.

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