Mobile Wagenkontrolle

Per Knopfdruck Wagen zustellen oder abholen

Die Automation macht die Güterbahn technologisch fit für die zukünftigen Anforderungen am Markt. Eine neue App erlaubt es den Mitarbeitenden im Rangierdienst, Meldung über eine erfolgreiche Zustellung von Güterwagen zu machen und wichtige Informationen abzurufen.

SBB Cargo entwickelt drei Bereiche weiter: Mit «Asset Intelligence» werden neue Technologien auf Güterwagen nutzbar gemacht, der Güterwagen wird intelligent und laufend weiterentwickelt mit zusätzliche Komponenten. Im Projekt «effizientes Rangieren und Zugbildung» wird der Rangierbetrieb modernisiert und industrialisiert. Mit der «Wayside Intelligence» können an definierten Stellen im Netz durchfahrende Wagen aufgrund ihrer Nummer identifiziert und ihr Zustand überprüft werden.

Mobile Wagenkontrolle Digitalisierung
Foto: Ruben Wyttenbach

Auch im Bereich der Wagenzustellung und -abholung setzt SBB Cargo noch stärker auf die digitale Welt: Seit Oktober 2016 arbeiten die Rangiermitarbeitenden mit einer App auf ihrem Tablet. Ein Gespräch mit Marc Krissler, Fachvertreter Regionale Cargo Produktion (RCP) für die «mobile Wagenkontrolle»:

Eine App, die Transporte abwickelt: Wie muss ich mir das vorstellen?
Marc Krissler: Mit unserer App zur mobilen Wagenkontrolle haben wir ein Hilfsmittel für unsere Mitarbeitenden im Rangierdienst und für die technischen Kontrolleure entwickelt. Diese Unterstützung arbeitet in Echtzeit und wird beim Rangiervorgang angewendet.

Was kann die mobile Wagenkontrolle?
Jetzt ist es möglich, Infos zum Wagen unterwegs via App abzurufen. Dazu muss man nur den Bahnhof und die Zugnummer eingeben. Dann sieht der Rangierer auf einen Blick die wesentlichen Infos. Zum Beispiel, welche Wagen am Zug noch nicht eingecheckt sind. Das ist wichtig, wenn wir auf Wagenladungsverkehr (WLV) 2017 umstellen. Die Wagen ohne garantierten Platz im Zug müssen wir dann stehen lassen. Die App unterstützt den RCP-Mitarbeitenden auch bei aussergewöhnlichen Ladungen, indem sie die Beförderungsbedingungen zur Verfügung stellt oder bei Gefahrengut einen schnellen Vergleich von Buchung und Realität ermöglicht. Bis jetzt musste man in verschiedenen Systemen nachsehen oder telefonisch im Team nachfragen.

Marc Krissler
Marc Krissler

Gibt es noch weitere Anwendungen?
Wir können auch Schäden am Wagen erfassen und noch vor Ort ein Schadprotokoll erstellen und ein Foto anfügen. Bei S2-Schäden, wenn es eine Unterschrift des Kunden braucht, können wir diese gleich einholen und alles zusammen abspeichern. Für den technischen Kontrolleur gibt es zusätzlich die erweiterte Schadenseingaben: In der App erhält er die Möglichkeit, ein Schadprotokoll, eine Tatbestandsaufnahme oder ein Gefahrgut-Protokoll (RID) zu erfassen. Der Gang zum PC kann im Idealfall erspart werden.

Hattet ihr spezielle Herausforderungen beim Entwickeln?
Die grösste Herausforderung bestand darin, die gelebten und dokumentierten Prozesse aufzuarbeiten. Zusätzlich wollten wir die Anforderungen an die Bedienung auf dem Gerät mit so wenig Infos wie möglich, aber so vielen wie nötig umsetzen. Die durch WLV 2017 neuen Produktionsketten mussten zusätzlich einfliessen in die App. Das Wichtigste: Die Mitarbeiter draussen im Gleisfeld sollen eine Verbesserung spüren. Ziel ist es ja, dass die Anwendung die Mitarbeitenden unterstützt, die Prozesse verschlankt und die Arbeit vereinfacht. Wir haben heute noch viel auf Papier und lange Wege zu Fuss. Das soll sich ändern.

Wie lief die Einführung konkret?
Die Mitarbeiter haben wir nach und nach abgeholt, die Prozesse durchgespielt und getestet, ob die App noch Fehler hat oder ob es sich um Anwenderfehler handelt. Die Rückmeldungen, die wir bekommen hatten, waren teilweise schon sehr hart. In wöchentlichen Treffen haben wir konsequent Fehler korrigiert. Unser Ziel, im Oktober alle 850 Mitarbeitenden geschult zu haben, haben wir erreicht. Wir setzen da auf die Linienvorgesetzten: Sie sollen mit aufzeigen, dass die App positiv ist, weil sie Dinge im Arbeitsalltag erleichtert und Doppelspurigkeiten beseitigt

Was verändert sich jetzt konkret bei der Arbeit im Rangierbetrieb?
Neu fallen neue Funktionen für RCP an; sie machen jetzt neu auch die Zustellung und die Abholung der Wagen, in Abstimmung mit dem Operativen Rangierleiter (ORL) und dem Disponenten im Produktionsbereich (One ORS). Diese Bereiche werden dann anders eingesetzt. Im RCP-Bereich verändert sich damit das Berufsbild ein wenig.

Was war für dich die wichtigste Erkenntnis bei der Entwicklung dieser App?
Wir müssen mehr Mut haben, etwas zu verändern. Man muss manchmal alles hinterfragen, wie man es bisher gemacht hat, sonst kann man sich nicht verbessern.
Oft sagen wir auch nicht, was wir denken, weil wir uns nicht getrauen. Das hängt auch mit unserer Fehlerkultur zusammen. Daran müssen wir arbeiten.

9 Kommentare zu “Per Knopfdruck Wagen zustellen oder abholen

  1. Es sind bei weitem nicht alle MA soweit ausgebildet das die APP einwandfrei umgestzt werden kann. Was mich stört ist das die MA dazu gezwungen werden diese APP im Rangierfeld zu benutzen und dadurch die Sicherheit gefährdet ist. Bei Regen ist das Gerät zudem nicht zu gebrauchen da das Wasser auf dem Display sich sammelt und in das Gerät eindringt. Selbst wenn man die Spezialhülle verwendet.

    1. Ja das ist heute so Ein Chef entscheidet und alle müssen alles können Das Gerät ist bei Regen und heller Sonne unbrauchbar und die Ausbildung ist mehr als lachhaft
      Sicherheit was ist das Bremsprobe Ask Wagenzustellung
      Funkfernsteuerung alles auf Mann und am liebsten alleine!

    2. Herr Schmid
      Uns ist bewusst, dass das Gerät bei starker Sonneneinstrahlung und bei Regen nicht optimal ist. Wir konnten aber auf die Auswahl des Gerätes keinen Einfluss nehmen, da das Samsung Tab4 von MIT vorgegeben wurde. Mit der Hülle haben wir versucht bestmöglich die negativen Auswirkungen der Witterungseinflüsse zu minimieren. Wir sind aber immer froh um Rückmeldungen aus der Fläche und bemühen uns für zukünftige Geräte und Hilfsmittel diese Feedbacks einfliessen zu lassen.

      Freundliche Grüsse
      Marcel Hufschmid
      Fachsupport CIS
      SBB Cargo, Olten

    3. Guten Tag Herr Schmid
      Wir haben Ihre Hinweise diskutiert und können Ihnen folgende Antworten geben:
      Die Schulungen der Coaches Ausbildung Technik/Rangier sind abgeschlossen und durch die Superuser weitergegeben worden. Offensichtlich gibt es aber trotzdem noch offene Fragen – die Ausbildung wird diese mit Ihnen durchgehen.
      Die Vorschriften im Gleisfeld wurden während der Schulung wiederholt. Das Verhalten beim Einsatz von mobiler Wagenkontrolle im Gleisfeld ist gleich wie bei anderen Arbeitsmitteln wie z.B. Funkgleismelder, Handy, usw. die bereits im Einsatz sind. Wichtig sind die Sicherheitsbestimmungen – diese müssen genau eingehalten werden. Wir akzeptieren keine Ausnahmen.
      Die Geräte sind nicht ideal, das wissen wir bereits. Wir haben aus den Rückmeldungen gelernt und werden es bei der Beschaffung der nächsten Generation besser machen. Abklärungen für ein Nachfolgegerät sind bei IT im Gange.

  2. Die bei 30 Minütige Ausbildung der Mobilen Wagenkontrolle reicht bei weitem nicht um es effizient und gekonnt in der Praxis einzusetzen. In dieser Situation ist die Sicherheit nicht mehr zu 100% gewährleistet, da man das Manöver machen muss, auf die Signale achten und dann die Wagen im MobWk abholen eine ASK durchführen muss, eine korrekte Bremsprobe machen und am Schluss auch noch den ganzen Zug aufnehmen im MobZk. Das Tablet kann während Regenschauers nicht bedient werden, unabhängig der Hülle, da die Regentropfen ein bedienen unmöglich machen. Zu diesen gennannten Punkten sollte der Zug auch noch pünktlich abfahren. Es stört mich auch wie man mit dem Mitarbeitenden der RCP umgeht z.B. die neuen Tourenpläne ab WLV2017. Diese sind nicht mehr Menschlich denn zuhause warten noch Frau und Kinder die auch wollen das wir gesund nach Hause kommen. Ich glaube wir sind keine Menschen mehr sondern nur noch Maschinen.

  3. Ich kann mich dem komentar vom Oeninger Rolf nur anschliesen. Ich finde es auch eine frechheit im ORS Team haben alle eine Lohnklasse bekommen nur der Rangierer u. Fahrer gehen leer aus. Als alter WK war es früher so das nur wer eine zusatzausbildung hatte durfe das NWM bedienen. Es ging ums geld. Heute zählt nur noch der abbau und sparen sparen. Ich als no. U…… habe nichts zu sagen.

  4. Guten Tag,
    ich kann den Unmut des RCP Personal verstehen Mobile NWM auf dem Tablett!
    Eine 30 min. Instruktion ist schon ein bisschen zu wenig!
    Aber auf der anderen Seite, Chapeau an alle die älter als 50 j sind, und es schon ohne wenn und aber können oder zumindest es probieren!
    Ich kenne viele ältere Semester, die es machen, sich Mühe geben, aber ich verstehe die anderen auch wie oben schon erwähnt habe! Da ist doch noch was, was mich ein bisschen stört, ich kam vom ORS Wil SG ins ORS SG, ja ich wollte diese Stelle, denn die Arbeit gefällt mir! ( Lohnklasse, sei dahin gestellt) Aber wenn es Arbeitskollegen gibt, wir vom ORS sitzen hier trinken Kaffee und essen selbst gebackene „Brötli“ und garnieren dann noch eine Lohnklasse dafür, dem/denen kann ich nur sagen kommt doch mal einen Tage hier vorbei, wenn wir den ganzen Tag Mitarbeiter suchen müsst, für die, die sich Krank gemeldet oder so haben! Dann musst du dieses erledigen und die anderen Aufgaben kommen dann auch noch dazu, es ist kein Honig schlecken, wie es manche so sehen!

    Freundliche Grüsse
    Tinner Hansjürg
    Disponent operative RCP Steuerung

    SBB Cargo AG
    Regionale Cargo Produktion
    Bahnhofplatz 8b 9001 St. Gallen
    Direkt +41 51 228 01 15 / +41 51 228 01 17 dispo.pot@sbbcargo.com / http://www.sbbcargo.com

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