Reptilienburgen

Was das neue Gateway Basel Nord mit «Reptilienburgen» auf sich hat.

In Basel wird mit dem Gateway Basel Nord nicht nur ein neues Terminal für Schiene, Strasse und Rhein gebaut, sondern auch ein Paradies für Schlangen. Zahlreiche Massnahmen der SBB sorgen nämlich dafür, dass sich die heimischen Tiere auch während und nach den Bauarbeiten wohl fühlen.

Das Gebiet des ehemaligen Rangierbahnhofs der Deutschen Bahn macht einen unscheinbaren Eindruck. Doch das täuscht. Beim scheinbar verlassenen Areal handelt es sich um den idealen Logistikstandort, um Schiff, Bahn und LKW im Güterverkehr optimal zu verknüpfen. Die Bauarbeiten für das sogenannte Gateway Basel Nord finden jedoch auf nationalen Trockenwiesen und Trockenweiden statt. Diese beheimaten eine grosse Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren. Vor Baubeginn müssen die Lebensräume der Tiere und Pflanzenarten deshalb gesichert werden. Die SBB macht dies mit zahlreichen Massnahmen. Wo geschützte Räume nicht bestehen bleiben können, baut die SBB Ersatzmassnahmen. Auf dem Areal des Gateway Basel Nord sind dies beispielsweise Reptilienburgen und Gleisunterführungen speziell für Schlangen, erklärt Beat Lampart, Projektleiter des Gateway Basel Nord.

Beat Lampart, warum fühlen sich Tiere und Pflanzen im Areal des Gateway Basel Nord so wohl?
Es gibt verschiedene Faktoren, die das Gebiet für viele Tiere und Pflanzen attraktiv machen. Zum einen herrscht hier ein günstiges Klima, zum anderen besteht der Boden hier aus Gleis- und Flussschotter. Trockenliebende Tiere und Pflanzen fühlen sich so besonders wohl. Es handelt sich zudem um ein sehr grossflächiges Gebiet, das von der Zivilisation bisher ungestört gedeihen konnte und eine hervorragende Vernetzung verschiedener Arten ermöglicht. Durch die Bahninfrastruktur ist das Areal auch mit dem Rhein und den umliegenden ähnlich strukturierten Flächen vernetzt. Durch diesen Vernetzungskorridor können Tierarten zuwandern und sich austauschen. Tiere und Pflanzen, die im städtischen Umfeld in dieser Art nur sehr selten sind, können sich somit bestens ausbreiten.

Welche Tiere leben im Gebiet ? Gibt es Arten, die besonders geschützt werden müssen?
In Gebiet des Gateway Basel Nord sind verschiedene seltene Tiere zuhause: die Schlingnatter, die Gottesanbeterin und die italienische Schönschrecke. Besonders geschützt werden vor allem die heimischen Schlangen.

Welche Bedeutung hat dieses Gebiet für die Tiere und Pflanzen?
Das Areal des ehemaligen Rangierbahnhofs stellt eine Art Ausbreitungsachse für Tiere und Pflanzen dar. Das Nord / Süd ausgerichtete Rangierbahnhofgelände spielt deshalb bei der Vernetzung der isolierten Restflächen von Trockenstandorten im Stadtgebiet eine Schlüsselrolle. Die Lage unmittelbar am nördlichen Stadtrand und die Verbindung mit den links- und rechtsrheinischen Bahnstrecken sowie den Strecken ins Wiesen- und Birstal erlauben einen Austausch von Tieren durch das Ballungsgebiet hindurch. Dabei sind auch die Bahnstrecken als lineare Ausbreitungsmöglichkeiten von zentraler Bedeutung.
Das Bauprojekt Gateway Basel Nord wird dieses Gebiet stark verändern. Die SBB trifft aber sämtliche Vorkehrungen, um die lebensraumvernetzende Funktion auch für die Zukunft sicherzustellen.

Welche Massnahmen trifft die SBB, um die Biodiversität und die Lebensräume zu erhalten?
Als erstes planen wir den Bau so, dass für die Tiere und Pflanzenarten sogenannte «Tabuflächen», also Rückzugsräume von den Baumassnahmen, geschaffen werden, damit möglichst viele Arten vor dem Eingriff „ausweichen“ können. Das Artenschutzkonzept in der Begleitplanung der Landschaftspflege beinhaltet auch Vorabmassnahmen (Reptilienschutz, Flechtenschutz, Saatgutgewinnung usw.). Für einzelne Arten werden spezifische Massnahmen ergriffen: So wird der Vernetzungskorridor in Nord-Süd Richtung für die Schlingnatter vor Projektbeginn aufgewertet. Der Korridor besteht aus Heckenelementen, linearen Totholzhaufen und „Reptilienburgen“ d.h. Überwinterungselemente für Reptilien. Zudem werden vom Projekt nicht beanspruchte Flächen so gepflegt, dass sie für die Reptilien von grösstmöglichem Wert sind und als Ersatzlebensräume dienen können. Von diesen Massnahmen können viele andere Arten mit ähnlichen Lebensraumansprüchen profitieren. Wir erstellen aber auch Gleisunterführungen, damit die Reptilien das Gleis unbeschadet unterqueren können.

Und was ist die grösste Herausforderung, um dem Bauvorhaben, den Tieren und den Pflanzen gerecht zu werden?
Die grösste Knacknuss liegt in der Realisierung der umfangreichen Ersatzmassnahmen. Es müssen grosse Flächen an Ersatzlebensräumen gefunden werden, die in der Region leider nur begrenzt verfügbar sind. Gemeinsam mit Umweltplanern wurden die Baupläne auf die Umweltanforderungen optimiert und Ersatzmassnahmen geplant. Nur so stellen wir sicher, dass die Artenvielfalt trotz des Bauvorhabens erhalten bleibt.

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