Entsorgung von Baustoffen mitten in Zürich

Unweit des Prime Tower Zürich können neben Bauabfällen neu auch Altglas und Papier abgekippt und auf die Bahn umgeschlagen werden. Den Hub für Recycling und Entsorgung haben Spross Debag und SBB Cargo gemeinsam aufgegleist und im August eingeweiht.

Unter Getöse fährt ein Müllwagen der Stadt Zürich heran und kippt sein gesammeltes Sperrgut in eine Grube. Zwei Elektrobagger – einer ist so schwer wie fünf ausgewachsene Elefanten, rund dreissig Tonnen – stehen bereit und machen sich ans Sortieren. Nicht nur Sperrgut aus Haushalten landet in dieser Grube, sondern auch solches aus dem Gewerbe sowie Bauabfälle. Die Bagger nehmen Eisen und grosse Steine heraus sowie alles, was brennbar ist. Was sie nicht verarbeiten können, wird entweder von Hand oder – bei kleineren Stücken – mechanisch sortiert.

Recyclingmaterial hat einen Wert.

«Pro Jahr schlagen wir rund 160 000 Tonnen Bauabfälle um», sagt Josef Binzegger, Leiter Entsorgung der Spross Debag AG in Zürich. Die Entsorgungsstelle befindet sich beim Güterbahnhof in Zürich-Hardfeld – der Prime Tower auf der gegenüberliegenden Seite der Bahngleise ragt unübersehbar in den Himmel. Rund siebzig Prozent der Stoffe kann Spross Debag wiederverwerten. Für Alteisen bezahlt die Firma 120 Franken pro Tonne, für Sammelkupfer (erster Qualität) stolze 3400 Franken. Recycling kann sich für Baufirmen also durchaus lohnen. Diese wertvollen Stoffe landen selbstverständlich nicht in der grossen Grube, dem sogenannten Bunker, sondern in speziell dafür bestimmten Behältern.

Doch damit nicht genug. Josef Binzegger führt uns über eine Rampe in den hinteren Teil des Geländes, auf dem ein Bagger aus Betonblöcken gerade neue Fächer für die Lagerung von Materialien errichtet. Das Areal wird bei unserem Besuch ausgebaut – und damit zum Entsorgungs-Hub. «Wir drohten aus allen Nähten zu platzen», erläutert Binzegger. «Der Ausbau erlaubt uns, künftig auch Glas, Papier und Karton anzunehmen und auf die Bahn umzuschlagen.»

Die Betonblöcke mit Noppen werden wie riesige Legosteine aufeinandergetürmt. Nur die Schwerkraft hält die daraus errichteten Mauern zusammen, Zement braucht es keinen. «So können die Fächer bei Bedarf mit einfachen Mitteln vergrössert oder verkleinert werden», sagt Binzegger.

Dahinter stehen auf Stumpengleisen zwei Güterzüge: einer mit Inertmaterialien (Gips und Backsteinen) – er wird am Abend in die Deponie Weiach fahren – und einer mit Aushubmaterial mit Ziel Hüntwangen. Beide Orte liegen im Norden des Kantons Zürichs am Rhein.

In der Bauszene warte man nicht gerade auf die Bahn, räumt Binzegger ein. Der Lastwagen sei halt flexibel und günstig. «Die Bahn ist aber zuverlässiger als die Strasse. Sie garantiert einen sicheren Abtransport.» Zudem könne auf den Bahnwagen ein beträchtliches Volumen gelagert werden; diesen Vorteil habe er erst mit der Zeit schätzen gelernt. So warten auf dem Zug nach Weiach 900 Tonnen Inertmaterial auf den Abtransport, dies entspricht dem Gewicht von 150 Elefanten – oder vierzig beladenen Lastwagen.

Die Güterbahn: für grosse Mengen und schwere Güter.

Wir treffen auf Andreas Niederer, Bauleiter bei der Firma Abv-Bau GmbH in Kloten. Das Unternehmen aus dem Bereich Abbruch und Demontage ist Kunde bei der Entsorgungsstelle der Spross Debag AG in Zürich. Niederer entsorgt gerade eine Ladung alter Radiatoren. Was hält er vom neuen Entsorgungs-Hub? «Uns ist wichtig, dass es hier rundläuft», sagt er. «Wenn künftig mehr Material per Bahn abtransportiert wird, finde ich das erfreulich.»

Um die Möglichkeiten des neuen Hubs zu nutzen, versucht Spross Debag zusammen mit SBB Cargo Aufträge zu gewinnen: zum Beispiel für die Entsorgung des Altglases der Stadt Zürich, rund 12 000 Tonnen pro Jahr. Man könnte es fast schon einen Elefantenauftrag nennen.

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