Akrobatische Logistik, Teil 1 – Wo sind die Entlader?

Mit artistischen Meisterleistungen begeistert der Zirkus Knie Zuschauerinnen und Zuschauer in der ganzen Schweiz. Dahinter steckt eine logistische Meisterleistung: 43 Mal wechselt der Zirkus seinen Spielort über Nacht. SBB Cargo ist jedes Mal dabei.

Eine Reportage in 3 Teilen.

Rangierspezialist Kurt Kissling schwenkt die Taschenlampe. Der Lokführer erwidert das Signal mit der Lichthupe. «Verstanden, vorziehen», scheppert es aus Kisslings Funk. Der Zug beschleunigt, schlängelt sich durch die Weichen, Funken sprühen, wo der Stromabnehmer den Fahrdraht berührt. Elektrische Lokomotiven nutzen dieses Gleis selten. Der Zug rollt gemächlich vorbei. Am Haken der Lok hängen dreissig Flachwagen. Sie sind beladen mit Wohnwagen, Anhängern, Gerätewagen, dort ein, zwei Traktoren, ein Hubstapler, einer Elektrozentrale auf Rädern. Es dominieren die Farbe Weiss und der Schriftzug «Knie». Mit einem Quietschen kommt der Zug zum Stehen. Die Bahnhofuhr zeigt kurz nach halb fünf in der Früh. Auf einem anderen Nebengleis kommt ein weiterer Zug mit Zirkusfracht an. «Wir sind bereit», sagt Beat Aeschlimann in die plötzlich Stille. Er hat die Zugeinfahrten in den Güterbahnhof Ostermundigen beobachtet. Wie jedes Jahr, wenn der Zirkus Knie kommt. «Jetzt fehlt nur noch der Verlademeister.»

SBB Cargo ist jedes Mal dabei, wenn der Zirkus Knie seinen Spielort wechselt

Verlademeister Markus Schütz fährt kurz nach fünf in seinem Auto vor. «Salü Märku», begrüssen ihn die SBB Cargo-Mitarbeiter Kissling und Aeschlimann. Schütz gibt beiden die Hand. «Beim Belad in zwei Wochen haben wir ein Problem: Ein Kran steht im Weg», kommt Aeschlimann gleich zur Sache. «Der muss weg», antwortet Schütz. Sie fachsimpeln und beschliessen, später einen Augenschein vor Ort zu nehmen. Gemeinsam werden sie das Problem rechtzeitig lösen. Wie immer. Schütz schaut nun auf den Zug und sagt: «Der Rampenwagen muss zwei Meter zurück. Sonst reicht es nicht.» Der Wenderadius für die Traktoren ist zu eng; ein Laternenpfahl versperrt den Weg. Rangierspezialist Kissling weist den Lokführer über Funk an. Der über 450 Meter lange, 770 Tonnen schwere Zug bewegt sich genau zwei Meter. «Wo steht die Palette für die Keile?», fragt Schütz. Kissling verschwindet im Güterbahnhof. In wenigen Minuten ist er zurück, die Palette auf einem Rolli hinter sich her ziehend. Jetzt ist Verlademeister Schütz bereit. Es fehlen nur noch die Entlader.

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