Migros-Verteilzentrum

Von Aproz nach Aproz – oder die Reise einer Mineralwasserflasche

Die Mineralwasserfabrik im Walliser Dorf Aproz setzt seit Jahrzehnten auf die Bahn und damit auf Nachhaltigkeit, wie ein Werkbesuch zeigt. Das Migros-Unternehmen verwendet neuerdings Flaschen aus 100 Prozent rezykliertem PET.

Bevor das Wasser in der grossen Fabrikhalle von Aproz Sources Minérales in Aproz abgefüllt wird, ist es zunächst rund zehn bis zwölf Jahre durch die Walliser Berge gesickert und hat viele Mineralien aufgenommen. Es gibt verschiedene Quellen in der Umgebung der Gemeinde Nendaz, zu der das Dorf Aproz gehört – jedes Mineralwasser fasst man woanders. Fabrikdirektor Michel Charbonnet, der hier aufgewachsen ist, nennt diesen Reichtum «ein Geschenk Gottes».

Wer in die Produktionshalle eintreten will, muss aus hygienischen Gründen eine weisse Jacke und eine Mütze überziehen. Eine Maschine ist gerade dabei, etwa zehn Zentimeter lange Vorformlinge aus PET zu erhitzen und in Sekundenschnelle aufzublasen, bis sie die Grösse einer 1,5-Liter-Flasche erreichen. Dann erfasst sie ein grosses Rad, das sie mit Mineralwasser auffüllt.

Erst Logistik, dann Umwelt

Die Fabrik verfügt über vier Produktionslinien für Getränke in PET-Flaschen. Beim Wasser (mit den Marken Aproz, Valais, Aquella und M-Budget) hat Aproz Sources Minérales im Schweizer Detailhandel einen Marktanteil von 21 Prozent. Beim Sirup sind es gar über 60 Prozent. Daneben stellt die Firma, die zur Migros-Gruppe gehört, auch Süssgetränke her wie Schorle, Tee und aromatisierte Mineralwässer.

Aproz und die Migros setzen seit Langem auf die Bahn. Im Jahr 1961 haben sie mit der SBB eine 135 Meter lange Brücke über die Rhone gebaut, um die Mineralwasserfabrik ans Eisenbahnnetz anzuschliessen. Seither werden die Getränke – das produzierte Volumen hat sich vervielfacht – zu über 90 Prozent auf der Schiene transportiert.

Als Aproz vor bald sechs Jahrzehnten ans Bahnnetz angeschlossen wurde, erfolgte die Entscheidung aus rein logistischen Gründen. Es gab damals noch gar keine richtige Strasse in Aproz. «Mit der Zeit wurde aber das Umweltargument, der umweltfreundliche Transport, immer wichtiger», sagt Fabrikdirektor Charbonnet. «Heute sind wir – ich würde sagen, weltweit – ein Beispiel für eine umweltfreundliche Logistik.»

Grosse Mengen, lange Strecken

Im hinteren Teil der Fabrikhalle stehen auf einer Rampe rund 4000 Paletten mit Mineralwasser. Ein paar Männer auf gelben Gabelstaplern laden die Durstlöscher mit grosser Geschwindigkeit in Schiebewandwagen von SBB Cargo. Vereinzelt sind auch Paletten mit 7up zu sehen, das Aproz neben Orangina und Pepsi seit ein paar Jahren in Lizenz herstellt. Bald schon wird die Fracht im Wagenladungsverkehr in die einzelnen Betriebszentralen der Migros-Genossenschaftsbünde gefahren – von dort gelangt sie in der Feinverteilung in die Filialen. Ein Teil der Getränke rollt ebenfalls per Bahn zunächst ins Migros-Verteilzentrum Suhr.

Die Migros ist die grösste Kundin von SBB Cargo, pro Jahr fahren für die orange Detailhändlerin über eine Million Tonnen Fracht auf der Schiene. «Auch im Jahr 2019 sind die Mengen bisher stabil, und unsere Lieferungen erfolgen mit einer hohen Pünktlichkeit», erklärt Yves Tschopp am Telefon, der bei SBB Cargo als Senior Key Account Manager für die Migros zuständig ist. Die Vorteile der Bahn kämen generell beim Transport grosser Mengen auf langen Strecken zum Tragen. Um den Umweltvorteil gegenüber der Strasse zu halten, passt SBB Cargo das Netz regelmässig an Kundenbedürfnisse an und investiert in Innovation und Automation. So hat SBB Cargo für den Rangierbetrieb kürzlich bei Alstom zwölf neue Hybridloks des Typs H3 bestellt, drei sind schon im Einsatz. Die Maschinen fahren sowohl mit Diesel wie mit Strom. «So können wir den Dieselverbrauch unserer Flotte senken», betont Tschopp.

Den Materialkreislauf schliessen

Die Bahn kommt aber nicht nur bei der Auslieferung, sondern auch beim Recycling der PET-Flaschen zum Zug. So erfolgt ein Teil der Transporte in die Sortieranlagen, welche die Flaschen nach Farbe ordnen und Fremdstoffe ausscheiden, auf der Schiene. Dieser Anteil ist in den letzten Jahren auf 26 Prozent gestiegen. Und es gibt noch einen weiteren Erfolg zu vermelden: Dank einer neuen Produktionsanlage der Firma Resilux in Bilten GL ist es jetzt möglich, Flaschen aus 100 Prozent rezykliertem PET herzustellen. «Damit können wir erstmals in der Schweiz den Materialkreislauf bei den PET-Flaschen schliessen», sagt Aproz-Direktor Charbonnet.

Aproz verwendet dieses sogenannte R-PET zunächst für seine Sirupflaschen, die Firma erhöht den Anteil aber auch bei den Umhüllungen ihrer anderen Getränke. Die vollständig aus Rezyklat hergestellten Vorformlinge gelangen im kombinierten Verkehr mit SBB Cargo wieder nach Aproz und werden dort zu Flaschen aufgeblasen und abgefüllt – womit sich auch dieser Kreis schliesst.

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