Neue Mehrspannungsanlage in Muttenz in Betrieb genommen

In der Lok-Werkstatt in Muttenz wurde in den vergangenen Monaten eine Mehrspannungsanlage installiert, um die verschiedenen Lokomotivtypen der Nachbarsländer effizienter zu bedienen. Die kürzliche erfolgte Abnahme durch das eidg. Starkstrominspektorat (ESTI) ergab keine relevanten Mängel – nun ist sie vollumfänglich in Betrieb. Die Traktionäre freut’s. Und SBB Cargo hat damit einen wichtigen Schritt für den Güterverkehrskorridor sowie einen weiteren Vorteil für die Nord-Süd-Transitachse geschaffen. Ein Augenschein vor Ort.

Im basellandschaftlichen Muttenz, wo häufig rockige Klänge durchs Gebäude hallen, wird fleissig repariert. Heute bleiben die Boxen aber stumm. Eine Besichtigung der neuen Mehrspannungsanlage steht auf dem Plan.

Auf den ersten Blick ist die Anlage nicht ersichtlich, denn sie ist platzsparend verpackt in zwei rot-blaue Container. Bei näherer Betrachtung wird aber rasch klar, wie hochsensibel und elektrotechnisch herausfordernd das ganze Projekt für eine flexible Stromversorgung war. Auf der Rückseite ragen Kabel- und Stromzufuhren aus den Containern.

Auch in der kleinen Lok-Werkstatt nebenan wurde in den letzten Tagen und Wochen viel gebohrt, installiert und getestet. Über Gleis 4 schwebt neu eine grün leuchtende Stromschiene – grün bedeutet zur Zeit stromlos. Der Grund für diese Investition ist, dass die Stromversorgung der Bahnen in Europa auf unterschiedlichen Systemen basiert. Die verschiedenen Bahnsysteme werden mit Gleichstrom oder Wechselstrom betrieben, gleichzeitig unterscheiden sich regional auch noch Frequenzen und Spannungen. Diese Stromanlage dient dazu, die wieder instandgesetzten modernen Mehrstromloks direkt in der Halle mit ihrem angestammten Stromnetz zu prüfen. So kann die Instandhaltung in Muttenz ab sofort beispielsweise italienische Loks, die mit Gleichstrom und einer elektrischen Spannung von 3000 Volt (3 kV) unterwegs sind, einwandfrei und effizient bedienen. In Zukunft soll die Anlage erweitert werden, um auch 25 Kilovolt und 50 Hertz prüfen zu können. Diese Spannung wird vor allem in Osteuropa sowie in Frankreich eingesetzt.

Mit dieser Weiterentwicklung fördert SBB Cargo auch die Interoperabilität, was so viel heisst wie: Die Fahrzeuge können möglichst durchgängig und sicher zwischen den verschiedenen, transeuropäischen Schienennetzen verkehren. Diese Korridorfähigkeit bieten europaweit nur wenige Werkstätten. Damit wird Muttenz zu einem sehr wichtigen Standort und Wachstumspunkt – auch in Hinblick auf die Ceneri-Eröffnung.

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