Ein Transport mit Stahlkraft

Das Innerschweizer Logistikunternehmen Panlog setzt für den Export von Stahlprodukten auf die Bahn. Bei einem Werkbesuch erfahren wir, warum nach Italien immer ein Ganzzug unterwegs ist und was bei grenzüberschreitenden Verkehren weniger gut läuft.

Morgens um halb zehn in Emmenbrücke: Ein 1400 Tonnen schwerer Güterzug von SBB Cargo rollt aus dem Bahnhof in Richtung Süden. Sein Ziel ist die italienische Kleinstadt Lecco in der Lombardei. Gut zehneinhalb Stunden dauert die Fahrt, wobei der Zug an der Grenze in Chiasso drei Stunden lang stillsteht. Das Transportgut, 900 Tonnen Stahl, muss verzollt werden. Gegen 20 Uhr erreicht der Ganzzug den Bahnhof Lecco. Ein Ganzzug transportiert grosse Gütermengen eines Kunden und fährt nicht über Rangierbahnhöfe, sondern direkt zum jeweiligen Empfangsbahnhof. Die Komposition wird unterwegs also nicht neu zusammengestellt. Von Lecco aus schliesslich gelangt der Stahl tags darauf am frühen Morgen dank Vertragspartnern von Panlog per Lkw zu den italienischen Endkunden.

Mit Ganzzügen zum Erfolg

Fünf bis sieben Ganzzüge verlassen jede Woche den Bahnhof Emmenbrücke. Im Jahr sind das durchschnittlich 242 000 Tonnen Stabstahl und Walzdraht, die Panlog mit der Bahn nach Italien exportiert. Das Ganzzugkonzept gilt als Erfolgsstory. Das bestätigen Fabienne Häcki und Peter Klarer, Geschäftsleitungsmitglieder von Panlog, sowie Yves Tschopp von SBB Cargo bei einem Treffen am Sitz von Panlog in Emmenbrücke. «Wir haben die Abläufe über die Jahre laufend optimiert, sodass wir heute die gewünschten Mengen fahren und die Waren termingerecht in Lecco ausliefern können», sagt Fabienne Häcki. Die Leiterin Internationale Spedition und Bahnproduktion arbeitet seit 20 Jahren bei Panlog und erinnert sich, warum das Ganzzugkonzept im Jahr 2012 überhaupt lanciert worden ist – gewissermassen aus einer Not heraus. «Damals fuhren wir im Wagenladungsverkehr (WLV) nach Italien, was immer Probleme an der Grenze verursachte, weil die italienische Bahn die Ware in Chiasso nicht weiterspedierte.» Manchmal hätten die Kunden wochenlang auf eine Lieferung warten müssen. Mit dem Wechsel auf Ganzzüge hat sich das geändert, da die Zustellung seither direkt und ohne Rangiermanöver erfolgt.

Zug mitten in Emmenbrücke.

Reibungslos im Rundlauf

Die Idee für das neuartige Konzept hatte Panlog mit einem anderen Unternehmen entwickelt. SBB Cargo übernahm die Transporte erst 2015 – und wird sie bis mindestens Ende 2023 fahren. Im Sommer 2020 haben Panlog und die Güterbahn den Vertrag um weitere drei Jahre verlängert. «Die Zusammenarbeit ist ein Bekenntnis», betont Yves Tschopp, der Panlog als Senior Key Account Manager betreut. Einerseits handle es sich um wirklich grosse Mengen, die SBB Cargo fahren dürfe. «Andererseits läuft das Zusammenspiel von Ganzzug und WLV extrem gut.» Will heissen: Nach dem Entladen des Ganzzugs in Lecco werden die Bahnwagen jeweils für Transporte anderer Kunden direkt in den Wagenladungsverkehr eingespeist und müssen somit nicht leer in die Schweiz zurückgeführt werden. «Dieser Rundlauf ist ein riesiger Vorteil», sagt Tschopp, «schliesslich ist es gut für uns, wenn die Wagen nicht leer rollen.»

Mit SBB Cargo kombinieren wir Ganzzüge und Wagenladungsverkehr – das ist ein enormer Vorteil für uns.
Peter Klarer, CEO Panlog

Die Kombination von Ganzzug und WLV ist für Peter Klarer, CEO von Panlog, einer der Hauptgründe für die Vertragsverlängerung mit SBB Cargo. Die Abläufe in Emmenbrücke funktionieren. SBB Cargo liefert den Schrott, der in den Werken zu Stahlprodukten verarbeitet wird, im WLV an. Das zuständige Rangier- und Lokführerteam von Panlog verantwortet den Umschlag und das Verschieben des Materials auf dem Werkgelände. Sobald die Stahlprodukte bereit sind, beladen die Mitarbeitenden von Steeltec die Bahnwagen, und SBB Cargo holt den Ganzzug wieder ab. «Von diesem Wiederbelad der Wagen lebt das System», erklärt Peter Klarer. Der grosse Vorteil der Bahn gegenüber dem Lkw liegt für den CEO in der grösseren Nutzlast eines Güterwagens. Zudem könnten die Materialien direkt nach der Produktion in die Wagen verladen und offen transportiert werden.

Fotos: Matthias Jurt

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