Swiss Split: möglichst lange auf der Schiene

Wie gelangen Container aus Übersee in die Schweiz? Wie funktioniert die Feinverteilung in die Regionen? Und welche Rolle kommt dabei dem geplanten trimodalen Terminal Gateway Basel Nord zu? Wir stellen das Angebot Swiss Split vor.

Bestellt ein Schweizer Detailhändler Waren aus China, ist er automatisch in internationale Lieferketten eingebunden. Für Kunden wie ihn, die im Import- und Exportgeschäft tätig sind, hat SBB Cargo das Angebot Swiss Split entwickelt. Es handelt sich um eine Anschlusslösung für den kombinierten Verkehr (KV) in der Schweiz, mit der eine direkte Anbindung an internationale Transportketten gewährleistet wird. Die bestellten Waren gelangen in den meisten Fällen auf dem Seeweg in einen der grossen Seehäfen Europas: Rotterdam, Antwerpen, Hamburg oder in jüngsten Jahren vermehrt auch Mittelmeerhäfen. Von dort werden sie per Schiff, Bahn oder Lkw – je nach Hafen, Spediteur und Endkunde – nach Basel transportiert, von wo aus die Feinverteilung in die Schweiz stattfindet.

Und bei dieser Feinverteilung in die Regionen setzt Swiss Split an. Ziel ist es, den Bahntransport zu fördern und die Waren ab Basel so lange wie möglich auf der Schiene zu befördern. Dafür werden die angelieferten Container in den Basler Umschlagterminals aufgeteilt – «gesplittet», daher der Name «Swiss Split» – und auf die Bahn verladen. Waren für Kunden, die über ein eigenes Anschlussgleis verfügen, transportiert SBB Cargo direkt auf der Schiene ans Ziel. Waren für Kunden ohne direkte Bahnanbindung bringt die Güterbahn in einen der regionalen KV-Terminals, wo sie für die letzte Meile auf den Lkw umgeschlagen werden.

Ausbau der Anlagen

Obwohl eine Vielzahl der Schweizer Empfänger von internationalen Transporten einen eigenen Bahnanschluss hat, baut SBB Cargo ihr Terminalnetz im ganzen Land aus. Im August 2020 wurde in Widnau SG der zehnte von SBB Cargo betriebene KV-Terminal eröffnet. Damit stehen aktuell insgesamt 16 Terminals zur Verfügung. Gemäss Bruno Fischer, Leiter Kombinierter Verkehr, investiert man bewusst in die Terminalinfrastruktur, um mehr Kunden ohne Anschlussgleis einen einfachen Zugang zur Bahn zu ermöglichen. «Viele dieser Kunden lassen ihre Importe heute von Basel bis vor die Tür des Empfängers per Lkw transportieren. Mit unserem Anschlussangebot zeigen wir ihnen, dass es auch anders und vor allem ökologischer geht.»

Wir zeigen, dass die Feinverteilung auch
ökologischer geht.
Bruno Fischer, Leiter Kombinierter Verkehr, SBB Cargo AG

Eine wichtige Rolle beim Aufbau von Terminalanlagen spielt der geplante, neue Containerterminal Gateway Basel Nord (GBN) in Basel. Der trimodale Terminal mit Anbindung an Rhein, Schiene und Strasse soll zu einem modernen Eingangstor für internationale Warenströme werden. Im GBN sollen mehrere Züge mit einer Länge von bis zu 750 Metern gleichzeitig verarbeitet werden. Das wäre schweizweit einzigartig und brächte grosse Vorteile für die Kunden von SBB Cargo mit sich. Fischer betont: «Der Ausbau der Infrastruktur in Basel ermöglicht die Verteilung sämtlicher Containermengen ab einem Standort in der Schweiz. Das bringt für die Bahnunternehmen wesentliche Vereinfachungen und für die Kunden eine starke Flexibilisierung bei der Planung ihrer Transporte.»

Selbst für kurze Strecken

Dass Swiss Split sogar für kurze Transportwege genutzt werden und auch für Lkw-Unternehmer ein interessantes Geschäft sein kann, zeigt die Paul Leimgruber AG, eine Kundin von SBB Cargo. Im November 2020 hat dieser Basler Strassentransporteur einen Teil seiner Containertransporte von Basel ins Mittelland auf die Schiene verlagert. Weitere Transporte sollen folgen. Mit Swiss Split fährt SBB Cargo die Container von Basel-Kleinhüningen über Nacht – mittels Nachtsprung – in den rund 55 Kilometer entfernten KV-Terminal Oensingen. Ein Fahrer von Leimgruber holt die Container dort ab und bringt sie zum Endkunden. Mit dem Bahntransport reduziert Leimgruber einerseits seine Strassenkilometer und entlastet den Verkehr in der Region Basel. Anderseits erhöht das Unternehmen die Produktivität der eingesetzten Fahrzeuge und minimiert seine CO2-Emissionen. «Nicht nur bei uns, auch bei unseren Kunden wächst das Bedürfnis nach nachhaltigen Transportlösungen», betont Sebastian Furrer, Leiter Containerlogistik bei Leimgruber. Für Bruno Fischer von SBB Cargo ist die Zusammenarbeit mit der Paul Leimgruber AG wegweisend: «Wenn ein Strassentransporteur für kurze Strecken auf die Bahn setzt, ist Swiss Split offensichtlich marktfähig.»

Sie wollen noch mehr Transporte auf die Schiene bringen: Martin Haller (SBB Cargo), Sebastian Furrer (Leimgruber) und Bruno Fischer (SBB Cargo) (v.l.).

Fotos: Kostas Maros

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