Klimafreundlicher Glastransport seit mehr als 40 Jahren

Seit seiner Gründung im Jahr 1977 transportiert das auf Abfallbewirtschaftung spezialisierte Unternehmen Serbeco wiederverwertbares Glas auf der Schiene. In Zusammenarbeit mit SBB Cargo und weiteren Genfer Unternehmen denkt das KMU über eine neue gemeinsame Sortier- und Verarbeitungsplattform mit Schienenanbindung nach.

Der Bahnhof Genève-La-Praille an einem sonnigen Maitag. Trotz der frühen Stunde sitzt Paulo bereits im T-Shirt im Führerhaus seines Baggers. Vor ihm erhebt sich ein Berg aus leeren Flaschen und Glasbehältern in allen möglichen Farben, die er zunächst zu einem kompakten Haufen zusammenschiebt. Dann füllt er sie mit dem Greifer in den daneben stehenden roten Güterwagen. Dreimal pro Woche schickt SBB Cargo diesen Güterwagen zum Recyclingzentrum «R» Praille der Firma Serbeco. Diese füllt ihn mit Glas, das aus allen Ecken des Kantons Genf zusammengesammelt wurde. Das wiederverwertbare Material wird dann zum Standort von Vetropack in St-Prex VD verfrachtet, der letzten industriellen Glashütte der Schweiz. Hier wird es verkleinert, eingeschmolzen und zu neuen Verpackungen verarbeitet. So legen jährlich 6000 Tonnen Glas die Strecke zwischen «R» Praille und der Glashütte in St-Prex zurück.

Eine Vision und eine Auszeichnung

Die Idee, das Glas auf der Schiene zu transportieren, hatte Serbeco nicht erst gestern: Sie zieht sich durch die gesamte Geschichte des kleinen Familienunternehmens, das 1977 gegründet wurde und sich auf Abfallbewirtschaftung spezialisiert hat. «Glas eignet sich besonders gut für den Transport im Güterwagen, da es nicht leicht davonfliegt und einfach zu verladen ist», erklärt Bernard Girod, derzeitiger Verwaltungsrat der in Satigny GE ansässigen Firma. Er hat das Unternehmen 1991 gekauft, das zu diesem Zeitpunkt aus nur drei Angestellten und zwei Lastwagen bestand. Seit zwanzig Jahren arbeitet Bernard Girod unablässig für das Wachstum seiner Firma und an einem nachhaltigeren Modell der Abfallsammlung und -trennung, was ihn zu einem Schweizer Recyclingpionier macht.

CEO Bertrand Girod mit seinem Vater Bernard und seinen Brüdern im Hintergrund.

Inzwischen beschäftigt der Serbeco-Konzern – seit 2012 unter der Leitung von Bertrand Girod, Bernards ältestem Sohn – über 150 Mitarbeitende und hat eine Flotte von rund fünfzig Fahrzeugen vorzuweisen. Dank der hohen Verwertungsquote der verarbeiteten Abfälle – nämlich 76 Prozent – spart die Kundschaft des Unternehmens total 74 000 Tonnen CO2-Äquivalente, während es selbst nur 4500 Tonnen ausstösst. Diese Bemühungen wurden 2019 belohnt, als die Firma Serbeco, die jährlich 80 000 Tonnen Abfall transportiert und mehr als 60 000 Tonnen verarbeitet, mit dem Wirtschaftspreis der Genfer Handels-, Industrie- und Dienstleistungskammer ausgezeichnet wurde.

Nachhaltigkeit in den Genen

Am Hauptstandort des KMU im Industriegebiet von Bois-de-Bay geht es zu wie auf einem Ameisenhaufen: überall Mitarbeitende in gelber Uniform, die eifrig mit Baggern, Kränen und anderen Sortiermaschinen zwischen riesigen Haufen aus Abfällen aller Art hantieren, daneben ein unaufhörliches Kommen und Gehen von Fahrzeugen unterschiedlicher Grösse – von Lieferwagen über Muldenkippern bis Sattelschleppern. Diese bringen Abfälle, die auf dem gesamten Kantonsgebiet auf Baustellen oder an Sammelstellen zusammengetragen wurden.

Da der Standort Satigny nicht an das Schienennetz angeschlossen ist, erfolgt der Transport der Abfälle zu den Sortier- und Verarbeitungsanlagen von Serbeco sowie des verwerteten Materials zu seinem Zielort grösstenteils auf der Strasse. «Die Nachhaltigkeit ist in unserer DNA verankert. Daher tun wir alles, um den ökologischen Fussabdruck unserer Fahrzeugflotte einzugrenzen», betont Bertrand Girod. Viele Fahrzeuge der Firma werden elektrisch oder mit Biodiesel angetrieben.

Der Transport der Zukunft

Serbeco will aber noch weitergehen. Überzeugt von den Vorteilen der Eisenbahn für den Abfalltransport, arbeitet die Firma zusammen mit SBB Cargo und anderen Genfer KMU verschiedener Branchen an der Umsetzung einer gemeinsamen Plattform mit Schienenanbindung. Hier könnten verschiedene Güter direkt und zentral sortiert und verarbeitet sowie schliesslich auf umweltfreundliche Weise mit der Bahn zu den Endabnehmern transportiert werden. Die Business Unit Baulogistik und Recycling von SBB Cargo arbeitet übrigens an ähnlichen Projekten in vielen weiteren Agglomerationen landesweit.

In der Region Genf besteht eine der grössten Herausforderungen darin, eine ausreichend grosse Fläche unweit des Schienennetzes zu finden. «Daher ist es wichtig, gleichzeitig effizientere Abfallsortier- und -verarbeitungstechniken zu entwickeln, die weniger Platz benötigen», hebt Bernard Girod hervor. So trifft es sich gut, dass ebenso wie die Nachhaltigkeit «auch die Innovation in unserer DNA verankert ist», wie sein Sohn Bertrand unterstreicht. Die beiden Unternehmer sind überzeugt: Bei dieser Zusammenarbeit mit SBB Cargo wird der Transport der Zukunft konzipiert.

Fotos: Fred Merz

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