Vergangene Woche wurde der Bözbergtunnel eröffnet. Der rund 2,7 Kilometer lange Doppelspurtunnel ist das Herzstück des 4-Meter-Korridors auf der Gotthard-Achse. Ab Fahrplanwechsel im Dezember können Sattelauflieger mit einer Höhe von vier Metern auf der Bahn durch die Schweiz transportiert werden.
Die 2,7 Kilometer lange Doppelspur-Röhre im Kanton Aargau ist das grösste Bauprojekt innerhalb des 4-Meter-Korridors zur Verlagerung von vier Meter hohen Sattelaufliegern, Wechselbehältern und Containern auf die Bahn. Der Bözbergtunnel ist seit dem 6. November in Betrieb und macht gemeinsam mit dem Gotthard- und dem Ceneri-Basistunnel den Weg frei für die hohen Sattelauflieger durch die Schweiz. «Mit dem 4-Meter-Korridor via Gotthard wollen wir noch mehr Sattelauflieger auf die Schiene bringen. Gut für die Umwelt, gut für Europa», äussert sich Michail Stahlhut, CEO der Hupac, zu den Erwartungen der verladenden Kunden. Sattelauflieger mit vier Metern Eckhöhe sind europaweit in der Transportbranche im Einsatz. Als Sattelauflieger gilt ein Lastwagenanhänger mit eigenem Fahrgestell, der zusammen mit der Zugmaschine einen Sattelzug bildet, auch bekannt als Sattelschlepper.
Gut für die Umwelt und Europa
Internationale Spediteure fahren mit ihren Sattelschleppern zu Terminals in Holland, Deutschland oder Italien und verladen dort ihre Sattelauflieger auf die Bahn, wo sie umweltfreundlich und pünktlich meist über Nacht ans Ziel transportiert werden. Die Realisierung des 4-Meter-Korridors ist für Transporte im kombinierten Verkehr in der Schweiz und in Europa von grosser Bedeutung.
Endlich! Jetzt haben wir die hohen Züge. – Wann kommen die langen Züge?
Michail Stahlhut, CEO der Hupac
Von Basel bis nach Chiasso umfasst der 4-Meter-Korridor 270 Kilometer und entlang des Langensees über Luino erreicht man die Güterterminals in Gallarate bei Mailand. In Zukunft profitiert der Güterverkehr von der konkurrenzfähigen Infrastruktur gegenüber der Strasse.
Ab Dezember 2020 verkehren Güterzüge von Basel nach Chiasso mit bis zu 2150 Tonnen – für dieses Gewicht sind zwei Lokomotiven nötig. Bis Mitte 2021 ist das Gewicht der Züge in Fahrrichtung Süd-Nord bis Basel aufgrund von Bauarbeiten in Chiasso auf 1650 Tonnen in Doppeltraktion limitiert. Danach sind 750 Meter lange Züge mit bis zu 2000 Tonnen Gewicht möglich.
Zwischen Basel und Luino können 2021 rund 30 Prozent der Trassen für 750 Meter lange Züge genutzt werden. Ab 2022 sind alle Trassen für Zuglängen von 750 Metern eingerichtet.
Die Wettbewerbsfähigkeit der Bahn steigt
Dem Ausbau des 4-Meter-Korridors kommt nebst dem Bau der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (Neat) eine bedeutende Rolle zu, zusätzliche Gütertransporte auf die Schiene zu verlagern. Der Bundesrat geht davon aus, dass die NEAT und der 4-Meter-Korridor 20 Prozent der schweren Güterverkehrsfahrzeuge auf die Bahn verlagern. Allein ohne die Neat würden im Jahr 2030 rund 200 000 Fahrzeuge mehr die Alpen auf der Strasse überqueren.
Nach einer Aufbauphase wird ab Ende 2022 die tägliche Kapazität der Neat auf mehr als 3000 Stellplätze für Sattelauflieger erhöht. Mit jedem per Bahn transportierten Sattelauflieger spart SBB Caro 0,3 Tonnen CO2 ein. Das entspricht rund 60 000 mit CO2 gefüllten Luftballons. Bei voller Auslastung der Kapazitäten können täglich 890 Tonnen CO2 eingespart werden.
Deshalb: Der 4-Meter-Korridor stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene und leistet einen wichtigen Beitrag zur Verlagerung und zum Schutz der Alpen. Dies ist ganz im Sinne der Schweizer Bevölkerung und der Klima-Jugend.