Was die Kantone planen

Der Güterverkehr ist essenziell für die Ver- und Entsorgung in der Schweiz. Das zeigen die Logistikmassnahmen der Kantone Zürich, Bern und Waadt. Im Fokus ist die Schiene mit Konzepten zu Flächensicherung, Kreislaufwirtschaft und einem konstanten interdisziplinären Austausch.

Auf die Welt von morgen muss keiner mehr warten. Denn sie wird schon heute Abend geliefert. Just in time, so wollen wir das. Was wir nicht wollen: Lärm und Gestank, verstärkte CO2-Emissionen und ein Bahngleis vor der Haustür, auf dem der Güterzug genau dann vorbeibrettert, wenn wir die Online-Expressbestellung für Ohropax abgeschickt haben. Transport, Umschlag und Lagerung von Waren – das alles passiert, bevor es an der Haustür klingelt und wir dankbar unser Päckli entgegennehmen. 

Und Päckli werden es immer mehr. Rund 547 Millionen Tonnen Gütertransporte prognostiziert das Bundesamt für Raumentwicklung im Jahr 2040. Die bestehende Infrastruktur stösst bereits heute an ihre Grenzen. Zwar vereinfachen Digitalisierung und Automation künftig den Transport auf der Schiene, aber noch stehen Projekte wie beispielsweise die europaweite Migration auf die digitale automatische Kupplung bevor. Und wo keine Schiene, da auch kein Transport, wo keine Umschlagsanlage, da auch kein Verladen.  

Urbanisierung
Gesellschaftliche, technologische und wirtschaftliche Veränderungen stellen den Schienengüterverkehr immer wieder vor grosse Herausforderungen. Neben dem steigenden Güteraufkommen ist auch die Urbanisierung ein entscheidender Faktor. Immer mehr Menschen zieht es in die Stadt oder ihre angrenzende Agglomeration. Gefragt wird nach ansprechenden Wohnlagen, Arbeitsplätzen, Freizeitangeboten und Einkaufsmöglichkeiten – verkehrstechnisch natürlich gut angebunden. Die dafür benötigten Infrastrukturen für die Logistik sind allerdings nicht erwünscht – zu laut, zu schmutzig, zu hässlich.  

Cargo Magazin 1/23

Dieser Artikel stammt aus dem Cargo Magazin 1/23. Lesen Sie die vollständige Ausgabe hier. Sie möchten das Magazin in gedruckter Form erhalten? Für ein Abonnement klicken Sie bitte hier.

Konsumverhalten
Hinzu kommen veränderte Kundenbedürfnisse. In den vergangenen Jahren – verstärkt seit der Pandemie – ist neben dem grössten Angebot auch die schnellste Lieferzeit matchentscheidend. Eingekauft wird im Netz, nicht mehr im Laden.Just in time, Same day delivery oder Wunschliefertermin (und Wunschlieferort) sind mittlerweile Standard, die neuen Qualitätsmerkmale heissen Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit und Flexibilität. Für Transportunternehmen eine immense Herausforderung, denn die Warenströme werden zunehmend komplexer. Während die Waren früher gebündelt an definierte Standorte ausgeliefert wurden, sind heute individualisierte Güterströme gefragt.  

Lösungen finden
Die Bevölkerung wächst, der nutzbare Raum wird knapper. An strategisch wichtigen Orten stehen keine Flächen oder bedarfsgerechten Anlagen zur Verfügung, um Güter von der Strasse auf die Schiene umzuschlagen. Sinnvolle Konzepte sind insbesondere im Bereich Citylogistik, zur Ver- und Entsorgung in den Städten, erforderlich. Zur Verbesserung der Situation hat der Bund die Kantone eingeladen, individuelle Güterverkehrs- und Logistikkonzepte zu formulieren. Sie sollen die gesellschaftlichen Entwicklungen und damit einhergehenden Veränderungen abbilden, und Lösungen für die zunehmenden Engpässe im Güterverkehr finden.  

Die Kantone entscheiden selbst 
Jeder Kanton prüft und evaluiert seine jeweiligen Bedürfnisse und leitet entsprechende Massnahmen ein. Dabei geht es vor allem darum, Logistikflächen und bestehende Trassen verkehrsplanerisch zu sichern, den Bau oder die Erweiterung von Verkehrsanlagen zu fördern und innovative Projekte zu entwickeln. «Die Schiene soll das qualitativ robuste Rückgrat des Güterverkehrs sein», so Paul Schneeberger vom Amt für Mobilität des Kantons Zürich. Die Güterverkehrs- und Logistikkonzepte sind ein wichtiges Instrument, um die Anliegen der Branche gegenüber Wirtschaft und Politik zu vertreten. Die Beispiele Zürich, Bern und Waadt zeigen, was mit Kreislaufwirtschaft, Flächensicherung und interdisziplinärem Austausch möglich ist. 

Das strategische Entwicklungsprogramm (STEP)
Für mehr Effizienz im wachsenden Güterverkehr werden vom Parlament alle vier bis
acht Jahre weitere Ausbauschritte der Bahninfrastruktur beschlossen.

Bis 2025>Bis 2035>Bis 2050
Erhöhung der Kapazität für Güterzüge zwischen den Rangierbahnhöfen Basel und LimmattalZweite Expresstrasse auf Ost-West-Achse: Güterzüge sind bis zu 20 Prozent schneller
unterwegs als 2025
Zusätzliche Umschlagsplattformen entlang Ost-West- und
Nord-Süd-Achse
Ausbau der Jurasüdfusslinie für eine gute Verbindung
zwischen den Rangierbahnhöfen Lausanne und Limmattal
Reduzierte Einschränkungen
während der Hauptverkehrszeiten
des Personenverkehrs
Inbetriebnahme von neuen Cityhubs
Sicherung der benötigten Anzahl Fahrten vom Rangierbahnhof Limmattal nach Sargans und ins
Tessin
Bau neuer Formationsbahnhöfe in
Broye und Nord vaudois
Ausbau der Umschlagmöglichkeiten
Schiene/Strasse
Ausbauten auf der Nationalbahnstrecke Zofingen–Lenzburg, im
Zürcher Unter- und Mittelland
Stärkung der Bahnanbindung in der
Agglomeration

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