Jürgen Hüllen, Sprecher des TIS, und Jens-Erik Galdiks, Leiter Flottentechnik bei SBB Cargo, zogen in dem überfüllten Konferenzraum des «SwissMovers»-Standes vor einem interessierten Fachpublikum eine erste öffentliche Bilanz der geleisteten Arbeit. René Höpfner vom Projekt Rail Transport bei Bosch Engineering berichtete über Stand der Dinge in einem weiteren TIS-Vorhaben: die Industrieplattform Telematik und Sensorik im Schienengüterverkehr (ITSS).
Seit 2012 hat der Innovationskreis, welchem Verlader, Betreiber und Fahrzeughersteller angehören, seine Zukunftsinitiative vorangetrieben und in verschiedenen Arbeitsgruppen die technischen, betrieblichen und wirtschaftlichen Anforderungen an den innovativen Güterwagen definiert sowie mit der Waggonbau- und Komponentenindustrie diskutiert und weiterentwickelt.
Ziel sind Basis-Innovationen im Güterwagen
«Mittlerweile kann der TIS auf einige Erfolge bei der Entwicklung und Umsetzung von Basis-Innovationen in Eisenbahn-Güterwagen verweisen», unterstrich Hüllen. Und Jens-Erik Galdiks ergänzte: «Ein Ergebnis dieser gemeinsamen Arbeit kann man hier draussen am Gleis mit dem «5L»-Demonstratorzug von SBB Cargo sehen». Es sei ein erster Schritt auf dem Weg zu den dringend erforderlichen Innovationen im Schienengüterverkehr.
Der Zug, der die 5L-Idee – leise, leicht, laufstark, logistikfähig und life-cycle-kostenorientiert – in die Praxis bringt, wurde in Zusammenarbeit mit dreizehn internationalen Bahntechnologieherstellern entwickelt und besteht aus 16 Containertragwagen herkömmlicher Bauart, die mit einer Vielzahl von innovativen Komponenten ausgestattet wurden.
Jede mögliche Technik-Konstellation wird getestet
Insgesamt werden sechs unterschiedliche Systeme während des Realbetriebs am 5L-Demonstrator auf ihre Funktionen und Eigenschaften erprobt: Von den Drehgestellen über die Bremsen bis zur Kupplung und Radsätzen. Die Komponenten wurden so verbaut, dass jede mögliche Konstellation mindestens einmal vorkommt.
Sensoren übermitteln präzise Werte zur Leistung der einzelnen Bauteile im Einsatz. Die Hersteller lieferten die Demonstrationskomponenten, bei denen es sich zum Teil um Prototypen handelt, kostenlos und werden im Gegenzug dafür wertvolle Daten erhalten.
Mindestens 400 000 Kilometer Laufleistung
Nach der Zulassung wird der Zug ab dem dritten Quartal 2017 im regulären Betrieb eingesetzt und während der Projektlaufzeit von vier Jahren insgesamt eine Laufleistung von mindestens 400 000 Kilometern erzielen. Der Zug verkehrt erst in der Schweiz, ab Mitte 2018 dann auch europaweit.
«Diese lange Testzeit ist nötig, um die Komponenten genügend zu fordern und ihr Verhalten im realen Einsatz zu erforschen», erklärte Jens-Erik Galdiks. Die ermittelten Ergebnisse dienten dazu, das Projekt laufend zu optimieren und die Basis für neue Güterwagenkonzepte weiter zu verbessern.