«Das Geschäft bleibt extrem hart»

Nicolas Perrin, CEO von SBB Cargo, äussert sich zum Halbjahresergebnis. Dieses ist zum ersten Mal seit langem positiv. Ob die Güterbahn Ende Jahr die schwarze Null erreiche, sei aber noch nicht gesichert.

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Foto: Christian Aeberhard

Herr Perrin, Ihr grosses Ziel ist es, dass SBB Cargo 2013 ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt. Nun liegt das Halbjahresergebnis vor. Ist das Glas nun halbvoll oder halbleer?
Nicolas Perrin: Wir haben im ersten Halbjahr die Ausgangslage geschaffen, dass das Ziel erreichbar bleibt. Wie im Fussball kommt es aber noch auf die zweite Halbzeit und die Nachspielzeit an, wie die Schweiz gegen Island ja kürzlich schmerzlich erfahren musste.

Sind sie optimistisch, das Ziel zu erreichen?
Nicolas Perrin: Wenn wir den Verkehr im Herbst gut bewältigen, dann liegt es drin. Wir haben uns sehr gut darauf vorbereitet. Der Herbst ist für uns sehr wichtig, weil der Güterverkehr in dieser Jahreszeit anzieht, die Bautätigkeit hoch ist und es kaum Feiertage gibt.

Greifen die in den letzten Jahren eingeleiteten Sanierungsmassnahmen wie die Reduktion der Bedienpunkte im Wagenladungsverkehr und der Stellenabbau?
Nicolas Perrin: Ja, das kann man ganz klar sagen, und ich bin stolz, dass wir das geschafft haben.

Weshalb ist die schwarze Null überhaupt so wichtig?
Nicolas Perrin: Seit es SBB Cargo gibt, hat die SBB 800 Millionen Franken in unser Geschäft einbringen müssen. Das kann nicht so weitergehen. Zudem braucht ein Unternehmen einen Gewinn, um sich weiterentwickeln zu können und Investitionen zu tätigen.

Was nützt es eigentlich der SBB, wenn SBB Cargo sein Ziel erreicht?
Nicolas Perrin:Die SBB ist ein Gesamtanbieter des öffentlichen Verkehrs. Es ist gut für sie und das ganze ÖV-System, wenn der Güterverkehrszweig eigenwirtschaftlich und erfolgreich ist.

Wie geht es weiter im Jahr 2014? Visieren Sie erstmals nach Jahrzehnten einen Gewinn an?
Nicolas Perrin: Auch wenn wir die schwarze Null erreichen, das Geschäft bleibt extrem hart. Deshalb müssen wir uns 2014 und 2015 erst einmal auf diesem Niveau stabilisieren.

Wie steht es mit dem Arbeitsplatzabbau bei SBB Cargo? Ist die Talsohle erreicht?
Nicolas Perrin: Wir haben kein neues Abbauprogramm in der Pipeline. Wir müssen aber unsere Kosten auch langfristig im Griff behalten und unsere Effizienz weiter steigern.

Sie sind einer der dienstältesten Güterbahnchefs in Europa. Sind Sie auch ein bisschen stolz darauf?
Nicolas Perrin: Es macht mich sicher stolz, bei einer Unternehmung zu arbeiten, die auf Kontinuität setzt. Der Güterverkehr ist ein schwieriges Geschäft, deshalb findet man immer wieder einen Grund, den Chef auszuwechseln. Ich denke aber, dass Kontinuität auch für unsere Kunden sehr wichtig ist, dies hat zum Beispiel der Auftrag von DB Schenker Rail gezeigt: Ab dem Fahrplanwechsel können wir für DB Schenker Rail mehrere Tausend Züge durch die Schweiz fahren.

Wie wichtig ist dieser Auftrag der DB Schenker Rail für SBB Cargo?
Nicolas Perrin: Es ist ein bedeutender Auftrag, der zeigt, dass wir wettbewerbsfähig sind. Auch können wir unser Personal im Wallis und im Tessin besser auslasten und damit Arbeitsplätze, die sonst unter Druck gekommen wären, sichern. Zudem erhöht der Auftrag unser Volumen auf der Lötschberg- und der Gotthardachse: Je grösser das Volumen, desto effizienter können wir arbeiten.

Ist generell die Konkurrenz in den letzten Jahren härter geworden?
Nicolas Perrin: Das ist so. Zudem ist die wirtschaftliche Situation in Norditalien sehr schlecht. Dies führt zu Überkapazitäten und zu einem Preiskampf. Wir können uns aber ganz gut behaupten.

Dem Gateway Limmattal erwächst immer mehr Widerstand – von Anwohnern, aber auch aus der Verladebranche und sogar von grossen Kunden von SBB Cargo. Gehen Sie über die Bücher?
Nicolas Perrin: Das Bundesamt für Verkehr hat zum Gateway Limmattal ein Mediationsverfahren gestartet. In der Branche ist unbestritten, dass es neue Terminals braucht. Neben dem Gateway Limmattal möchten wir auch eines in Basel Nord errichten. Nun stellt sich die Frage, in welcher Form sie realisiert werden. Im Limmattal sollen dereinst die Container auf der Bahn weitertransportiert werden. SBB Cargo kämpft für diese Lösung, letztlich muss aber die Politik entscheiden.

Stichwort Zukunft des Schienengüterverkehrs: Ihr Ziel ist es, dass Güterzüge bessere Trassen erhalten sollen als bisher. Ist das politisch durchsetzbar?
Nicolas Perrin: Es ist nicht das Ziel, dies zu Lasten des Personenverkehrs zu machen. Die SBB hat sich klar zum Mischverkehr bekannt – das heisst, dass Personenverkehr und Güterverkehr auf demselben Netz fahren. Dies gilt auch für den Gotthardbasistunnel. Es geht darum, in sogenannten Netznutzungsplänen zu definieren, wer wie viele Trassen bekommt, und dies dann im Alltag auch durchzusetzen.

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