Seit Ende 2017 wird am Gubrist-Strassentunnel an der dritten Röhre gebohrt. Um die 1,2 Millionen Tonnen Ausbruchmaterial wegzuschaffen, setzt SBB Cargo von Februar 2018 bis Ende 2019 mindestens 1000 voll beladene Güterzüge ein. Damit werden weit über 100 000 Lastwagenfahrten vermieden.
Riesige Geröllmassen am Boden, beissender Staub in der Luft und ein Höllenlärm: So lässt sich die Szenerie Tunnelbau beschreiben. Ganz aktuell zelebriert am Gubrist, wo seit 21. November 2017 rund 120 Spezialisten aus sechs Ländern daran sind, eine dritte Röhre für den Gubrist-Strassentunnel aus dem Berg zu meisseln. Ihre Mission: Nachhaltige Reduktion der heute gemessenen 17 Staustunden pro Tag auf der Autobahn-Nordumfahrung von Zürich. Im Sommer 2022 soll das Bauwerk festlich dem Verkehr übergeben werden.
Von Montagmorgen um 6 Uhr bis Samstagabend um 17 Uhr schuften sich die Arbeiter seither im Dreischichtbetrieb Meter um Meter durch den Felsen. Im Gegensatz zum Gotthard oder Lötschberg kommt am Gubrist keine klassische Tunnelbohrmaschine zum Einsatz. Nach Abschluss der ersten Bauetappe, bei der dem Fels via Teilschnittmaschine zu Leibe gerückt wird, soll der Tunnelbau in eine explosive Phase übergehen und per Sprengvortrieb fortgesetzt werden.
1000 bis 1200 Güterzüge für 1,2 Millionen Tonnen Ausbruchmaterial
Ob geschnitten, gefräst, gebohrt oder gesprengt: Der Tunnelbau fallen riesige Mengen an Ausbruchmaterial an. Für die dritte, 3,25 Kilometer lange Gubrist-Strassenröhre rechnen Experten bis zum Projektabschluss mit insgesamt 1,2 Millionen Tonnen Fels, Stein und Geröll. Für dessen Abtransport ist SBB Cargo verantwortlich. In Absprache mit dem Bundesamt für Strassen (Astra) als Bauherrin hatte sich auch die projektführende Marti Tunnelbau AG aus Zürich aus ökologischen Gründen frühzeitig für die Schienenvariante ausgesprochen.
Vor Beginn der Bohrungen wurde deshalb am Ostende des Tunnels ein Verladebahnhof mit Anschluss an die SBB-Strecke von Zürich-Affoltern nach Regensdorf gebaut. Von dort transportieren die Cargo-Züge das Ausbruchmaterial rund 50 Kilometer weit bis nach Wildegg im Kanton Aargau, wo damit ein Steinbruch zur späteren Zementherstellung aufgefüllt wird. «Pro Tag können wir bis zu drei voll beladene Züge bewegen», sagt Lars Hasler, Solution Manager im Vertrieb von SBB Cargo und für die Ausbruchmaterialtransporte am Gubrist verantwortlich. Über die gesamte Projektdauer von Februar 2018 bis Ende 2019 werden es laut Hasler total zwischen 1000 und 1200 sogenannte Zugumläufe sein.
98 Prozent weniger CO2-Emissionen als mit LKW-Variante
Nachdem sich die korrekte Be- und Entladung der Bahnwagen anfangs als Herausforderung erwies, verlaufen die Transporte dank eines gut funktionierenden Störungsmanagements mittlerweile beinahe reibungslos. Das wichtigste Ziel, zusätzlichen Verkehr am Gubrist zu verhindern und damit Umweltschutz zu betreiben, geht voll auf. Der Einsatz von SBB Cargo an der Gubrist-Baustelle verhindert insgesamt weit über 100 000 Lastwagenfahrten. «Was die Ökobilanz betrifft, verursachen wir mit der Bahn gegenüber einer LKW-Lösung satte 98 Prozent weniger CO2-Emissionen», so Lars Hasler. Ein gutes Omen für künftig weniger Stau am Gubrist.