Ohne Lokomotiven und Güterwagen keine Transporte – die Instandhalter von SBB Cargo haben eine grosse Verantwortung. Jegan Ratnam ist Leiter Kompetenzzentrum Instandhaltung Lokomotiven. Was beinhaltet sein Job? Und was sind seine Karrieretipps? Das verrät er im Interview.
Gefällt es dir bei SBB Cargo?
Ja, schon ziemlich – sonst wäre ich nicht schon über 20 Jahre hier bei SBB Cargo. (lacht)
Was macht es aus?
Ein wichtiger Faktor ist unser eingespieltes Team. Wir haben einen grossen Zusammenhalt im Team und eine hohe Motivation. Das war nicht immer so. Vor vier Jahren sind wir von Basel nach Dietikon umgezogen und ich musste mein Team neu zusammenstellen. Die Rekrutierung war damals etwas schwierig – so gab es beispielsweise noch ein anderes Schichtmodell. Das ist zum Glück vorbei!
Gibt es weitere Gründe für deine langjährige Treue zu SBB Cargo?
Ich habe einen sehr vielfältigen Job. Morgens mache ich oft Werkstattrundgänge, beantworte E-Mails und übernehme die operative Steuerung des Werkes. Konkret heisst das: Ich schaue gemeinsam mit den Mitarbeitenden, ob wir auf Kurs sind mit unseren Arbeiten oder ob wir priorisieren und allenfalls weitere Massnahmen vornehmen müssen. Als Beispiel: Die Produktion – also derjenige Bereich, der für die Ausführung der Transporte zuständig ist – benötigt kurzfristig zusätzliche Loks, die zur Reparatur bei uns in der Halle stehen. Dann müssen wir Gas geben. Ich priorisiere die anstehenden Arbeiten mit den Verantwortlichen so, dass diese Loks so schnell wie möglich zur Verfügung stehen und gegebenenfalls leiten wir weitere Massnahmen ein. Darüber hinaus fallen Personalthemen und verschiedene Projekte an. Bei mir gleicht kein Arbeitstag dem anderen, so bleibt es spannend – auch nach 20 Jahren.
Was macht dein Team in den Werkstätten?
Einfach gesagt, sind wir dafür zuständig, dass die Lokomotiven einwandfrei laufen. Ist dies nicht der Fall, kommen sie zu uns und wir Instandhalter reparieren sie. Zusätzlich machen wir präventiven Unterhalt, also regelmässig anfallende Servicearbeiten. Das ist vergleichbar mit dem Autoservice, aber in viel grösseren Dimensionen. Auch hier: Die Abwechslung macht’s. Heute wechselt ein Mitarbeiter vielleicht Bremssohlen aus, morgen analysiert er eine komplexe Störung des Bremssystems und am Tag darauf baut er eine Klimaanlage komplett aus und wieder ein. Bei der Planung achten wir explizit auf eine Variation der Tätigkeiten. Das schätzen unsere Mitarbeitenden.
Gibt es keine Spezialisten?
Doch, auch diese sind notwendig. Wir sind folgendermassen organisiert: Wir haben 3 verschiedene Typen von Streckenlokomotiven und 3 Typen Rangierlokomotiven bei uns im RBL. Sämtliche Mitarbeitenden haben ein Gesamtverständnis für alle Fahrzeugtypen pro Einsatzbereich und machen deren präventiven Unterhalt. Zusätzlich sind die Teams jeweils auf bestimmte Fahrzeugtypen und einzelne Mitarbeitende auf bestimmte Systeme spezialisiert. Die Spezialisten sind gefragt, wenn es um komplexere Arbeiten geht.
In der Instandhaltung gehört es dazu, ab und zu während Randzeiten zu arbeiten. Wie motiviert man die Mitarbeitenden dazu?
Es ist ein Geben und Nehmen. Auch ich bin flexibel, wenn meine Mitarbeitenden beispielsweise an einem bestimmten Tag frei haben möchten. Dann versuche ich es entsprechend einzurichten.
Was auch sehr wichtig ist: Die Mitarbeitenden spüren, was sie für SBB Cargo leisten. Ein Grossteil unserer Lokomotiven kommen zur Instandhaltung in den Rangierbahnhof Limmattal, kurz RBL. Das macht uns Stolz, dass wir eine so grosse Verantwortung tragen dürfen.
Zurück zu dir: Wolltest du schon immer Instandhalter werden?
Nein, ursprünglich wollte ich das KV machen. Meine Sprachkenntnisse haben dafür aber nicht gereicht. Als es um die Berufswahl ging, war ich gerade einmal seit sechs Jahren in der Schweiz. Ich habe dann eine Lehre als Elektromechaniker – heute Automatiker – gemacht bei einem Tramhersteller. Danach habe ich bei SBB Cargo als Instandhalter angefangen. Mittels interner und externer Weiterbildungen habe ich mich zum Systemverantwortlichen weiterentwickelt und war für die Lehrlingsbetreuung zuständig. Der nächste Schritt war die Organisation des Tagesgeschäfts als Schichtleiter. In Basel leitete ich ein Team von 35 Mitarbeitenden, bevor ich mein Team hier in Dietikon aufgebaut habe. Heute bin ich froh, dass ich nicht das KV gemacht habe!
Welchen Tipp hast du für jemanden, der einen ähnlichen Weg einschlagen möchte?
Ich empfehle, zuerst an der Front zu arbeiten und dort Wissen anzueignen. Das ist nicht massgebend für eine Führungsfunktion, hilft aber ungemein. Man kann so überall mitreden. Und interne sowie externe Weiterbildungen sind essenziell.
Was muss ein künftiger Instandhalter mitbringen?
Ein Interesse an der Technik und Neugierde. Neue Mitarbeitende bilden wir zuerst ein bis zwei Jahre aus, das Wissen eignen sie sich im so genannten «Onboarding» an.
Welche Verantwortung hat man konkret als Instandhalter?
Wir haben eine hohe Verantwortung für die Qualität und die Sicherheit. Wenn etwas nicht stimmt, kann dies verheerende Konsequenzen haben. Es reicht schon, wenn wir nur einmal eine Schraube nicht richtig festziehen. Die Verantwortung gilt gegenüber dem Fahrzeug, uns selbst sowie unseren Teamkollegen. Sicherheit hat oberste Priorität.
Wie sieht dein nächster Karriereschritt aus?
Ich bin nun an einem Punkt angelangt, der für mich stimmt. Mir ist auch ein gute Work-Life-Balance wichtig, so dass ich Zeit für meine Familie habe. Ich kann mir eine weitere Vertiefung in einem neuen Bereich vorstellen: Jetzt bin ich hier in der Instandhaltung Lok, aber wir haben ja noch viele weitere Bereiche. Die aktuelle Mischung stimmt vollkommen für mich.
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