Die Konferenz «Bosch Connected World» in Berlin zeigt am 9. und 10. März viele neue Möglichkeiten, die sich aus dem «Internet der Dinge» ergeben. Mit dabei: Nicolas Perrin, CEO von SBB Cargo, der die digitale Zukunft des Güterverkehrs präsentieren wird.
Das «Internet der Dinge» ist in aller Munde. Es geht dabei um Sensoren, Maschinen oder Gegenstände, die selbstständig über das Internet kommunizieren. Neben dem vernetzten Haushalt mit Kühlschränken, die automatisch die fehlende Milch nachbestellen, autonom fahrenden Autos oder Fitness-Trackern und Smartwatches steckt das grösste Potenzial dieser Technologie in industriellen Anwendungen. Und in der Logistik.
Am 9. und 10. März werden in Berlin auf der Konferenz «Bosch Connected World» zahlreiche konkrete Lösungen dafür vorgestellt. Der Veranstalter Bosch Software Innovations, das Software- und Systemhaus der Bosch-Gruppe, richtet zudem am 8. und 9. März ebenfalls in der deutschen Hauptstadt die Connected Experience aus – ein Event, das sich direkt an Entwickler von Anwendungen für das «Internets der Dinge» richtet.
Nicolas Perrin, CEO von SBB Cargo, wird am ersten Konferenztag der «Bosch Connected World» die Kooperation der Schweizer Güterbahn mit dem Technologiekonzern vorstellen. Neben dem digitalen Güterzug umfasst die Zusammenarbeit auch die Erprobung eines vernetzten Zustandsüberwachungssystems für den Schienengüterverkehr. «Die Eisenbahn braucht dringend Impulse für den Schritt ins digitale Zeitalter», sagt Perrin. Und da im Gegensatz zur Strasse hier die Initiative leider nicht von der Zulieferindustrie komme, habe man die Sache selbst an die Hand genommen und sich einen Partner ausserhalb der Bahnwelt gesucht.
«Unsere Automobiltechnik lässt sich auch in Branchen wie dem Schienenverkehr nutzen. Mit dem neuen System schaffen wir Transparenz in den Logistikketten zwischen Schiene, Strasse und Schiff und helfen, das erhöhte Transportaufkommen im Güterverkehr effizienter zu bewältigen», erläutert Perrins Korreferent Bernhard Bihr, Geschäftsführer von Bosch Engineering. Gemeinsam mit SBB Cargo wolle man die Logistik auf der Schiene zu einem vernetzten Transportsystem ausbauen.
Beide Unternehmen hätten zu diesem Zweck eine Kooperation zur gemeinsamen Entwicklung eines sogenannten Asset-Intelligence-Systems für den Schienengüterverkehr vereinbart. Bereits seit Februar 2015 ist eine erste SBB Cargo-Testflotte mit einem vernetzten Zustandsüberwachungs-System auf dem schweizerischen Bahnnetz unterwegs. «Der Schienengüterverkehr muss jetzt einen grossen Schritt vorwärts machen, um zukunftsfähig zu werden. Das können wir nur mit Innovationen erreichen – und zwar solchen, die wir in Zusammenarbeit mit anderen Branchen für die Schiene adaptieren», ergänzt Nicolas Perrin.
Um einen Güterzug zum vernetzten Transportmittel zu machen, wird er mit Sensoren ausgestattet, die metergenaue Informationen über seine Position sowie den Zustand von Ladung und Wagen sammeln, wie beispielsweise Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Eine Vernetzungs-Hardware sendet die Daten per Mobilfunk an einen Server und stellt sie dem Bahnbetreiber online zur Verfügung. Damit kann dieser jederzeit nachvollziehen, wo sich Waggons und Waren befinden.
Da es beim Rangieren und Verladen zu Erschütterungen kommt, die allenfalls Güterwagen und Ware beschädigen können, misst künftig ein dreiachsiger Beschleunigungssensor in der Vernetzungs-Hardware die Stärke, Häufigkeit und genaue Position dieser Stösse und wertet die entsprechenden Daten aus. Mögliche Schäden am Güterwagen oder der Ladung können damit ermittelt und die Transportbedingungen in Streitfällen lückenlos nachgewiesen werden.
«Die Digitalisierung ist ein industrieller Entwicklungsschritt und wir wollen unseren Kunden möglichst früh ihre Vorteile bringen», unterstreicht der CEO von SBB Cargo. Zum Beispiel, indem sie mit dem Güterwagen direkt über die Beladung oder den Standort kommunizieren können. Das schaffe Mehrwert und die Kunden der Schweizer Güterbahn hätten sich offen gezeigt, dies auch im Preis für die Transporte zu berücksichtigen.
Infobox: Bosch ConnectedWorld 2016
9.3.2016 – 10.3.2016
bcc Berlin Congress Center
Teilnehmerbeitrag: 1500 Euro
Im letzten Jahr hörten 900 Teilnehmer über 60 Rednern auf der Bühne zu und besuchten mehr als 30 Stände von Partnern im Ausstellungsbereich – darunter Cisco, Vodafone, Salesforce, Intel, Oracle oder Deutsche Telekom. Eine Parallelveranstaltung findet am 27./28. September 2016 in Chicago statt.
«Ein wesentlicher Bestandteil des Internets der Dinge sind verschwindend kleine Computer, die Teil von jedem Alltagsgegenstand werden können. Damit werden die Alltagsgegenstände zu smarten Dingen. Die Kleinstcomputer müssen in der Lage sein, möglichst ohne externe Energiezufuhr Informationen zu sammeln, auszuwerten und drahtlos zu versenden. Weitere Bausteine für den zukünftigen Ausbau des Internet of Things sind die Nutzung der vorhandenen IT-Infrastruktur für zusätzliche Monitoring-Funktionen, mobile Anwendungen oder die Vernetzung von Komponenten, wie zum Beispiel eines Hydraulikzylinders mit integriertem Sensor, der seine Daten per Funk an eine Auswerteeinheit sendet.».
Prof. Elgar Fleisch, wissenschaftlicher Leiter des Innovationslabors «Bosch Internet of Things & Services Lab» an der Universität St. Gallen.