Für den Waadtländer Gilles Durgniat ist der Lokführerberuf die Erfüllung eines Bubentraums. Er erklärt, weshalb er lieber Güter- als Personenzüge fährt und was ihn an seinem Beruf begeistert.
Es ist fast 14 Uhr, als Gilles Durgniat den Führerstand seiner Lok verlässt. Soeben hat er seinen Arbeitstag, der im Morgengrauen begonnen hat, beendet. «Zuerst habe ich einen Güterzug von Lausanne-Triage ins Wallis geführt. Ich hatte Wagen nach St.Triphon, dann nach St.Maurice, Sion und Sierre. Am Anfang war es ein stattlicher Zug: beinahe 1600 Tonnen und fast 700 Meter lang …»
Gilles Durgniat, 29-jährig, arbeitet seit 2007 als Lokführer bei SBB Cargo. Nach einer Lehre als Feinmechaniker entschloss er sich, seinen Bubentraum wahr zu machen und Lokführer zu werden. Nach dem Auswahlverfahren mit verschiedenen Prüfungen und Untersuchungen durchlief er erfolgreich eine intensive einjährige Ausbildung.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Lokführer im Güter- und im Personenverkehr? «Alle sehen dies etwas anders, aber persönlich führe ich lieber Güterzüge: Jeden Tag bestehen die Züge aus anderen Wagen und sind unterschiedlich lang und schwer. Die Fahrweise und das Bremsen sind deshalb immer anders!», erklärt der in Le Bouveret wohnhafte Waadtländer begeistert. «Ich arbeite hauptsächlich frühmorgens und habe so am Nachmittag Zeit für meine erst einige Monate alte Tochter, was ich besonders schätze.» Was gefällt dem Lokführer am besten an seinem Beruf? «Der Führerstand ist mein Büro, ich habe einen Panoramablick auf die Landschaft, die immer wechselt.»
Während er Joghurts, Mineralwasser und Benzin für die Kunden von SBB Cargo befördert, schlafen die meisten Menschen noch. «Als Lokführer muss man gerne allein sein und braucht ein hohes Verantwortungsbewusstsein. Aber ich glaube, wenn man ein paar Sonnenaufgänge an den Ufern des Genfersees beim Schloss Chillon gesehen oder an prächtigen Vollmondnächten durch die verschneite Landschaft gefahren ist, erkennt man die Schönheit dieses Berufs.»
Für Gilles Durgniat ist der Lokführerberuf trotz der Arbeitszeiten – man muss manchmal sehr früh aufstehen – und der grossen Verantwortung auch im 21.Jahrhundert noch ein Kindertraum …
Und so lässt er es sich nicht nehmen, Kinder mit einem freundlichen Pfiff zu grüssen, wenn er ihre leuchtenden Augen auf dem Perron der Bahnhöfe sieht, die er mit seinem Zug passiert.
Bisher erschienen:
– Teil 1: Cargo-Lokführer Järmann
Im November beginnen in Olten und Lausanne je eine Ausbildungsklasse als Cargo-Lokführerin und -Lokführer. Interessentinnen und Interessenten wird empfohlen, vor einer Bewerbung zunächst eine Informationsveranstaltung zum Beruf und zur Ausbildung zu besuchen. Am 22. April abends findet ein solcher Infoanlass in Olten statt. Eine Anmeldung dafür ist erforderlich, und hier finden sich auch mehr Informationen zur Ausbildung – sowohl für Lokpersonal des Güter- wie des Personenverkehrs.