An Bedarf für neue Containertypen besteht kein Mangel. In Österreich hat Innofreight, das bereits eine Reihe von Spezialcontainern für den kombinierten Verkehr entwickelt hat, mit dem Innowaggon einen neuen Waggontyp auf den Markt gebracht. Wie der Transport von schweren Schüttgütern rascher und kostengünstiger abgewickelt wird, erkundete ITJ-Korrespondent Josef Müller vor Ort.
Das österreichische Speditionsunternehmen Innofreight in Bruck/Mur hat einen neuen multifunktional einsetzbaren Containertragwagen entwickelt. Damit habe das Unternehmen eine Innovation auf den Markt gebracht, die in der Logistikbranche mit grossem Interesse aufgenommen werde, freut sich der Innofreight-Geschäftsführer Peter Wanek-Pusset im Gespräch mit dem ITJ.
Leichter Waggon für schwere Ladung
Bei dem Waggon handelt es sich um eine acht-achsige Doppelwageneinheit mit einer Gesamtlänge von 27,3 m und einer Ladelänge von zwei mal 40 Fuss. Das geringe Eigengewicht des Waggons (29 t) erlaubt eine maximale Zuladung von bis zu 151 t und eignet sich daher für den Transport von schweren Schüttgütern in Containern. Der Waggonrahmen ist so gebaut, dass die Schwerkraftentladung ausser- und innerhalb des Waggonträgers erfolgt, wobei die Entladung je nach Ladegut dosiert oder schlagartig möglich ist.
Der Waggon eignet sich für den Einsatz in der Stahl-, Baustoff und Industrielogistik, aber auch für im Entsorgungsbereich und für Bergwerksverkehre. Mit dem Wagen lassen sich beispielsweise 140 t Erz auf Streckenklasse D transportieren. Der Waggon ist mit den ebenfalls von Innofreight entwickelten Spezialcontainern Montainer, Woodtainer und Rocktainer sowie mit allen Standard-Containern für den Schüttguttransport kompatibel. Durch die flexible Kombination dieser unterschiedlichen Behälter für unterschiedliche Güter mit dem neuen Waggon «entwickeln wir uns derzeit zu einem Gesamtlogistikanbieter. Wir haben nicht nur diese Container und diesen Waggon entwickelt, sondern stehen auf Kundenwunsch auch als Dienstleister vor Ort beim Umschlag zur Verfügung», betont Wanek-Pusset, dessen Unternehmen im Vorjahr einen Umsatz von 18 Mio. EUR erwirtschaftete.
Für Verlader in der Montan- oder Stahlindustrie ist interessant, dass mit dem Innowaggon einerseits Rohstoffe herbeigeschafft und andererseits Halb- oder Fertigprodukte abgefahren werden, ohne dass ein Waggonwechsel stattfinden muss. Lediglich die Container werden gewechselt, was Zeit und Geld spart und sich unter dem Strich positiv auf die Logistikkosten auswirkt.
Flotte von 300 Waggons
Bis Ende dieses Jahres werden 300 Innowaggons auf europäischen Schienen unterwegs sein, wobei damit bereits jetzt Erz-Transporte vom steirischen Erzberg zum österreichischen Stahlkocher Voestalpine nach Leoben-Donawitz gefahren werden. Das Prinzip ist immer das gleiche: Die Bahnen wickeln die Transporte operativ ab und Innofreight stellt bei den Abladestellen eigene Stapler für Umschlag und Entladung zur Verfügung. Alternativ werden auch stationäre Entladeanlagen verwendet.
Grosse Bahngesellschaften greifen zu
Das habe sich als Konzept bisher sehr bewährt, freut sich Wanek-Pusset. Er weist nicht ohne Stolz darauf hin, dass derzeit alle 8000 im Fuhrpark befindlichen Container zur Gänze an namhafte europäische Bahngesellschaften wie beispielsweise SBB Cargo, DB Schenker, Green Cargo oder an die österreichische Rail Cargo Group vermietet sind, wobei letztere rund ein Drittel davon für ihre europaweiten Verkehre für unterschiedliche Kunden und Waren verwendet.
Das jüngste Transportprojekt, bei dem Innofreight mit ihren neu entwickelten Innowaggons und ihren ebenfalls im eigenen Haus entworfenen Boxen zum Einsatz kommen, sind Braunkohle-Transporte von einem tschechischen Bergwerk zu einem Energieversorger im gleichen Land. Das schwarze Gold wird in Blockzügen zu deutlich günstigeren Transportbedingungen befördert als zuvor. Drei Mal pro Woche rollen die Züge auf einer Entfernung von 150 km, wobei die Umlaufzeit bei 48 h liegt und jeder Zug aus 13 Innowaggons besteht, auf denen die Braunkohle in Woodtainer XXM (Erfindung von Innofreight) verladen wird.
Mehr Gewicht, weniger Zeit
Pro Zug werden bei einer Achslast von 22,5 t 1800 Nettotonnen Kohle (Brutto-Zuggewicht 2340 t) transportiert. Jeder Zug ist in zwei Teile gesplittet, die Beladung eines Woodtainer XXM dauert gerade mal zehn Minuten. Mit jedem Zug können um 350 t mehr Kohle befördert werden als in herkömmlichen Zugverbänden, hebt Wanek-Pusset hervor. Bei der Entladung werden die Container mit einem Hubstapler mit einem speziellen Greifaufsatz vom Waggon gehoben und vertikal gedreht und entleert, die Entladung eines Containers dauert daher nur fünf Minuten.