Der erste «Güterwagen der Zukunft» von SBB Cargo wird zurzeit umgebaut – er wird unter anderem leiser, leichter und laufstärker als zuvor sein. Mitte 2017 wird die vierjährige Testphase mit 16 umgebauten Wagen starten. In gemeinschaftlicher Arbeit mit einer Vielzahl von Lieferanten und Industriepartnern ist der Zug in den letzten Monaten konfiguriert worden. SBB Cargo leistet damit Pionierarbeit in Europa.
Das Konzept des «Güterwagen der Zukunft», auch «5L-Zug» genannt, ist neuartig. Die fünf «L» stehen für die wesentlichen Verbesserungen, die der Güterwagen bringen wird: leise, leicht, laufstark, logistikfähig und life-cycle-kostenorientiert. Der Zug besteht aus Containerwagen, die mit einer Vielzahl von innovativen Komponenten ausgestattet sind. Dazu gehören beispielsweise radial einstellbare Radsätze im Drehgestell statt fest montierte. Dies führt zu weniger Lärm und weniger Verschleiss – davon profitieren schliesslich nicht nur die Kunden im Güterverkehr, sondern auch jene Leute, die in Gleisnähe wohnen.
Automatische Kupplungen führen zu mehr Effizienz
Statt der herkömmlichen Klotzbremsen werden beim «5L-Zug» neu Scheibenbremsen verwendet. Zudem bekommen die Radsätze einen Schalldämpfer. Dies führt auch gegenüber der überwiegenden Mehrzahl von Güterwagen, die kürzlich lärmsaniert und mit Komposit-Bremssohlen (K-Sohlen) ausgestattet wurden, nochmals zu einer deutlichen Lärmreduktion von 5 bis 10 Dezibel – das ist fast um das doppelte leiser als bisher. Das heisst konkret: der «Güterwagen der Zukunft» ist nicht mehr wesentlich lauter als ein Personenzug. Zudem werden automatische Kupplungen eingesetzt; ein wichtiger Schritt in Richtung Automatisierung des Betriebs, denn durch die automatischen Kupplungen wird die Effizienz auf den Rangierbahnhöfen gesteigert.
Ab Mitte 2017 im Regelbetrieb
Den «Güterzug der Zukunft» hat SBB Cargo in Zusammenarbeit mit dem Technischen Innovationskreis für Schienengüterverkehr (TIS) und mehreren Komponentenherstellern entwickelt. Unterstützt wird das Projekt durch die Bundesämter für Umwelt (BAFU) und für Verkehr (BAV). Der erste Wagen wird momentan umgebaut. Nach der Zulassung wird er von Mitte 2017 an im regulären Betrieb eingesetzt und während der Projektlaufzeit von vier Jahren insgesamt eine Laufleistung von mindestens 400 000 Kilometern erzielen. Der Zug verkehrt erst in der Schweiz, ab Mitte 2018 dann auch international. Bis Mitte 2017 werden insgesamt 16 Wagen zu «5L-Zügen» umgebaut und eingesetzt.
Ein weiterer Schritt Richtung Automatisierung
SBB Cargo arbeitet mittels verschiedener Projekte intensiv an der Automatisierung des Güterverkehrs. Bereits heute sind Güterwagen mit intelligenter Technik ausgerüstet: Verwiegetechnik als Beladehilfe, die Überwachung des Verschlusszustands, RFID-Identifikation von Wagen, Temperaturüberwachung und Geo-Lokalisierung oder eine Stromversorgung für Kühlcontainer durch das SBB-Netz. Der «5L»-Zug ist ein weiterer Schritt in Richtung Automatisierung und eine Pionierleistung in Europa.