«Schienengüterverkehr – Vorbild Schweiz?» Die letzte Ausgabe vom Cargo Magazin geht dieser Frage nach. In einzelnen Beiträgen auf diesem Blog kommen nun Stimmen ausserhalb der Schweiz zu Wort. Den Auftakt macht das deutsche Beratungsunternehmen SCI Verkehr, das kürzlich die Studie «Europäischer Markt für den Schienengüterverkehr» vorgestellt hat.
Die Studie «Europäischer Markt für den Schienengüterverkehr» analysiert auch die Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern. Maria Leenen, CEO der Consultingfirma SCI Verkehr, erläutert im Interview einige Erkenntnisse daraus.
Wie schneidet die Schweiz im Vergleich ab?
Maria Leenen: Die Schweiz ist als Bahnland generell ein Vorbild. Dies liegt insbesondere an der starken Unterstützung seitens der Regierung, aber auch der Bevölkerung. Der Modal-Split-Anteil der Schiene ist im Personen- und im Güterverkehr im europäischen Vergleich herausragend. In der Schweiz spielt die Bahn generell eine deutlich wichtigere Rolle als im Autoland Deutschland. Hier ist die Unterstützung unter anderem aufgrund der wichtigen Autolobby deutlich geringer. Dies kann unter anderem an den niedrigen Pro Kopf Investitionen für die Schiene im Vergleich zur Schweiz dargestellt werden.
Trotzdem ist auch in der Schweiz der Einzelwagenladungsverkehr stark unter Druck?
Die Situation des Einzelwagenverkehrs bleibt schwierig. Denn dieser ist, außer bei gewissen Gefahrguttransporten, relativ gut auf die Straße verlagerbar. Insbesondere in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten besteht daher höherer Wettbewerb durch Speditionen, die wegen der Auslastung auch einmal unter Kosteninveau fahren. Da auf der Schiene die Trassenpreise eine wichtige Kostenkomponente ausmachen, und diese langfristig festgelegt werden, hat die Bahn hier keine Chance, kurzfristig zu reagieren.
Und wenn die Konjunktur wieder anzieht?
Eine Rückverlagerung auf die Schiene findet dann nur noch selten statt. Die Zukunft des Einzelwagenverkehrs ist daher schwierig zu bewerten. Internationale Allianzen wie Xrail sind dabei in jedem Fall notwendig, um das Produkt attraktiver und die Durchführung effizienter zu gestalten.
Was können die Schienengüterverkehrsunternehmen sonst noch tun, um nicht unter die Räder zu kommen?
Vor allem Kosten optimieren, auch bei der Traktion und der Wartung von Rolling Stock. Dann Allianzen schliessen und so eine kritische Größe aufbauen. Aber vor allem die Kunden mit ihren Bedürfnissen besser in den Blick nehmen.
Auszug aus der «Leistungsanalyse ausgewählter Eisenbahnmärkte in Europa»
Die Schweiz zeichnet ein integriertes Ordnungsmodell von Netz und Betrieb aus. Gleichzeitig ist der unternehmerische Gestaltungsspielraum in einem definierten Wettbewerbsrahmen – insbesondere im Güterverkehr – möglich. Der Modal-Split-Anteil der Schiene ist im Personen- und im Güterverkehr im europäischen Vergleich herausragend. Die Schweiz hat als einziges Vergleichsland das Schienennetz seit 1994 ausgebaut. Die hohe Bedeutung der Schiene wird durch den höchsten relativen Wert der Personenverkehrsleistungen im Verhältnis zur Einwohnerzahl unterstrichen. Der hohe Infrastrukturbedarf wird durch die stärkste Schienennetznutzungsintensität aller Vergleichsländer deutlich. Hinter Österreich wendet die Schweiz die höchsten öffentliche Gesamtzuwendungen für die Schiene – bezogen auf die Verkehrsleistung – auf.
Kostenloser Download einer Studienzusammenfassung
Die jüngste Ausgabe vom Cargo Magazin beleuchtet die Frage «Schienengüterverkehr – Vorbild Schweiz?».