«Die Ausbildung zum Lokführer ist anspruchsvoll – und macht Spass!» 

Wer will Streckenlokführer:in bei SBB Cargo (Lokführer:in Cargo Kat. B) werden? Viele! Mehrere Klassen befinden sich zurzeit in Ausbildung oder haben diese kürzlich abgeschlossen. Was auffällt: die Vielfalt der angehenden Lokführenden. Hier stellen sich drei vor.

Fredi Heimberg (50) aus Bern, Depot Olten: 
«Als Kind stand ich stundenlang vor dem Zaun zur Zuckerfabrik Aarberg und beobachtete Züge. Rangierzüge mit Zuckerrüben… und war fasziniert davon. Als Erwachsener ging ich aber zuerst in die USA. Eigentlich wollte ich nur ein Weilchen bleiben. Es wurden 22 Jahre daraus! Ich habe wahnsinnig viel gemacht: Smart-Autos importiert, die ersten iPhones in die Schweiz exportiert, dann Luxus-Autos nach Asien und Europa exportiert – und schliesslich mein Grosserfolg: als U.S.-Vertreter das wasserlose Urinal aus der Schweiz verbreitet. Es gab akuten Wassermangel, da kam ein Pissoir ohne Wasser goldrichtig… 

Anyway – nach über zwei Jahrzehnten an der Verkaufsfront hatte ich genug. Zudem sind all meine Familienmitglieder nach wie vor in der Schweiz. Ich kam zurück – und erinnerte mich an meinen Kindheits-Traum! 

Seit Anfang 2023 lasse ich mich zum Lokführer bei SBB Cargo ausbilden. Die Ausbildung ist tough. Meine Piloten-Lizenz war vergleichsweise easy. Aber es macht grossen Spass: Ich kann einen 2000-Tonnen-Cargo-Zug fahren und gleichzeitig die Schweiz kennenlernen. Zudem stimmt das Gesamt-Päckli bei SBB Cargo. I love it!» 

Sandy Uhlig Fischer (37) aus Rohr (SO), Depot Olten: 
«Ich bin Bähnlerin durch und durch. Dabei kam ich per Zufall zur Bahn – vor 14 Jahren. Meine berufliche Laufbahn begann 2009 im Personenverkehr im Depot Rapperswil. Als Zugchefin S-Bahn machte ich meine ersten Schritte, entwickelte mich 2011 mit der Ausbildung zur Zugverkehrsleiterin in Basel weiter und wechselte 2012 aufgrund meiner ersten Schwangerschaft zu AAR bus+bahn nach Aarau, wo ich als Bahnbetriebsdisponentin tätig war. Durch meine Vorkenntnisse im Billettwesen fand ich mich jedoch mehrheitlich im Verkauf wieder – was wiederum der Auslöser für meinen Wechsel in die Lokpersonaldisposition war: Knapp zehn Jahre lang setzte ich mich als Ressourcendisponentin im operativen Bereich für meine Lokführer bei railCare, SBB Cargo und BLS Cargo ein und kam dann nach der Geburt unserer zweiten Tochter von Bern wieder zurück. 

Durch meine unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche konnte ich mich laufend weiterbilden und meinen Rucksack mit vielen Erfahrungen füllen. Doch etwas fehlte: Lokführerin sein! Die Faszination war schon immer da, aber der Mut, den Schritt zu wagen, hatte noch gefehlt. Und so fing ich im Februar 2023 mit meiner Ausbildung bei SBB Cargo an. Ich habe das Glück, einen Ausbildner zuhause zu haben, denn ich werde von meinem Mann, der ebenfalls Lokführer ist, tatkräftig unterstützt. 

Die Ausbildung bei SBB Cargo ist zwar wirklich anspruchsvoll, doch es lohnt sich. Was mir besonders gefällt, ist die Freiheit: Ich bin drinnen und gleichzeitig draussen. Und wenn morgens die aufgehende Sonne in den Führerstand strahlt, ist das ein wunderbares Gefühl – fast so schön wie bei einem Ausritt mit meinem Pferd. Aber jetzt möchte ich erstmal sattelfest auf der Lok werden, um die Weichen für meine Zukunft und meine Ziele zu stellen.» 

Joël Colombi (37) aus dem Maggiatal, Depot Bellinzona: 
«Gestern fuhr ich von Bellinzona nach Basel und es war ruhig. Aber kürzlich wurde es turbulent: In Flüelen funktionierte die Lok nicht mehr. Ich versuchte ruhig zu bleiben, machte einen Reset und habe einige weitere Manöver ausprobiert. Nach 40 Minuten konnte ich weiterfahren. Da war ich stolz und habe gemerkt, was für eine grosse Verantwortung ich trage! Man muss immer bereit sein. Das gefällt mir so an diesem Beruf. 

15 Jahre lang habe ich als Zimmermann und Spengler gearbeitet. Doch es war schon immer mein Wunsch, Lokführer zu werden und einmal einen Güterzug zu fahren. Zusammen mit meinem Vater betreibe ich eine Modelleisenbahn. Wir haben über 200 Loks! Wieso ich erst Mitte Dreissig Lokführer wurde? Eigentlich schon etwas früher – vor fünf Jahren wurde ich Fahrer bei einem kleineren Bahnunternehmen. Als ich dann einmal einen Kollegen im Führerstand von Locarno nach Zürich begleiten durfte, war für mich klar: Ich will Streckenlokführer sein – am liebsten bei SBB Cargo. Ich liebe es, allein und in Ruhe zu arbeiten. 

In der Ausbildung kannte ich einiges schon, trotzdem war es abwechslungsreich und ich habe viel Neues gelernt. Nun bin ich seit ein paar Wochen ausgebildeter Lokführer B. Es ist mein Traumjob: die Abwechslung, die Landschaften, die Verantwortung. 

Besonders gerne fahre ich abends und nachts. Da ist der Verkehr ruhiger und flüssiger. Und ich habe am Tag Freizeit, kann mit meinen drei Hunden spazieren gehen oder im Winter skifahren. Ob ich bis zu meiner Pension Züge fahren will? Oh ja – da bin ich mir ziemlich sicher!» 

Die Ausbildung zum/r Lokführer:in Cargo Kategorie B dauert 13 Monate. 18 Personen haben 2022/23 die Ausbildung erfolgreich absolviert. 29 Kandidierende sind derzeit in Ausbildung. 

Weitere Informationen gibt es auf der Seite: Lokführer:in SBB Cargo.

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