Ob Autos, Wohnungen, Loks oder ganze Lastwagen-Flotten: Die «Shareconomy» ist unter dem Motto «Teilen ist das neue Haben» auf dem Vormarsch. Aber verändern diese neuen Business-Modelle auch die traditionelle Logistik-Landschaft?
Das kalifornische Start-Up Uber sorgt schon seit einiger Zeit für heisse Diskussionen. Doch die Pläne des finanzstarken Unternehmens gehen weiter. «Potenzial für einen Logistikdienstleister auf hohem Niveau hat Uber definitiv. Mit seinem weltweiten Netz an inzwischen hunderttausenden von Fahrern könnte das Start-up zum Logistik- und Transport-Konzern werden, der überall auf der Erde zahlreiche Fahrzeuge auf der Strasse hat, die auf Bestellung Waren zum Empfänger transportieren», schätzt der Branchendienst iBusiness in einem Analysebericht.
Durch die richtige Organisation und Routenoptimierung gebe es viel Einsparpotenzial bei Fahrzeugen und Strecken. Ausserdem wisse Uber über die Standortfunktion der App jederzeit, wo sich seine Kundinnen und Kunden aufhalten. Das Unternehmen könne seine Fahrer zu effizienten Logistikexperten ausbilden, die Menschen sowie Güter transportieren und ihre Routen über eine Software in Echtzeit planen, heisst es weiter.
Der neue Megatrend der Sharing Economy hat bereits weite Anwendungsfelder im privaten und geschäftlichen Bereich erfasst. Besonders erfolgreich sind hierbei das Car-Sharing und das Wohnungs-Sharing. «Beim Trend zum kollektiven Konsum handelt es sich um eine Wiederbelebung von bekannten Nutzungsformen. Durch das Internet erhält das Teilen aber eine neue Qualität und Dimension», sagt Heike Simmet, Professorin für Betriebswirtschaft an der Hochschule Bremerhaven. Anbieter und Nachfrager aus aller Welt würden in Sekunden zusammengebracht. Eine zusätzliche Dynamik erhalte die Shareconomy durch Smartphones und Tablets.
Auch in die Logistik – so die Expertin – halten die Grundprinzipien der Sharing Economy zunehmend Einzug. So mache in den USA in diesem Zusammenhang das kalifornische Start-Up Cargomatic von sich reden, das freien Laderaum auf Lastwagen gegen Kostenbeteiligung an Unternehmen vermittle. Paketauslieferungen nach dem Sharing-Prinzip würden jenseits des grossen Teichs bereits erfolgreich von Unternehmen wie Shipster angeboten.
Ein weiterer Logistik-Aspekt sei das Prinzip des Selfstorage, das heisst die Nutzung gemeinschaftlicher Lagerräume. «Der amerikanische Online-Marktplatz Flexe ermöglicht damit gerade mittelständischen Unternehmen eine enorme Flexibilität in der Lagerwirtschaft bei einem geringen Risiko hinsichtlich der Auslastung und der Finanzierung», so Simmet.
Logistik- und Handelsunternehmen müssten sich jetzt den Chancen der Sharing Economy öffnen, um den Anschluss an die neue vernetzte Digital-Ökonomie nicht zu verlieren. Denn die Bedeutung einer intelligenten Vernetzung aller logistischen Prozesse werde durch die neuen Aufgaben in der Industrie 4.0 immer stärker. «Das flexible Agieren in digitalen Netzwerkstrukturen avanciert daher zum zentralen Erfolgsmuster in der Logistik», sagt die Wissenschaftlerin.
Weiterer Beitrag zum Thema:
«Mitfahrdienst Uber will Logistikmarkt aufmischen»