Die Logistik ist zwar laut einer aktuellen Studie ein Vorreiter bei der Transformation der Wirtschaft in Richtung Industrie 4.0. Doch in einem Punkt steckt die Branche noch in den Kinderschuhen.
Die Logistik-Branche hat sich auf dem Weg zur vierten Industriellen Revolution eine Spitzenposition erarbeitet. Das stellt zumindest eine Studie des IT-Dienstleisters Computer Sciences Corporation (CSC) fest, für die 900 Unternehmensentscheider in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt wurden. Der Grund für diese positive Einschätzung: Speziell beim Materialfluss innerhalb von Unternehmen – der Intralogistik – bilden digitale Transportketten häufig schon heute kommunizierende Prozesse nach der Vision einer «Intelligenten Fabrik» ab.
«Die Logistik sollte als Know-how-Treiber für Industrie-4.0-Projekte in der Fertigungsindustrie eine Schlüsselrolle spielen», betont Claus Schünemann, Vorsitzender der Geschäftsführung von CSC in Deutschland. Und das nicht nur in den Distributionscentern von Unternehmen, sondern beispielsweise auch beim Containerumschlag der grossen Überseehäfen oder im Schienengüterverkehr. Doch genau daran hapert es noch. Wenn es über die Unternehmensgrenzen hinausgeht, merkt man von der Pionierrolle der Logistik nicht so viel. Eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen den Logistikdienstleistern, Transportunternehmen und Kunden sowie ein reibungsloser Austausch von Auftragsdaten ist hier grösstenteils noch Zukunftsmusik.
Schünemann verweist jedoch als bereits realisiertes Praxisbeispiel auf die Salzgitter AG mit ihrem integrierten Hüttenwerk. Deren Tochtergesellschaft, die Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter GmbH (VPS), transportiert jährlich rund 43 Millionen Tonnen Güter auf der Schiene. Mit einem eigenen Streckennetz von 380 Kilometern sowie knapp 60 Lokomotiven und 2000 Güterwagen gehört sie zu den grösseren Eisenbahnunternehmen in Deutschland und betreibt die Salzgitter-Werksbahnen an den Standorten Peine, Salzgitter und Ösenburg. Darüber hinaus sind auch deutschlandweit Stahlzüge im Einsatz, zum Beispiel aus dem Werk Salzgitter in die Seehäfen nach Brake und Hamburg.
In seiner heutigen Ausbaustufe unterstützt das neue digitale Betriebsinformationssystem bei VPS (Video) die gesamte Prozesskette des Bahnbetriebs von der Entgegennahme der Aufträge bis hin zur Abrechnung der durchgeführten Transporte mit dem Kunden. Die integrierte Supply Chain kommt dabei weitgehend ohne manuelle Eingriffe aus. So kann das Unternehmen heute die Aufträge von den Kunden direkt online in das System übernehmen, die Transporte dort in den einzelnen Leitstellen verfolgen, abgeschlossene Transporte im System aufbereiten und die entsprechenden Daten zur Abrechnung in nachgeschaltete Anwendungen weitergeben. Ein wesentlicher Vorteil besteht darin, dass die prozessierten Daten nicht nur zur Abrechnung, sondern auch für die Kalkulation und die Weiterentwicklung der Betriebsabläufe nutzbar sind.
Ein schneller Know-how-Transfer solcher praktischen Erfahrungen in die produzierende Industrie, vor allem im Mittelstand, scheitert aber derzeit meist an fehlendem Personal. Nur knapp jedes dritte Unternehmen – so stellt die CSC-Studie fest – verfügt über ausreichend Fachkräfte, die sowohl IT-Wissen als auch Kenntnisse aus den Bereichen Logistik und Fertigung mitbringen, um in der Industrie 4.0 tätig zu sein.
Die CSC-Studie fand in Deutschland, Österreich und der Schweiz statt.