Den Güterverkehr auf der Schiene zu modernisieren, ist anspruchsvoll. SBB Cargo will künftig das Rollmaterial intelligenter machen, es miteinander vernetzen und den Kunden mehr Informationen über ihre Transporte liefern.
SBB Cargo leistet mit einem Anteil von 25 Prozent an der gesamten Transportleistung Strasse/Schiene einen hohen Beitrag für die Logistikkette der Schweizer Unternehmen. Daher ist es für die Unternehmung unerlässlich, in einem sich schnell wandelnden wirtschaftlichen Umfeld jederzeit ein modernes Angebot zu bieten. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Digitalisierung, die auch von diesem Bereich der Logistikbranche keinen Halt macht. Den Güterverkehr auf der Schiene zu modernisieren, sei anspruchsvoll, erklärt Anja-Maria Sonntag, Projektleiterin Automation. «Unsere Wagen funktionieren bisher ohne Elektronik und sind nicht vernetzt», so Sonntag. Aus diesem Grund testet SBB Cargo diverse Möglichkeiten, das Rollmaterial intelligenter zu machen, es miteinander zu vernetzen und damit unter anderem den Kunden mehr Informationen über ihre Transporte zu liefern. Dabei werden Wagen mit Sensoren und einem GPS bestückt. Die Instrumente ermitteln Temperatur, Feuchtigkeit, Erschütterung und Position des Wagens und senden die Daten über Mobilfunk an einen zentralen Server. Dort werden die Messreihen ausgewertet und mittels Algorithmen in nützliche Informationen verwandelt. SBB Cargo arbeitet an mehreren Teilprojekten, die den Schienengüterverkehr modernisieren. Einerseits geht es um die Wagen, anderseits um Systeme, die es schon gibt:
Asset Intelligence: Die Wagen sind mit GPS ausgerüstet, können über verschiedene Sensoren Angaben zu ihrer Beladung machen, die Temperatur überwachen oder die Instandhaltung unterstützen. Der Wagen schlägt so bei einem unvorhergesehenen Ereignis sofort Alarm.
Wayside Intelligence: Die Rangierbahnhöfe werden mit Kameras ausgestattet. Deren Bilder ermöglichen eine visuelle Kontrolle der Fahrzeuge. In einem späteren Schritt sollen die Kameras entlang der Strecken installiert werden bzw. jene genutzt werden, die schon bestehen. So können Schäden und Pannen unterwegs detektiert werden. «Wir möchten auch die letzte Meile vereinfachen und beschäftigen uns daher mit automatischer Kupplung und automatischen Bremsproben», erklärt Sonntag.
Digitalisierung macht produktiver und konkurrenzfähiger
Die neuen digitalen Technologien unterstützen die Mitarbeitenden. Gemäss Sonntag würden damit keine Arbeitsplätze wegrationalisiert. «Es gibt schon heute Funktionen bei SBB Cargo, die wir nur mit Mühe besetzen können.» In den nächsten 15 Jahren würden viele Mitarbeiter pensioniert. Harte körperliche Arbeit sowie Schichtarbeit seien bei den Jungen heute nicht mehr so gefragt.
«Ohne Automatisierung hätten wir Mühe, diese Arbeiten zukünftig noch zu erledigen. Insofern unterstützt uns die Digitalisierung und macht uns produktiver», betont Sonntag. Die neuen Technologien werden auch in der Ausbildung berücksichtigt. Eine Herausforderung dabei sieht Sonntag
bei Mitarbeitenden, die sich bisher weit weg von Computer und Smartphone bewegt haben. «Diese müssen wir entsprechend weiterbilden.»
Die Digitalisierung ist für die Unternehmung auch eine Chance, gerade in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit. «SBB Cargo ist einem starken Wettbewerb ausgesetzt. Durch die Digitalisierung können wir unser Angebot im Wagenladungsverkehr zukunftsfähig machen», konkretisiert Sonntag. Mit der Auswertung der Big Data wolle man neue Erkenntnisse über die Funktionsweise von Logistikketten
gewinnen. «Davon versprechen wir uns Prozessoptimierungen, Effizienzsteigerungen und damit
Wettbewerbsvorteile. Gleichzeitig sei die Digitalisierung auch ein wichtiges Instrument, um attraktive Arbeitsplätze anzubieten.