Das portugiesische Eisenbahnnetz wird in den nächsten Jahren mit einem differenzierten Programm gestärkt. Der Nutzen gerade im Güterverkehr rangiert vor dem Prestige.
Vom bisherigen Sparkurs in Portugal war im Gegensatz zu Spanien massiv die Eisenbahn betroffen, während neue Autobahnen entstanden. Viele Linien wurden stillgelegt und die geplante Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Lissabon und Madrid beerdigt. Der Nachholbedarf in der Infrastruktur ist gross. Die neue sozialistische Regierung Portugals hat im Februar beschlossen, in den nächsten sechs Jahren 2,7 Mrd. EUR in die Eisenbahn-Infrastruktur zu investieren. Das Programm umfasst eine Streckenlänge von 1200 km. Die Finanzierung übernimmt zu 95% die Europäische Union.
Hauptstrecke und grenzüberschreitender Verkehr
Als erste Massnahme beginnen schon dieses Jahr die dringendsten Infrastrukturverbesserungen an der Hauptlinie von Lissabon nach Porto. Dabei handelt es sich um einen 35 km langen Abschnitt zwischen Alfarelos und Pampilhosa auf der Linha do Norte. Nebst der Gleiserneuerung werden bis 2020 Verbesserungen der Entwässerungssysteme künftig Überflutungen und Streckenunterbrüche wie im letzten Februar verhindern.
Wegen der Einstellung von drei Linien nach Spanien (Barca d’Alva–La Fuente de San Esteban, Torre das Vargens–Badajoz, Torre das Vargens–Cáceres) konzentriert sich der internationale Verkehr auf die beiden einspurigen Strecken über Valença nach Vigo sowie Vilar Formoso nach Salamanca. Diese Kapazitäten erweisen sich im grenzüberschreitenden Güterverkehr als ungenügend. Die Hauptbelastung trägt die Linha da Beira Alta, die als elektrifizierte Gebirgsstrecke zwischen Lissabon auf Meereshöhe und Guarda auf 811 m die Grösstneigung von 20 Promille aufweist. Die Leistungsfähigkeit des «Corredor Internacional Norte» über Vilar Formoso nach Spanien und den übrigen europäischen Ländern wird damit verbessert. Im Zentrum steht die Verlängerung der Kreuzungsgleise für 750 m lange Güterzüge statt der heute zulässigen 500 m. Damit können die Betriebskosten um 35% reduziert werden.
Private Betreiber und der Anschluss nach Madrid
Die Elektrifizierung der einspurigen Linha do Minho, der zweiten nach Spanien führenden Strecke, wird über 43 km von Nine bis Viana do Castelo fortgesetzt. Gleichzeitig werden die Kreuzungsgleise auf 750 m verlängert. Diese von Porto nordwärts zum Hafen Vigo in Spanien führende Linie gehört der privaten Güterbahn Takargo.
Seit der Einstellung der Linha do Leste (Torre das Vargens – Badajoz) sowie Ramal de Cáceres (Torre das Vargens – Cáceres) führt von Portugal keine Eisenbahnlinie mehr in den Grossraum von Madrid. In die Planung aufgenommen wird deshalb eine 92 km lange Neubaustrecke von Évora nach Spanien, wo in Caia bei Badajoz die Verknüpfung mit dem Netz der spanischen Renfe vorgesehen ist.
Von Lissabon nach Süden reicht der Fahrdraht der Linha do Sul bis nach Faro. Das Investitionsprogramm beinhaltet auf der anschliessenden Linha do Algarve, im äussersten Südwesten Europas, die Elektrifizierung der dieselbetriebenen Strecken von Tunes nach Lagos sowie von Faro nach Vila Real de Santo António an der Grenze zu Spanien. Mit diesem Infrastrukturprogramm wird in Portugal das Steuer gedreht, ohne auf Prestigeprojekte wie in Spanien zu setzen.