Die Prognose für die Schweiz steht: Der Güterverkehr wird bis 2030 um 20 bis 40 Prozent wachsen. Wie sieht es in anderen europäischen Ländern aus? Ein Blick über die Grenzen.
Die deutsche Bundesregierung liegt in ihren Voraussagen meistens richtig. In ihrer Verkehrsprognose 2030 nimmt sie es genau: 38 Prozent Tonnen-Kilometer mehr in den nächsten 15 Jahren sagt die Regierung in Sachen Güterverkehr voraus. Grund für diese rasante Zunahme sei vor allem die hohe Dynamik des internationalen Handels. Grenzüberschreitende Verkehre würden deshalb bis zum Jahr 2030 um 42 Prozent zunehmen, Transitverkehre gar um 52 Prozent.
Themenschwerpunkt
Der Binnenverkehr könne mit 31 Prozent ebenfalls ein deutliches Wachstum verzeichnen. Prozentual grösster Profiteur des Zuwachses bei der Güterverkehrsleistung werde laut Prognose die Bahn mit 43 Prozent sein, gefolgt vom Lkw mit 39 Prozent und dem Binnenschiff mit 23 Prozent.
Auch in den anderen Nachbarländern wird mit Zuwächsen gerechnet. So prognostiziert die EU-Kommission für den Euroraum bis 2030 einen Anstieg des Güterverkehrs um 40 Prozent. In einzelnen Ländern geht man von noch höheren Steigerungsraten aus. In Belgien zum Beispiel rechnet man je nach Szenarium mit einer Zunahme von 52 bis 182 Prozent. Die «Verkehrsprognose Österreich 2025+» erwartet, dass der Güterverkehr bis 2025 um rund ein Viertel steigen wird. Der Schiene wird dabei mit einem Zuwachs von rund 54 Prozent ein überproportionales Wachstum vorhergesagt.
Ist die Schieneninfrastruktur auf diesen Ansturm vorbereitet? «Nur in einigen Ländern wird pro Kopf genug investiert», sagt Maria Leenen, Geschäftsführerin der Unternehmensberatung SCI Verkehr in Hamburg.
Die Spitzenposition habe dabei die Schweiz mit umgerechnet 445 CHF inne, was unter anderem an den hohen Kosten der Alpenquerungen liegt, gefolgt von Österreich mit rund 200 Euro. Beide Alpenländer sehen zudem für ihre Schienennetze seit Jahren höhere Summen vor als für ihre Strasseninfrastruktur.
Doch auch in anderen europäischen Ländern liegt der Netzausbau im Fokus: Schweden brachte 160 Euro pro Bürger auf, die Niederlande 139 und Grossbritannien 120. In Italien (81 Euro) setzte die Politik ebenfalls klare Signale für die Ertüchtigung des Netzes, während Deutschland – so Leenen – mit 54 Euro pro Einwohner den Anschluss an wirtschaftlich potente Länder in Europa zu verlieren drohe.
Unter den betrachteten Ländern investierten im Jahr 2013 lediglich Frankreich (47 Euro pro Kopf) und das rezessionsgeplagte Spanien (27 Euro pro Kopf) weniger in ihre Eisenbahninfrastruktur als Deutschland.