Der Lastwagen für kurze, die Bahn für lange Strecken – das war einmal. Seit Dezember 2019 fährt SBB Cargo für Feldschlösschen ab dem Hauptsitz drei neue Touren, wobei eine nur 40 Kilometer lang ist. Wir zeigen, warum sich das lohnt.
Ein Katzensprung ist es, den SBB Cargo neuerdings für Feldschlösschen zurücklegt – zumindest güterverkehrstechnisch. Die Strecke Rheinfelden AG (Hauptsitz Feldschlösschen) bis Rickenbach SO misst rund 40 Kilometer und ist die kürzeste Distanz, die Feldschlösschen bisher auf die Schiene verlegt hat. Zum Vergleich: Die längste Strecke ist mit 385 Kilometern fast zehnmal so lang und führt quer durch die Schweiz, von Landquart GR nach Satigny GE.
Die neue Tour ist kein Selbstläufer, wie Charles Bernhard, Key Account Manager bei SBB Cargo, betont: «Auf Kurzstrecken hat die Bahn gegenüber Lastwagen einen Nachteil, da sie höhere Initialkosten zu stemmen hat. Für gewöhnlich gilt: Je länger die Distanz, desto wettbewerbsfähiger die Bahn.» Das Besondere im Fall Rickenbach: Hier kann SBB Cargo im bestehenden Netz fahren und den Verkehr so äusserst effizient abwickeln. Für die Verlagerung auf die Schiene sprechen gemäss Bernhard die hohe Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit der Bahn sowie die Tatsache, dass auch nachts gefahren werden kann (Nachtsprung).
Mit Cross Docking schneller ans Ziel
Für Feldschlösschen spielte bei den Neuverkehren auf der Schiene neben den genannten Vorteilen die Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle. Der grösste Getränkehändler der Schweiz gehört zu den Pionieren der E-Mobilität und legt grossen Wert auf eine möglichst CO2-neutrale Verteilung seiner Waren – Stichwort «Green Cargo». Dabei soll die Bahn die sogenannt erste Meile übernehmen (Produktionsstätte bis Cross-Docking-Punkt oder Depot, vgl. Abbildung), ein Lkw die letzte Meile (Feinverteilung zu Gastronomiebetrieben und Detailhändlern). Beim Cross Docking wird die Ware termingerecht (just in time) an einen bestimmten Cross-Docking-Punkt geliefert und von dort ohne Zwischenlagerung direkt zum Empfänger transportiert. Der Güterumschlag erfolgt dabei bedarfsgerecht und möglichst schnell. Im Gegensatz zu klassischen Verteilzentren ist Cross Docking ökonomischer, da die Kosten für Lagerhallen, Personal usw. tiefer ausfallen.
Weniger Fehler erlaubt
Trotz erfolgreicher Partnerschaft sind die Herausforderungen für SBB Cargo nicht von der Hand zu weisen. Zum einen bedeutet der Trend zum Cross Docking, dass sich die Bahn noch weniger Verspätungen leisten kann. Die Fehlertoleranz seitens Kunden ist geringer als früher, weil mit der Just-in-time-Zustellung auch die Anforderungen an Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit gestiegen sind. Zum andern müssen bei der Planung stets Faktoren wie Streckensperrungen und Unterhaltsarbeiten berücksichtigt werden, was viel Flexibilität erfordert. Charles Bernhard weiss allerdings um die Stärken der Bahn und hat eine klare Vision, was die Zusammenarbeit mit Feldschlösschen anbelangt: «Die vier Neuverkehre sind ein grosser Erfolg, bedeuten aber nicht, dass wir das Angebot nicht noch weiter ausbauen möchten.» Die Ambition sei es, irgendwann die gesamte Distribution von Feldschlösschen an die Cross-Docking-Punkte und Depots per Bahn zu machen.
Fotos: Daniel Winkler