Seit Mitte Mai ist der „Europetrain“ in der Schweiz unterwegs. Gestern Abend hat das Schweizer Fernsehen einen Bericht über den Testzug gebracht, der ein neues, lärmarmes Bremssystem erprobt.
Rund 12.000km wird der Zug auf dem Schweizer Schienennetz zurücklegen und nach Fahrten in Skandinavien und Deutschland die günstigeren, aber noch nicht zugelassenen LL-Bremssohlen aus Verbundstoffen am Berg und im Gefälle erproben. Zusammengestellt aus verschiedenen Waggontypen und beladen mit diversen Gütern fahren SBB Loks den Testzug mehrmals auf der Strecke Basel- Brig-Basel über den Lötschberg. Zudem begleiten Experten der SBB die Arbeit in den internationalen Gremien.
Ziel des „Europetrain“ ist es, die lärmarmen LL-Sohlen in der Praxis zu testen und deren europaweite technische Zulassung zu erreichen. Die LL Bremssohle hat das Potenzial, den Schienenlärm im Vergleich zur herkömmlichen Güterzügen zu halbieren. Im Unterschied zur K-Sohle („K“ = „Komposit“), die den Lärm gleichfalls halbiert, lässt sich die LL-Bremssohle jedoch mit deutlich geringerem finanziellen Aufwand einbauen. Dank dieser Technologie müssten an den Güterwagen nicht mehr die Bremssysteme angepasst, sondern lediglich noch die konventionellen durch LL-Bremssohlen ersetzt werden.
Ende 2010 hat SBB Cargo die Lärmsanierung ihres letzten Güterwagens mit K-Sohlen abgeschlossen. Damit sind 85 Prozent aller Wagen von SBB Cargo bereits heute lärmarm unterwegs. Da zwei Drittel der auf ihren Transitstrecken durch die Schweiz verkehrenden Fahrzeuge aus dem Ausland stammen, ist die Schweizer Güterbahn an weiteren Fortschritten auf diesem Gebiet interessiert und unterstützt den „Europetrain“, der unter Federführung des Eisenbahn-Weltverbandes UIC (Union internationale des chemins de fer) fährt und von rund 30 europäischen Bahnen unterstützt wird. Mit einer Zulassung der günstigeren LL-Bremssohlen würden sie einen weiteren Meilenstein in den europäischen Anstrengungen zur Bekämpfung des Eisenbahnlärms erreichen.