Die ungleiche Behandlung von Fracht und Passagier ist im Schienengüterverkehr ein klassisches Thema. Es geht aber auch anders, wie in Skandinavien deutlich wird. Die verschobene Sanierung der nordschwedischen Bahnstrecke zwischen Boden und Bastuträsk ist für den Schienenverkehr insgesamt ein Nachteil. Die Politik steht auf der Bremse – aus finanziellen Gründen, wie es heisst.
Die Sanierungsarbeiten der vernachlässigten Infrastruktur auf der 180 km langen Strecke zwischen Boden und Bastuträsk in Nordschweden starten statt in 2015 erst in 2020, wie das schwedische Trafikverket mitgeteilt hat. Als Ursache werden finanzielle Probleme angegeben. Auf der nördlichen Stammbahn wird mit Stahlzügen ab Luleå, Kupferzügen ab Gällivare, Papierzügen ab Kalix sowie den Korridorzügen zwischen Narvik und Oslo ein intensiver Güterverkehr abgewickelt. Gleichzeitig werden aber in Schweden die Trassenpreise laufend erhöht.
Nach mehreren Entgleisungen war Anfang 2014 die maximale Geschwindigkeit für Güterzüge auf 70 km/h statt 100 km/h, für Personenzüge auf 90 statt 120 km/h begrenzt worden. Das Schienengüterunternehmen Green Cargo kritisiert u.a., weshalb Leerzüge, die weniger Gewicht als Schlafwagenzüge haben, nicht ebenfalls mit 90 km/h verkehren dürfen. Die Einschränkungen auf der einspurigen und hauptsächlich von Güterzügen befahrenen Strecke mit wenig Kreuzungsmöglichkeiten führen zu einer markanten Kapazitätsverminderung. Die Halbierung der Fahrgastzahlen hat dazu geführt, dass zwei von ursprünglich sechs Zugpaaren im Reiseverkehr eingestellt worden sind.
Gegen die negative Entscheidung von Trafikverket haben Green Cargo und die Handelskammer des Bezirks Norrbotten scharfen Protest erhoben. Der aus der SS AB, Billerud Karlsborg, Ferruform, Gestamp Hardtech, LKAB, Polarbröd, SCA Munksund, Setra Group, Stenvalls Trä und Älvsbyhus bestehende Logistikrat von Nordschweden beziffert den alljährlichen Schaden auf 60 Mio. EUR.