Wegen Erdrutsch unterbrochen: wenn Felsbrocken herunterdonnern, läuft oft nichts mehr. Vor kurzem konnte die SBB einen drohenden Felssturz sichern. Solche Umweltrisiken nehmen zu, denn das Klima verändert sich. Wo stehen wir punkto Klimawandel? Antworten darauf liefert der Beitrag.
Ein Sicherheitsrisiko oberhalb der Bahnlinie zwischen Zug und Arth-Goldau: dort hat sich unlängst ein schwerer Felsblock gelöst. Fällt dieser auf die Gleise, könnte dies verheerende Folgen haben. Deshalb hat die SBB sofort reagiert und den Felsblock mit Stahlseilen gegen ein Abrutschen gesichert.
Solche Ereignisse überraschen nicht: Eine Folge des Klimawandels ist eine erhöhte Tendenz zu Starkregen. Dadurch können Rutschungen und Felsstürze nicht nur heftiger und häufiger, sondern auch an neuen Orten auftreten. Generell verändert sich das Klima mit steigenden Temperaturen immer stärker.
Wir steuern auf bis +5°C zu
Unser globaler Kurs steuert momentan auf eine Erderwärmung von + 4.5°C bis +5°C im Jahr 2100 zu. Dieser Wert liegt deutlich über dem Ziel des Pariser Klimaabkommens. Dessen Ziel ist es, die Erderwärmung auf unter +2°C und wenn möglich auf maximal +1.5°C Erwärmung gegenüber dem vorindustriellen Niveau von 1850 zu begrenzen. Aktuell beträgt die globale Erwärmung +1.2°C. Das Vorhaben ist äusserst ambitioniert, wie Katrin Neuhaus Weber, Fachexpertin Nachhaltigkeit bei der SBB, erklärt: «Gemäss aktuellsten Studien erreichen wir die 1.5°C-Grenze wohl bereits in den nächsten vier Jahren».
Die Erderwärmung auf unter +2°C zu beschränken bis ins Jahr 2100 ist aber durchaus noch möglich: Massnahmen wie das Netto-Null-Ziel für 2050 des Bundes sind dazu unumgänglich. So soll die Schweiz ab 2050 nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre ausstossen, als durch natürliche und technische Speicher aufgenommen werden. Um unvermeidliche Emissionen aus der Landwirtschaft oder aus bestimmten industriellen Prozessen auszugleichen, sind zusätzlich so genannte «negative Emissionen» notwendig. Diese entstehen beispielsweise dadurch, dass CO2 der Atmosphäre entzogen und dauerhaft im Boden gespeichert wird.
In der Schweiz steigt die Temperatur schneller als weltweit
In den letzten 150 Jahren ist die durchschnittliche Temperatur in der Schweiz doppelt so schnell angestiegen wie im weltweiten Durchschnitt. In der Schweiz beträgt die durchschnittliche Erwärmung bereits +2.5°C. Der Temperaturanstieg lässt sich durch rein natürliche Faktoren wie Sonnenaktivität nicht erklären. Eine zentrale Ursache ist die gestiegene CO2-Konzentration in der Atmosphäre. «Dafür sind wir Menschen verantwortlich, das ist inzwischen unbestritten», sagt Katrin Neuhaus Weber.
Die Klimaszenarien für die Schweiz
Auch bei der künftigen Entwicklung ist der Faktor Mensch ausschlaggebend. Wir bestimmen, wie stark sich das Klima verändern wird. Dabei zeigen Prognosen die Relevanz von Klimaschutzmassnahmen deutlich: Während die Sommer-Temperaturen in der Schweiz ohne Klimaschutz bis 2085 um +4 bis +7 °C steigen, kann der Anstieg durch Klimaschutz auf +1 bis +2.5 °C abgemildert werden (Abb. 3). Katrin Neuhaus Weber ergänzt: «Mittlerweile gibt es viele und zuverlässige Daten. Diese erlauben einen konkreten Blick in die Zukunft.»
Mögliche Auswirkungen des Temperaturanstiegs ohne Klimaschutzmassnahmen sind in den Schweizer Klimaszenarien CH2018 dargestellt. Diese zeigen deutlich: Die Sommer werden trockener, die Niederschläge heftiger – und es gibt mehr Hitzetage. Gleichzeitige schneit es seltener und weniger. «Das Gute ist: Wir kennen die Ausgangslage. Grundsätzlich wissen wir also, was zu tun ist», meint Katrin Neuhaus Weber. Sie ist zuversichtlich – zumindest was die SBB anbelangt: «Ich arbeite mit vielen motivierten Menschen zusammen. Gemeinsam setzen wir uns bei der SBB für den Klimaschutz und die notwendigen Anpassungen an das Klima ein.»
Durch frühzeitige Anpassung Schäden vermeiden
Das Ziel der Anpassungen: Negative Auswirkungen auf Kundinnen und Kunden, Mitarbeitende sowie Infrastruktur, Rollmaterial und Gebäude möglichst beschränken. Dazu stehen Untersuchungen in Zusammenarbeit mit Hochschulen ebenso wie die Erarbeitung von Massnahmen im Fokus. Womit sich die SBB konkret beschäftigt und welche Chancen sich für den Güterverkehr ergeben, erfahren Sie demnächst im 2. Teil unseres Beitrags über den Klimawandel.
Quellen:
1 Globaler Klimawandel – aktueller Wissensstand – MeteoSchweiz (admin.ch)
2 Klima: Das Wichtigste in Kürze (admin.ch)
3 Schweizer Klimaszenarien – MeteoSchweiz (admin.ch)
4 Klimawandel – MeteoSchweiz (admin.ch)
5 Weltwetterorganisation (WMO) – Jährliches Klima-Update