Der Werkplatz Schweiz ist unter Druck und die Entwicklung macht auch vor den mittelständischen Logistikunternehmen nicht Halt. Josef Jäger, CEO von Camion Transport mit Hauptsitz in Wil, sprach mit Christian Doepgen über die unmittelbaren Auswirkungen der Euro-Schwäche, die Integration des Stückgut-Geschäfts von Fiege und die eigenen Ansätze in intermodaler und grüner Logistik.
Wie beurteilen Sie in der Rückschau die Ergebnisse des Unternehmens in 2014?
Im Vergleich zu den letzten 5 Jahren war 2014 für uns ein unterdurchschnittliches Jahr. Auf einen schwachen Jahreseinstieg folgte ein Sprung von mehr als 15% zusätzlicher Sendungen, den wir z.T. fremdvergeben mussten. Der Umsatz stimmte, die Kosten waren überproportional hoch.
Haben sich die Warenflüsse, die Camion Transport befördert, seit dem 15. Januar 2015 verändert?
Wir selbst fakturieren wenig in Euro, spüren aber den Druck, der auf unseren Kunden lastet. Deren Margen sind gesunken, was zunächst auf unsere Preise durchgeschlagen hat. Jetzt sinken die Volumina, v.a. im Export. Manche Verlader planen, ihre Produktion ins Ausland zu verlegen. Die Sendungszahlen werden sich bis Ende 2015 nicht nennenswert erholen.
Sie nehmen die Integration des Bereichs Stückgut der Fiege Logistik seit einem Jahr vor. Wie ist der Stand der Dinge?
Das ist ein gelungenes Kapitel. Ich habe schon einige Integrationen begleitet, aber die Zusammenarbeit mit Fiege läuft sehr gut. Die Prozesse und die Qualität stimmen, da die IT erfolgreich harmonisiert ist, und die Volumina bleiben stabil.
Wie geht der Bau des neuen Cargo Logistik Centers bei Schaffhausen voran?
Das Projekt macht Freude. Es ist ein seltenes Beispiel dafür, dass Organisation und Kosten im Plan bleiben können. Wir werden im April 2016 eröffnen.
Und das Logistikzentrum in Rümlang?
Wir haben seit der Inbetriebnahme im April 2014 eine Auslastung von ca. 80% erreicht – mit schnelldrehenden Waren. Für andere Güter ist z.B. das Lager Bülach da. Im starken Wirtschaftsraum Zürich ist eine Auslastung der Lager viel einfacher als in anderen Regionen.
Sie setzen auf den intermodalen Ansatz. Wie entwickelt sich die Zusammenarbeit mit der SBB Cargo?
SBB Cargo arbeitet professionell. Themen wie Lokschäden o.ä. werden angepackt. Mit dem Fahrplanwechsel 2016/17 erwarten wir weitere Verbesserungen.
Wie halten Sie es mit grüner Logistik?
Wir sind seit April nach der Europäischen Norm 16258 zertifiziert – das Ergebnis von zwei Jahren Arbeit. Das Thema ist ein wichtiger Pfeiler. Es wird sowohl bei Ausschreibungen relevanter als auch in der Schonung von Mensch und Material.
Wie läuft Ihr Qualitätsmanagement?
Auf drei Ebenen: über ISO-Audits, durch Leistungskennzahlen für die Kunden, oft mit Bonus-Malus-Regelungen, sowie das hauseigene Monitoring, das wöchentlich Zahlen mit einem Ampelsystem liefert.
Wie sehen Sie die Zukunft?
Man spürt die Internationalisierung. Die Grosskonzerne setzen zunehmend internationale Benchmarks an und stufen die Schweiz als kostenträchtig ein. Dagegen setzen wir die Vorteile eines liberalen Arbeits- und Steuerrechts und die Tradition der mittelständischen Familienbetriebe. Grösser ist nicht immer besser.